Neue Stadt - Frischer Wind? Kritik zu Scream VI

Scream Ghostface.jpg

Ein Jahr ist nach den Ereignissen in Woodsboro vergangen. Tara, Chad und Mindy sind für ihr Studium nach New York gezogen. Und auch Taras Schwester Sam ist mit von der Partie, um ihre kleine Schwester nicht aus den Augen zu lassen. Ein Entrinnen scheint es aber auch im Big Apple nicht vor Ghostface zu geben. Pünktlich zu Halloween schwingt der altbekannte Killer wieder sein Messer und macht Jagd auf die vier …

Im vergangenen Jahr ließen Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett das Franchise rund um Ghostface wieder aufleben. Mit dabei waren einige neue Darsteller wie Jenna Ortega (Wednesday), Melissa Barrera (Vida), Mason Gooding (Booksmart) oder Jasmin Savoy Brown (The Leftovers). Darüber hinaus gehörten aber auch Neve Campbell, Courtney Cox und David Arquette zum Ensemble, die in ihre alten Rollen  zurückkehrten. Während Teil 5 also eine Brücke in die heutige Zeit schlagen durfte, hat Teil 6 nun eine andere Aufgabe - das Franchise erfolgreich weiterzuführen. 

Da war es nur noch eine ...

Allerdings ist es in diesem Fall keine leichte Aufgabe. David Arquette ist logischerweise in diesem Teil nicht mit dabei, er durfte heldenhaft im vorherigen Part niedergemetzelt werden. Neve Campbell überlebte den Film zwar, fehlt jedoch dieses Mal, da die Vertragsverhandlungen gescheitert waren. Somit bleibt von der Veteranentruppe lediglich Courtney Cox übrig. Diese macht ihre Sache aber routiniert und wie gewohnt ordentlich. Auch wenn die Abwesenheit von Sidney kurz erklärt wird und eine kleine Hommage an Dewey nicht ausbleibt, bleibt dennoch das Gefühl, dass etwas fehlt. Und dieses Gefühl möchte den gesamten Film lang nicht weichen.

Dafür gibt es ein weiteres Wiedersehen aus den alten Zeiten. Hayden Panettiere hat als Kirby wie in Scream 5 bestätigt den vierten Teil überlebt und ist nun mit dabei, wenn es darum geht, Ghostface durch New York zu jagen. Dabei hat die Figur nichts von dem verloren, was sie bereits 2011 ausgemacht hatte. Kirbys sehr eigener Sinn für Humor funktioniert auch heute noch und beweist, warum sie zu den Fanlieblingen gehört.

Generell hängt im Scream-Franchise viel von der Sympathie für die Figuren ab. Und das mag der Grund sein, warum die Verfolgungs- und Aufschlitzjagden mit Ghostface vermutlich letztendlich nur bedingt zünden. Das Publikum hatte bislang nur einen Film Zeit, um mit den neuen Figuren vertraut zu werden; bei Sam kommt noch hinzu, dass sie die Tochter von Billy Loomis ist und deswegen mit psychischen Problemen zu kämpfen hat - also nicht unbedingt die perfekte Identifikationsfigur. Fieberte man in den vorherigen Filmen noch um das Überleben der Gejagten mit, fehlt dies in Scream VI ein wenig. Dazu sind einigen Figuren doch zu konstruiert oder - im schlimmsten Fall wie bei Mindy - eine blasse Kopie bekannter Gesichter.

Kunstblut war wohl im Angebot ...

