Doppelgänger - Kritik zu Akte X 10x05 "Babylon"

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David Duchovny und Gillian Anderson in Akte X "Babylon"

Kurzkritik: Eine Folge, die beinahe entgleist, aber dank einer gehörigen Portion Irrsinn doch noch die Kurve kriegt.

Achtung, Spoiler!

Akte X trifft 24, so lassen sich zumindest einige Aspekte der Folge "Babylon" beschreiben, in der es vordergründig um zwei Muslime geht, die sich in einer texanischen Kunstgalerie in die Luft sprengen. Einer der beiden überlebt, liegt allerdings mit schweren Hirnschäden im Koma. Zwei Agenten, die Mulders und Scullys jüngere Zwillinge sein könnten, übernehmen den Fall.

Um es gleich zu sagen: Akte-X-Schöpfer Chris Carter, von dem die Folge stammt, hat der Diskussion über die Integration von Muslimen, radikalen Strömungen im Islam und islamophoben Tendenzen in westlichen Ländern nichts hinzuzufügen. Er befindet sich auf dünnem Eis und das weiß er auch. Seine Versuche, beide Seiten fair darzustellen, wirken bemüht und uninspiriert, seine Figuren - vor allem die Krankenschwester und die beiden Agenten von Homeland Security - wie Karikaturen.

Zum Glück rückt der eigentliche Fall schnell in den Hintergrund und Carter konzentriert sich auf das, was er besser beherrscht als alle anderen Akte-X-Autoren: völligen Schwachsinn mit solcher Ernsthaftigkeit behaupten, dass man es als Zuschauer irgendwann glaubt.

In "Babylon" geht das los, als zwei junge Agenten namens Miller (Robbie Amell) und Einstein (Lauren Ambrose) Mulder und Scully um Hilfe bitten. Miller möchte mit dem im Koma liegenden Terroristen Shiraz reden und hofft, dass Mulder Kontakt zu einem Medium oder Nekromanten hat. Seine Partnerin hält das für Zeitverschwendung, Mulder natürlich nicht. Aus Gründen, die nicht ganz nachvollziehbar sind, lässt Einstein sich aber darauf ein, Mulder bei seinem Plan zu helfen, mit Hilfe von Magic Mushrooms Kontakt zu Shiraz aufzunehmen. Scully und Miller versuchen das gleiche währenddessen auf wissenschaftliche Weise.

Und dann nimmt Mulder die Pilze...

Die folgenden fünf Minuten gehören zu den absurdesten Sequenzen, die wir bisher in Akte X sehen durften - als hätte Ingmar Bergman eine Folge Californication inszeniert. Dass "Achy-Breaky Heart" und Tom Waits' Stück "Misery is the River of the World" in diesen Szenen laufen, macht endgültig klar, worum es in "Babylon" eigentlich geht: scheinbar unvereinbare Gegensätze.

Mulders und Scullys Gegensätze kennen wir seit zehn Staffeln, in Miller und Einstein sehen wir, wie sie auf eine neue Generation übertragen werden. Die beiden Muslime, von denen einer (laut Aussage seiner Mutter) den Sprengsatz nicht zündet, bigotte Texaner, skeptische Wissenschaft und die Hoffnung, die in "I want to believe" steckt ... wenn alle nur ein wenig auf einander zugehen würden, wie Mulder und Scully es immer wieder tun, dann wäre die Welt ein besserer Ort. Mit dieser Aussage endet "Babylon" - und mit einem gelösten Fall, was in dieser Ministaffel eine Seltenheit ist.

Rätsel werfen aber die Doppelgänger auf. Sind sie ein reines Gimmick? Will Carter damit sagen, dass es immer einen Mulder und eine Scully geben wird?  Sollen die beiden für ein Spin-off eingeführt werden? Letzteres hoffentlich nicht, denn Miller hat ungefähr so viel Charisma wie der im Koma liegende Shiraz und Einsteins aggressiver Nörgelei fehlt jeder Charme.

"Babylon" kommt nicht an die Brillanz der Wermonster-Folge heran, aber dank ihrer Mischung aus Absurdität und den ruhigen Momenten zwischen Mulder und Scully kann sie den schwachen Aufhänger ausgleichen.

Akte X: Der Film
Originaltitel:
X-Files: The Movie
Kinostart:
19.06.98
Laufzeit:
121 min
Regie:
Rob Bowman
Drehbuch:
Chris Carter, Frank Spotnitz
Darsteller:
David Duchovny, Gillian Anderson, Mitch Pileggi, William B. Davies, Martin Landau
Schwarze Blut, das aus der töten Kreatur austritt, sammelt sich und kriecht am Körper des Wilden hinauf.

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