Teil V: Kritik zu Obi-Wan Kenobi 1.05

SPOILER

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Obi-Wan Kenobi 05 Darth Vader

Nachdem "Teil IV" von Obi-Wan Kenobi schon sehr kurz ausfiel, hält sich Laufzeit der vorletzten Episode der Mini-Serie ebenfalls in Grenzen. Dafür passiert allerdings inhaltlich wieder deutlich mehr. "Teil V" beinhaltet nicht nur gleich zwei Lichtschwertduelle, in der Episode gibt es auch einige Enthüllungen sowie ein Rückblick in eine Zeit, in der Darth Vader noch den Namen Anakin Skywalker trug. Allerdings bedeutet dies nicht, dass die Macher in der Folge plötzlich alles richtig machen. Erneut wechseln sich Licht und Schatten ab und hinterlassen wieder einmal einen zwiespältigen Eindruck.

Obi-Wan gegen Anakin

Die Tatsache, dass Lucasfilm für Obi-Wan Kenobi nicht nur Ewan McGregor, sondern auch Hayden Christensen wieder zurückholte, war schon im Vorfeld der Produktion ein Indikator dafür, dass man in der Serie vermutlich einen Rückblick in die Zeit vor der Order 66 bekommt. In "Teil V" ist nun endlich soweit und den Zuschauern wird eine Lehrstunde von Anakin Skywalker präsentiert, in die Autoren die Stärken und Schwächen des späteren Darth Vaders auf den Punkt bringen. Das Lichtschwertduell zwischen Obi-Wan und Anakin sowie ihr Gespräch ist auch tatsächlich der beste Teil der Episode, allerdings gibt es hier auch einen kleinen Haken.

So dürfte sich vermutlich kaum ein Fan an einen der Prequel-Film erinnern, in dem Anakin Skywalker wie ein 40-jähriger Mann aussah. Während Lucasfilm und Disney in der Regel vergleichsweise erfolgreich Verjüngerungseffekte einsetzen, funktionieren diese hier gar nicht, zumindest was Hayden Christensen betrifft. Irgendwie haben es die Macher hinbekommen, dass dieser in der Szene älter aussieht als Ewan McGregor.

Dies ist wohlgemerkt nicht der einzige Moment, in dem in "Teil V" das scheinbar geringe Budget auffällt. Vieles in der Episode sieht doch eher billig aus und man wird das Gefühl nicht los, dass die Macher von Obi-Wan Kenobi deutlich weniger finanzielle Ressourcen zur Verfügung hatten als beispielsweise für The Mandalorian bereitstehen. Dies ist vor dem Hintergrund, dass man hier eine Serie hat, in der Obi-Wan Kenobi und Darth Vader wieder aufeinandertreffen, doch recht fragwürdig.

In der Falle

Rein inhaltlich erinnert die Ausgangslage in "Teil V" an das Finale von Star Wars: Die letzten Jedi. Obi-Wan und mehrere Flüchtlinge befinden sich in einer Basis und müssen Zeit schinden, während imperiale Truppen versuchen, durch eine Tür zu brechen. Leider will hier nicht wirklich ein bedrohliches Gefühl aufkommen, da die Szene, in der die Sturmtruppler auf eine Metalltür schießen, ebenfalls alles andere als hochwertig aussieht. Ganz im Gegenteil. Dazu kommt, dass sich Reva selbst einfach wenige Momente später durch die Tür schneidet, was die Szenen vorher etwas sinnfrei erscheinen lässt.

Im anschließenden Kampf liegt es dann an Tala Durith, durch ihr Opfer Obi-Wan und seinen Mitstreitern genug Zeit für den Rückzug zu erkaufen. Die Szene scheint für Obi-Wan deutlich emotionaler zu sein als vermutlich für viele Zuschauer, was daran liegt, dass Tala bis zu ihrem Ende als Figur relativ blass blieb. Dies schienen auch die Autoren bemerkt zu haben, denn kurz vor ihrem Ableben durfte sie Obi-Wan noch ihre Geschichte und Motivation erzählen, ob dies am Ende aber bei vielen Zuschauern dafür sorgt, dass plötzlich eine emotionale Verbindung entsteht, darf bezweifelt werden.

Die Rache der Jedi-Schülerin

Erneut stark im Mittelpunkt steht natürlich auch wieder die dritte Schwester Reva Sevander. In "Teil V" wird sie zunächst nicht nur zur Großinquisitorin befördert, es wird auch ihre Motivation enthüllt. Dass es sich bei Reva um eine ehemalige Jedi-Schülerin handelt, die beim Massaker im Jedi-Tempel vor Ort war, hatten viele Fans in den vergangenen Wochen bereits vermutet. Entsprechend kommt auch die Tatsache, dass Reva sich an Vader rächen will, nicht unbedingt überraschend. Leider macht dies die Figur kaum interessanter, sondern eher noch fragwürdiger. Reva wirkt nicht unbedingt wie eine Person, die sich mit subtilem Vorgehen und Raffinesse in die Inquisition eingeschlichen hat.

Aber auch Vader verhält sich in der ganzen Geschichte nicht wirklich nachvollziehbar. Wenn er ohnehin wusste, dass Reva eine Verräterin ist und der Großinquisitor noch lebt, warum macht er sie dann überhaupt zur Großinquisitorin? Gerade kurz vor dem Moment, in dem Vader glaubt, Obi-Wan in die Enge getrieben zu haben, hat es überhaupt keinen taktischen Vorteil, Reva zu befördern.

Letztendlich bekommt Reva durch Obi-Wan in dieser Folge aber die Chance, sich Vader zu stellen. Das zweite Lichtschwertduell in dieser Episode dürfte allerdings wieder die Gemüter spalten. Während Vader in der kompletten Folge wieder gewohnt stark dargestellt wird und als echte Naturgewalt herüberkommt, wirkt alles in dem Kampf etwas ungelenk. Hier hat man durchaus das Gefühl, dass die Macher nicht ganz wissen, was sie mit Vader anstellen sollen, der ja nicht unbedingt für seine Agilität bekannt ist. Konnte man dies in "Teil III" noch recht gut kaschieren, gelingt dies hier deutlich weniger.

Für Reva hat das Duell am Ende nicht den erhofften Ausgang. Die ehemalige Jedi-Schülerin verliert nicht nur den Kampf, sondern wird auch auf dem Planeten zurückgelassen. Dies wirkt allerdings ebenfalls wieder etwas arg gewollt. Wenn man bedenkt, dass die Inquisition seit Jahren durch die Galaxie reist, um alles zu töten, was nur irgendwie Machtpotenzial hat, erscheint es unrealistisch, dass man eine Verräterin in den eigenen Reihen, die sogar einst als Jedi trainiert hat, einfach so zurücklässt, ohne sicherzustellen, dass sie tatsächlich tot ist. Vermutlich ging es aber wohl darum, dass die Autoren unbedingt eine finale Konfrontation zwischen Reva und Obi-Wan aufbauen wollten, auf die es wohl nun in der letzten Episode herauslaufen wird.

Fazit

Obi-Wan Kenobi bleibt ein Enigma. Auch wenn sich "Teil V" verbessert zeigt im Vergleich zur Vorgängerfolge, gibt eine ganze Reihe von Entscheidungen, die einen mit Fragenzeichen zurücklassen. Von schlechten Effekten über billige Inszenierungen bis hin zu unlogischen Entscheidungen ist in dieser Folge alles dabei. Selbst die Lichtblicke wie das Lichtschwertduell zwischen Obi-Wan und Anakin werden so getrübt.

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