Die Stargazer - Kritik zu Star Trek: Picard 2.01

SPOILER

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Nachdem die ersten beiden Staffeln von Star Trek: Discovery viele Fans enttäuscht hatten, sollte 2020 Jean-Luc Picard Star Trek endlich wieder zu alter Stärke führen. Staffel 1 von Star Trek: Picard startete auch verhältnismäßig vielversprechend, fiel dann aber am Ende komplett auseinander. Staffel 2 ließ anschließend fast zwei Jahre auf sich warten und brachte zudem einige Veränderungen hinter den Kulissen mit sich. Mit Akiva Goldsman und Terry Matalas übernahmen zwei neue Showrunner die kreative Ausrichtung der Serie. Das Duo schrieb dabei auch direkt den Auftakt der neuen Staffel und es wird schnell klar, dass man einige Kurskorrekturen vorgenommen hat.

Tatsächlich fühlt sich "Die Stargazer" in vielen Bereichen wie ein Reboot an. Dies zeigt sich nicht nur darin, dass einen größeren Zeitsprung gibt, viele Figuren finden sich auch in einer neuen Rolle wieder. Für Picard selbst hat sich allerdings gar nicht so viel verändert. Der Admiral ist zurück auf seinem Weingut, wobei auch schnell der emotionale Arc für die Figur etabliert wird. Drehte sich in Staffel 1 alles um Picards Reue und Selbstvorwürfe, steht nun das Thema romantische Beziehungen beziehungsweise der Mangel dieser im Mittelpunkt. Dies ist nicht unbedingt neu für die Figur und wurde beispielsweise schon einmal in Star Trek: Treffen der Generationen thematisiert, allerdings sind ja nun noch einmal ein paar Jahre mehr vergangen. Von daher bleibt abzuwarten, was die Autoren daraus machen.

Etwas befremdlich ist der Umstand, dass Picards körperliche Veränderung praktisch kaum eine Erwähnung findet. Rein technisch gesehen ist Picard ja sogar in der 1. Staffel gestorben und wurde durch eine künstliche Kopie ersetzt. Damit scheint allerdings nun absolut niemand ein Problem zu haben und irgendwie wirkt es so, als würden die Sache etwas unter den Teppich gekehrt. Generell spielt das Thema künstliche Intelligenzen nun keine große Rolle mehr. Dies zeigt sich beispielsweise auch darin, dass der komplette Konflikt rund um Androiden aus Staffel 1 ebenfalls in einem Nebensatz gelöst wird.

Der neue Status Quo

Statt sich mit Atlasten auseinanderzusetzen, die allerdings vermutlich ohnehin nicht mehr zu retten waren, drücken die Autoren erzählerisch aufs Tempo, was der Episode sehr gut tut. Nach dem actionreichen Auftakt und einem ersten Zwischenstopp auf Picards Weingut erfahren die Zuschauer, was der Rest der Hauptfiguren mittlerweile so treibt. Die größte Veränderung hat sicherlich Rios durchgemacht, der nun in der Sternenflotte als Captain sein eigenes Schiff befehligt, wobei dieses mit Stargazer einen historisch bedeutenden Namen trägt.

Raffi arbeitet dagegen mittlerweile in der Sternenflottenakademie, wo sie mit Elnor auch gleich einen bekannten Kadetten hat. Der romulanische Weltraum-Samurai bekommt in der ersten Episode allerdings nicht viel zu tun. Gleiches gilt auch für Soji, die ebenfalls nur einen kurzen Auftritt hat. Die größte Veränderung hat aber anscheinend Alison Pills Agnes durchlaufen. Die Wissenschaftlerin wirkt teilweise wie eine komplett neue Figur, was tatsächlich keine schlechte Idee zu sein scheint. Auch haben sich die Autoren dafür entschieden, alle romantischen Beziehungen der 1. Staffel zu resetten. Dies betrifft nicht nur Agnes und Rios, sondern auch Seven of Nine und Raffi. Wobei letztere Beziehung ohnehin etwas befremdlich war, das sie im Staffelfinale ohne irgendeinen nachvollziehbaren Aufbau präsentiert wurde.

