Die Bounty - Kritik zu Star Trek: Picard 3.06

SPOILER

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Star Trek: Picard 3.06

Mit "Die Bounty" wird offiziell die zweite Hälfte der finalen Staffel von Star Trek: Picard eingeläutet. Diese beginnt mit einem wilden Mix aus Referenzen, Anspielungen und Rückkehren aus der klassischen Star-Trek-Ära, sodass ein einziges Anschauen der Episode vermutlich gar nicht reicht, um alles mitzubekommen. Wer glaubte, dass die Autoren bereits das Maximum an Fanservice erreicht hatten, der wird in "Die Bounty" eines besseren belehrt. Das ist wohlgemerkt nicht als Kritik gemeint. Die Nostalgie ist in der Episode so hervorragend in die Geschichte eingewoben, dass die Zeit wie im Flug vergeht.

Die wilden Exponate des Daystrom-Instituts

Wie in der vorherigen Folge angedeutet, kommt es in "Die Bounty" zur Wiedervereinigung von Picard, Riker, Beverly und Worf. Damit gehören das Abenteuer des Duos Worf und Raffi zunächst der Vergangenheit an, was ehrlich gesagt kein großer Verlust ist. Allerdings lassen das Ende der Episode und Worfs Schwur Riker zu befreien vermuten, dass Worf schon bald wieder aufbrechen wird und dabei vermutlich auch wieder Raffi mitnimmt. Eine Entwicklung, die nicht unbedingt hätte sein müssen.

Bevor es jedoch soweit ist, machen sich die beiden gemeinsam mit Riker auf, um in das Daystrom-Institut einzubrechen. Die Tatsache, dass Worf und Riker dabei bereits über die Sektion 31 Bescheid wissen, macht noch einmal deutlich, dass man sich in der neuen Trek-Ära unter Alex Kurtzman von dem Umstand verabschiedet hat, dass sich bei der Truppe um eine ultrageheime Organisation handelt. Stattdessen wirkt die Sektion 31 mittlerweile eher wie ein offizieller Bestandteil des Sternenflotten-Geheimdienstes.

Dies scheint sie allerdings nicht davon abzuhalten, einige abgedrehte Dinge im Daystrom-Institut zu lagern. Dabei lässt sich durchaus die Frage stellen, warum man beispielsweise meint, den Körper von Kirk lagern zu müssen. Bei Picard ergibt die Sache zumindest etwas Sinn, wenn man bedenkt, dass dieser noch immer Borg-Technologie in sich trägt. Bei Kirk hat es schon eher was von Leichenschinderei. Abzuwarten bleibt, ob es sich hier nur um einen Easter-Egg handelt oder der Leichnam inhaltlich noch einmal relevant wird.

Nicht so wirklich logisch durchdacht ist dagegen die Geschichte rund um die künstliche Intelligenz und wer dahinter steckt. Dass ausgerechnet ein Mix aus Data, dem verrückten Lore, einer Art Baby-Data und deren nicht selten kontrovers agierender Schöpfer die beste Möglichkeit sein soll, um einen Ort mit teilweise extrem gefährlichen Technologien zu schützen, ist schon eine ziemlich fragwürdige Entscheidung. Dies wirkt am Ende doch etwas arg gewollt, um die Basis für die Rückkehr von Brent Spiner zu liefern. Nicht dass diese selbst dann aber nicht doch ziemlich gelungen ist.

Die Familie La Forge

Spiner ist dabei wohlgemerkt nicht das einzige bekannte Gesicht, dass in "Die Bounty" seine Rückkehr feiert. Mit dem Auftritt von LeVar Burton gibt es auch ein Wiedersehen mit Geordi La Forge. Da am Ende zudem auch Marina Sirtis erstmals persönlich und nicht in Form eines Videoanrufs in Erscheinung tritt, sind nun tatsächlich alle sechs TNG-Darsteller in der Serie angekommen. Bis sie gemeinsam zu sehen sein werden, dürfte es aber anhand der inhaltlichen Entwicklung noch etwas dauern.