Allerdings ist der Killerinstinkt von Ghostface in diesem Teil in der Tat auf einem neuen Level. Die Figur geht skrupelloser vor und schreckt wie bereits im Trailer zu sehen war nicht vor einem sehr öffentlichen Messerschwingen zurück. Dazu kommt die bislang größte Portion Brutalität, die es bislang in dem Franchise zu sehen gab. Das funktioniert an manchen Stellen, an anderen Stellen fehlt jedoch der perfide Spaß, den Ghostface beim Morden hatte. Den Reiz am Scream-Franchise machen die Katz- und Maus-Spiele aus, Ghostface war bislang ein Killer, der mit seinen Opfern noch gespielt hat, wenn es kein Entrinnen mehr gab. Scream VI lässt dies missen, hier steht der maximale Verbrauch von Filmblut im Vordergrund. Was damit sinkt, ist die Leichtigkeit und der selbstironische Blick auf das Genre. Punkte, die wesentlich zum Erfolg des Franchises beigetragen haben und hier fast völlig fehlen.

Aber dennoch macht Scream VI als eigenständiger Film in den richtigen Momenten Spaß. Das Ensemble funktioniert auf seine eigene Art und Weise, das Zusammenspiel und die Chemie zwischen den Darstellenden stimmt. Gerade Jenna Ortega lässt vergessen, dass man sie in den vergangen Monaten eher mit Wednesday als mit Scream in Verbindung gebracht hat. Und auch Melissa Barrera meistert ihre Aufgabe, einen traumatisierten Kontrollfreak zu spielen, so souverän wie im Vorgängerfilm. 

Zur Stimmung trägt zusätzlich bei, dass die Handlung um die Halloween-Zeit angesiedelt ist, was die Möglichkeit für einige Easter Eggs eröffnet. Insbesondere die U-Bahn-Fahrt, die bereits im Trailer zu sehen war, entpuppt sich als heiteres Suchspiel, welche bekannten Horrorgenre-Figuren versteckt sind. Zu sehen sind Aushängeschilder des Genres, aber auch einige weniger bekannte Charaktere haben ihren Platz gefunden. Die U-Bahn ist allerdings auch das einzige, was den Film typisch für New York macht. Die Stadt setzt sich wenig in Szene, was zu einem wohl dem Umstand geschuldet ist, dass die Dreharbeiten nicht in New York selbst stattfanden. Zum anderen ist ein US-College-Setting wie in Scream VI wohl auch ziemlich austauschbar.

Fazit

Scream VI möchte vieles richtig machen, trifft aber dafür oft nicht die richtigen Entscheidungen. In vielen Szenen fehlt das, was das Franchise ausmacht: Selbstironie und Meta-Ebene. Stattdessen präsentiert der Film den brutalsten Killer, der bislang zu sehen war. Das tut dem Franchise selbst nur bedingt gut und funktioniert eher als eigenständiger Film losgelöst von seinen Vorgängern. Spaß macht aber der mittlerweile eingespielte Casts sowie die liebevollen Verneigungen vor bekannten Scream-Figuren und Scream-Momenten. Wer seine Anspruch auf ein anspruchsloses Popcorngemetzel runterschraubt, wird auch mit Teil 6 gut zwei Stunden dem Alltag entfliehen können.

Scream 6 Poster
Originaltitel:
Scream VI
Kinostart:
09.03.23
Regie:
Matt Bettinelli-Olpin, Tyler Gillett
Drehbuch:
James Vanderbilt, Guy Busick
Darsteller:
Courteney Cox, Hayden Panettiere, Melissa Barrera, Jenna Ortega, Mason Gooding, Jasmin Savoy Brown, Dermot Mulroney, Samara Weaving, Tony Revolori
Im sechsten Teil der Slasher-Reihe treibt Ghostface sein Unwesen in New York.

Regeln für Kommentare:

1. Seid nett zueinander.
2. Bleibt beim Thema.
3. Herabwürdigende, verletzende oder respektlose Kommentare werden gelöscht.

SPOILER immer mit Spoilertag: <spoiler>Vader ist Lukes Vater</spoiler>

Beiträge von Spammern und Stänkerern werden gelöscht.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren.
Ein Konto zu erstellen ist einfach und unkompliziert. Hier geht's zur Anmeldung.