Alte Bekannte schauen vorbei

Der Plot in "Die Stargazer" wird schnell vorangetrieben. Nachdem Picard sich zunächst auf seinem Weingut befindet, erscheint er kurz darauf bereits in der Sternenflotten-Akademie und wenig später an Bord von Rios's Schiff. Hier treffen er und seine Bekannten auf einen alten Feind. Nachdem sowohl Seven of Nine als auch die Stargazer eine Anomalie im Weltraum untersuchen, stellt sich diese als Portal heraus, in dem schon bald ein Borg-Schiff erscheint.

Die Borg sind jedoch nicht gekommen, um den Alpha-Quadranten erneut anzugreifen. Stattdessen wollen sie nicht nur Frieden mit der Föderation, sondern dieser sogar beitreten. Die Idee ist durchaus interessant, allerdings ist man als Zuschauer nach einigen Jahren der neuen Star-Trek-Ära auch deutlich vorsichtiger geworden, was spannende Ideen betrifft. Zu oft haben die Autoren leider gezeigt, dass sie daraus wenig machen. Treu bleiben sich die Borg dann aber bei der Art der Verhandlungstaktik. Diese ist, nennen wir es mal, eher forscher Natur. So wird kurzerhand und ohne Einwilligung ein Abgesandter auf die Stargazer geschickt.

Der Verhandlungspartner, der von Agnes für die Königin gehalten wird, zeigt sich dann in einer für Borgs ungewöhnlichen Optik. Bei dem verhüllten Gesicht stellt sich dann natürlich schnell die Frage, ob hier für später eine große Enthüllung geplant ist oder ob es sich um den Zwang der neuen Trek-Produzenten handelt, bekannten Trek-Spezies unbedingt ein neues pseudo-cooles Design zu geben. Beides wäre irgendwie typisch.

Wirklich verhandelt wird in der Episode allerdings nicht mehr. Nachdem Chaos ausbricht und die Figuren auf der Brücke miteinander streiten, wie sie auf den ungewollten Gast reagieren sollen, lässt Picard das Schiff zerstören, als der Borg kurz davor steht, die Kontrolle zu übernehmen. Anschließend findet er sich jedoch nicht im Jenseits wieder, sondern auf seinem Weingut. Dieses hat sich jedoch ziemlich verändert und der Grund dafür wird schnell klar. Mit Q schaut ein weiterer alter Bekannter vorbei und scheint für Picard wieder einiges in petto zu haben.

Fans bekommen einiges geboten

Neben dem leichten inhaltlichen Reboot scheint man im Staffelauftakt auch für viele vergraute Altfans einiges bieten zu wollen. Besonders auf ihre Kosten kommen dabei sicherlich Freunde der Sternenflottenraumschiffe. So gibt es mit der neuen Stargazer nicht nur ein interessantes neues Schiff, das sowohl Innen als auch Außen sowohl modern als auch klassisch trekig wirkt, es tauchen noch jede Menge weitere Schiffe auf. Unter anderem gehören beispielsweise die Schiffe Ross, Sutherland, Reliant und Gagarin zu der Flotte, die sich den Borg entgegenstellt. Diese sind bisher nur aus Star Trek Online bekannt und feierten nun auch ihr Realdebüt.

Natürlich darf auch der Auftritt von Whoopi Goldberg in ihrer Rolle als Guinan nicht unerwähnt bleiben. Goldberg reiht sich die Reihe der TNG-Darsteller ein, die in Picard für einen kurzen Gastauftritt vorbei schauen und grundsätzlich ist es immer schön sie zu sehen. Wirklich relevant für die Episode ist Guinan allerdings nicht unbedingt, geht es in dem Gespräch doch vor allem darum, noch einmal den Charakterarc von Picard für diese Staffel zu betonen. Am Ende ist der Auftritt aber doch ganz nett, wenn auch nicht unbedingt notwendig.

Fazit

Mit "Die Stargazer" nehmen die Autoren von Star Trek: Picard einen leichten Reboot vor, welcher der Serie sehr gut tut. Der Auftakt ist flott und unterhaltsam erzählt, bietet einiges für langjährige Fans und ist ein Mut machender Einstieg in die neue Staffel. Wirkliche Euphorie hält sich aber noch etwas in Grenzen, dazu haben die Produzenten von Star Trek zuletzt zu oft aus vielversprechend Anfängen zu wenig gemacht. Hoffnung kann man aber trotzdem haben, dass es diesmal anders wird. Die Grundlage scheint vorhanden.

zusätzlicher Bildnachweis: 
© Paramount / Amazon Prime Video

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