Geordi ist zudem nicht allein, er hat seine zweite Tochter Alandra mitgebracht, die von Burtons wahrer Tochter Mica gespielt wird. Der Leiter des Sternenflottenmuseums hat jedoch zunächst kein Interesse daran, Picard und der Titan zu helfen. Erneut spielt dabei das Thema Familie in der Staffel eine wichtige Rolle, wobei Geordi zunächst seine echte Familie seiner Wahlfamilie vorzieht. Erst ein Gespräch mit seiner Tochter Sidney sorgt schließlich für ein Umdenken.

Das Zögern gibt den Autoren die Zeit, um ausführlich in Nostalgie zu schwelgen und dabei auch den zunächst etwas verwirrenden Episodentitel zu erklären (Im Orginal heißt die Folge nur "Bounty", was etwas aufgrund der Zweideutigkeit weniger verwirrt). Die Szene mit Jack und Seven ist dann für Star-Trek-Veteranen ein echtes Highlight. Die Schiffe aus den verschiedenen Trek-Ären zu sehen, dürfte für einige lächelnde Gesichter gesorgt haben. Und als Seven dann über ihre Zeit auf der Voyager spricht, kann man durchaus auch einmal eine Träne verdrücken.

Ein Schiff glänzt allerdings durch Abwesenheit, auch wenn die Erwähnung eines ominösen Deck 12 von Alandra La Forge für Spekulationen sorgen dürfte. Zudem hat man das Gefühl, dass die Museumsstücke hier nicht nur aus Nostalgiegründen gezeigt wurden. Mit der Erwähnung, dass die modernen Schiffe der Sternenflotte alle miteinander verbunden sind und die Wechselbälger anscheinend einen Angriff planen, wenn die komplette Flotte an einem Ort versammelt ist, kann man durchaus spekulieren, dass eventuell eine Ersatzflotte benötigt wird, die nicht in irgendeiner Form korrumpiert werden kann. Und sind wir ehrlich, dass Star Trek: Picard endet, ohne dass der titelgebende Hauptheld am Ende auf der Brücke seiner Enterprise steht, ist bei der bisherigen Nostalgiewelle eigentlich ausgeschlossen.

Jede Menge Emotionen

Apropos nostalgische Momente, die dazu führen können, dass man die eine oder andere Träne verdrücken muss: Die Wiedervereinigung von Data mit seiner alten Crew ist ein weiteres Highlight der Folge. Allein das Wort "Geordi" von seinen Lippen dürfte bei so manchem Fan Gänsehaut ausgelöst haben. Spiner darf dabei mal wieder sein schauspielerisches Können unter Beweis stellen und meistert seine Szenen wie gewohnt. Zugegeben, die Erklärung für seine Rückkehr wirkt etwas hingebogen, vor allem vor dem Hintergrund, dass man am Ende von Staffel 1 so einen großen Tamtam darum gemacht hat, dass Data nun endgültig beerdigt wurde. Auf der anderen Seite gehört die Figur einfach in ein finale Staffel von Star Trek: Picard, wenn diese praktisch alle wichtigen Figuren aus TNG zurückbringt.

Bei all der Nostalgie und den vielen Wiedersehen werden in "Die Bounty" aber auch die neuen Figuren nicht vergessen. So dürfen beispielsweise Sydney und Jack etwas mehr Zeit miteinander verbringen und man muss festhalten, dass die beiden ein durchaus unterhaltsames Duo ergeben, vor allem wenn ein besorgter Vater Geordi La Forge plötzlich dazwischenplatzt. Den wohl humorvollsten Moment haben sich die Autoren aber am Ende für Captain Shaw aufgehoben. Wenn der Mann, der für Piker und Riker absolut nichts übrig hat, beim Anblick von Geordi zum absoluten Fanboy wird, dann kann man darüber nur grinsen.

Fazit

"Die Bounty" ist einfach 50 Minuten tolle Unterhaltung, die einfach Spaß macht. Jede Menge Anspielungen, guter Fanservice und emotionale Wiedersehen machen die Episode zu einer der besten der Staffel und der neuen Trek-Ära.

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