Marvel wird mystisch! - Kritik zu Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings

Shang Chi.jpg

Shang-Chi (Simu Liu) lebt ein scheinbar normales Leben in San Francisco, wo er als Parkwächter arbeitet. Dann aber wird er von einer mysteriösen Gruppe angegriffen, die seinen Anhänger entwendet, den ihm einst seine Mutter schenkte. Gemeinsam mit seiner besten Freundin Katy (Awkwafina) reist er nach Macau, um seine Schwester Xialing (Meng’er Zhang) zu warnen, dass auch sie in Gefahr ist. Shang-Chi muss sich schließlich seiner Vergangenheit stellen, die er hinter sich gelassen zu haben glaubte. Als er in das Netz der mysteriösen Organisation der Zehn Ringe hineingezogen wird, die sein Vater (Tony Leung Chiu Wai) anführt, erkennt Shang-Chi, dass er ihn und seine Zehn Ringe stoppen muss.

Mit Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings legt Marvel den mittlerweile 25. Film im Marvel Cinematic Universe vor. Der zweite Film von Phase Vier hat erstmals einen asiatischen Helden im Fokus, der zuvor noch in keinem einzigen Film des MCU Erwähnung fand. Somit steht das Kinoabenteuer um Shang-Chi vor der nicht ganz so einfachen Aufgabe, seinem Publikum den Hintergrund zu der Figur zu erklären, gleichzeitig seine aktuelle Herausforderungen spannend zu gestalten und vor allem seinen künftigen Platz im MCU zu ebnen. Und das alles bitte schön kompakt …

Zugegeben, so ganz unbekannt ist Shang-Chi dann doch nicht beziehungsweise gab es seit Iron Man mehr als eine Andeutung auf die Zehn Ringe und den Mandarin. Ihren ersten Auftritt hatte die Gruppierung in Iron Man als Entführer von Tony Stark, in Iron Man 2 gab es die nächsten Andeutungen, und der Auftritt von Ben Kingsley in Iron Man 3 als vermeintlicher Mandarin dürfte dem Publikum nachhaltig in Erinnerung geblieben sein. Nun gibt es aber (endlich) eine Erklärung, wer der Mandarin ist, wie er zu den Zehn Ringen gekommen ist und was es damit überhaupt auf sich hat.

Dafür nimmt Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings sich bereits zu Beginn ausreichend Zeit und erklärt genau diese Aspekte in einer Rückblende, die dabei hilft, in diese neue Welt einzutauchen. Beeindruckend ist das erste Aufeinandertreffen von Shang-Chis Vater und Mutter, das nicht nur optisch ansprechend ist, sondern auch klar macht, welche Richtung die Martial-Arts-Sequenzen einschlagen werden: Elegant. Wunderbar choreographiert. Tänzerisch. Mystisch. Fans von Wǔxiá-Filmen dürften sich hier umgehend Zuhause fühlen.

Kein simples Hau druff!

Ein cleverer Schachzug ist es dann, anschließend die Welt, in welcher der erwachsene Shang-Chi lebt, vorzustellen. In kurzen, aber humorvollen Sequenzen wird die Freundschaft zwischen Shang-Chi und Katy beschrieben, bevor der Film eine Actionsequenz serviert, die einen in Atem hält. Der Titelheld kämpft auf engstem Raume, nämlich in einem Linienbus, gegen eine Gruppe Angreifer. Zwar hätte etwas weniger CGI der Szene bestimmt gut getan, dennoch ist die Marschroute für den Film vorgegeben. Die Kampfszenen sind anders, und es ist erstaunlich, dass Marvel auch für Film Nummer 25 etwas Neues aus dem Hut gezaubert hat.

Erstmals sind im MCU auch mystische Wesen zu sehen, denn Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings beschränkt sich nicht rein auf die Martial-Arts-Elemente. Die Handlung berücksichtigt die asiatische Kultur und Mythen, wie es für einen US-Amerikaner oder Europäer vermutlich den gängigen Vorstellungen entspricht, und wandert dabei nicht in die Klischeeschublade ab. Stattdessen vereint der Film das Beste aus beiden Welten, sodass das Publikum in diese neue Gesamtwelt abtauchen kann.

Comedy, Action, Freundschaft - der Cast liefert alles ab

Auch der Cast trägt dazu bei, dass das Abenteuer um Shang-Chi zu einem gelungenen Popcorn-Kino-Vergnügen wird. Simu Liu kann den Film in der Titelrolle tragen und beweist, dass er nicht nur in den kämpferischen Momenten überzeugen kann. Liu hat ein gutes Gespür für komödiantisches Timing und Momente - immerhin möchte Marvel auch in Phase Vier nicht auf Comedy-Elemente verzichten. Der Darsteller schafft es, dass diese Szenen nicht platt wirken oder seine Figur ins Lächerliche ziehen. Die Medienschelte, die er gerade im asiatischen Raum vor der Produktion des Films bezogen hat, ist unbegründet. Liu spielt Shang-Chi respektvoll und kann auch mit seiner durchtrainierten Optik überzeugen.

Weiterhin ist es der Geschichte sehr zuträglich, dass die Chemie zwischen Liu und Awkwafina stimmt. Awkwafina übernimmt die Rolle von Shang-Chis bester Freundin Katy und schafft es, dass die Figur, die dazu auserkoren ist, mitunter als Comic Relief zu fungieren, nicht zur kompletten Lachnummer mutiert. Dass Awkwafina zwischen Figuren springen kann, hat sie bereits in Jumanji: The Next Level bewiesen. Und so ist auch Katys buchstäbliche Reise in Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings spannend mit anzusehen. Es sind dann doch eben oft die leisen Momente und Töne, in denen eine Figur am meisten überzeugen kann - Awkwafina hat hier den richtigen Weg für Katy gefunden.

Endlich mal kein eindimensionaler Bösewicht

Im restlichen Cast tauchen einige Überraschungen auf, die sich bereits im Vorfeld über die Medien angekündigt haben. Besonders hervorzuheben ist hier aber noch Tony Leung Chiu Wai, der als The Mandarin respektive Shang-Chis Vater endlich einmal einen Bösewicht im MCU verkörpert, den man beim Verlassen des Kinos nicht sofort vergessen hat. Seine Figur ist vielschichtig und mitunter auch von einer emotionalen Komplexität, sodass die Handlungsmotive nicht so eindimensional wirken wie in anderen Filmen des MCU.

Einen Kritikpunkt mag es für manche aber doch geben: Nicht jedem wird die Erzählstruktur von Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings gefallen. Dadurch, dass bis dato so gut wie nichts über Shang-Chi, seinen Vater und die Ten Rings im MCU konkret und detailliert bekannt war, greift die Handlung stark auf erklärende Rückblenden zurück. Dies mag den Rhythmus des Films für manche stören. Die anderen werden es vermutlich angenehmer empfinden, mit mehreren kleineren Rückblenden konfrontiert zu werden, als eine lange Sequenz zu haben.

Fazit

Mit Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings entführt Marvel sein Publikum in eine vollkommen neue und vor allem mystische Welt. Shang-Chi feiert dank des Casts und der neuen Elemente einen gelungenen Einstieg in das MCU, sodass man gespannt sein darf, wohin der Weg ihn, Katy und auch seine Schwester Xialing noch führen wird.

Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings Poster
Originaltitel:
Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings
Kinostart:
02.09.21
Laufzeit:
132 min
Regie:
Destin Daniel Cretton
Drehbuch:
Dave Callaham, Destin Daniel Cretton, Andrew Lanham
Darsteller:
Simu Liu, Awkwafina, Meng'er Zhang, Fala Chen, Florian Munteanu, Benedict Wong, Michelle Yeoh, Ben Kingsley, Tony Leung
Mit Shang-Chi präsentiert Marvel den ersten neuen Helden in der 4. Phase des Marvel Cinematic Universe.

Regeln für Kommentare:

1. Seid nett zueinander.
2. Bleibt beim Thema.
3. Herabwürdigende, verletzende oder respektlose Kommentare werden gelöscht.

SPOILER immer mit Spoilertag: <spoiler>Vader ist Lukes Vater</spoiler>

Beiträge von Spammern und Stänkerern werden gelöscht.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren.
Ein Konto zu erstellen ist einfach und unkompliziert. Hier geht's zur Anmeldung.