Cartoon-Kritik: DuckTales (2017) - Das Abenteuer beginnt (Pilotfilm)

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Ducktales

Wer noch nie mit DuckTales - Neues aus Entnehausen in Berührung gekommen ist oder gerne einmal an diese Zeit erinnert werden möchte, dem seien der erste, zweite und der finale dritte Teil unserer Nostalgie-in-Serie-Reihe zu diesem Thema empfohlen.

Nicht einmal ein halbes Jahr nach der US-Premiere erfolgte nun endlich auch kurz vor Weihnachten in Deutschland die Ausstrahlung des - insbesondere von den Anhängern der ersten Stunde - sehnsüchtig erwarteten DuckTales-Reboot-Pilotfilms.

Das Abenteuer beginnt (im Original Woo-oo!) ist von der ersten Minute an eine Hommage an die Urserie UND die Comics von (vor allem) Carl Barks sowie zugleich etwas völlig Eigenes. Und es steht zu vermuten, dass das verantwortliche Team um Matt Youngburg (Ben 10: Omniverse) und Francisco Angones (Sie nannten ihn Wander/Wander over Yonder), das - laut eigener Aussage - beinahe ausschließlich aus Duck-Fans besteht, auch die restlichen 21 Episoden der ersten Staffel in ähnlicher Weise gestaltet hat.

Inhalt

Der überfürsorgliche Donald will seine Neffen nur ungern unbeaufsichtigt auf ihrem Hausboot lassen, weshalb er sich überwindet und die drei mit ihrem Großonkel bekannt macht, von dem sie bisher nichts gewusst haben: Dagobert Duck. Während die unverständlich-verständlichste Ente der Welt ein Vorstellungsgespräch hat, soll die reichste Ente der Welt auf die Kinder aufpassen.

Diese willigt ein, das zu tun, ihre Auslegung des Begriffs “aufpassen“ könnte man aber durchaus kritisch hinterfragen - Kinder in einen Raum mit nichts als Murmeln einzusperren steht in jedem Fall mit ziemlicher Sicherheit in keinem Pädagogik-Lehrbuch.

Nach leichten Startschwierigkeiten sind es - wie schon bei DuckTales - Neues aus Entenhausen - dann auch wieder die Drillinge, die in dem Geizhals das alte Feuer entfachen und ihn dazu bringen, sich mit seiner Familie auf eine einzigartige Expedition zu begeben.

Gewollt anders

Direkt zu Beginn einige Feststellungen: Ja, der Zeichenstil ist kantiger und orientiert sich mehr an dem von Ausnahmekünstler Barks, die Farben sind gedeckter und die Hintergründe viel rudimentärer, als es in der 87er-Version der Fall war. Das mag den einen oder anderen stören, allerdings sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass man genau diese Art der Umsetzung durchaus auch als ein Zugeständnis von Disney an all die Traditionalisten verstehen kann, die dieser Serie seit der Ankündigung im Februar 2015 entgegengefiebert haben.

Man hat davon abgesehen, den Animationsstil zu wählen, der in erster Linie bei den Produktionen für ein sehr junges Publikum wie Micky Maus Wunderhaus oder Micky und die flinken Flitzer verwendet wurde. Ebenfalls erinnert das Endprodukt nicht an die so zweidimensional und kantig beziehungsweise rund wie möglich gestalteten generationenübergreifenden Jugend-Hits der jüngeren Vergangenheit und Gegenwart Phineas und Ferb und Willkommen in Gravity Falls. Und selbst von den neusten, über die Maßen Retro-Charme versprühenden Micky-Maus-(Classic)-Cartoons von 2013 hebt man sich spürbar ab, obwohl sie noch am ehesten neben der Emmy-prämierten Zeichentrickserie, die vor mehr als 30 Jahren debütierte, als Orientierungspunkt gedient haben dürften.

Für Nostalgiker ist es erst recht dann möglich, diesem Kosmos die faire Chance zu geben, die er zweifellos verdient hat, wenn sie zumindest einige der liebevoll eingestreuten Easter Eggs bereits beim ersten Anschauen entdecken.

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So wohnen Tick, Trick und Track sowie Donald zum Beispiel zunächst auf dessen Hausboot, das auch unmittelbar dem Panel entnommen sein könnte, auf dem es vor vielen Jahrzehnten erstmals aufgetaucht ist - seit diesen Tagen trägt Disneys Lieblings-Tollpatsch im Übrigen auch seinen Matrosenanzug (in der Serie primär den schwarz-weißen, jedoch ist ebenfalls kurz der blaue zu sehen). Dann fliegt Quack das Flugzeug, das beinahe dem aus DuckTales - Der Film: Jäger der verlorenen Lampe/DuckTales the Movie: Treasure of the Lost Lamp  gleicht, dessen Wunderlampe - und eben nicht die aus “Die Wunderlampe/Master of the Djinni“ - ebenfalls einen Kurzauftritt hat.

Womit sich die Macher aber selbst übertroffen haben, ist die Erwähnung von Kap Suzette gleich zu Anfang. Das ist nämlich die Heimat von Balu, Kit, Becky & Co. aus Käpt’n Balu und seine tollkühne Crew, was bedeutet, dass erstmals in der Disney-Bewegtbild-Geschichte eine Verbindung zwischen zwei der berühmtesten Afternoon-Cartoon-Universen hergestellt worden wäre, die über die verschwisterten Enten-zentrierten Titel (DuckTales sowie Darkwing Duck) hinausgeht.

Aus Alt mach Neu…und mehr                                                                                

Die größte Leistung der Verantwortlichen besteht allerdings eindeutig darin, Bewahrer und Schöpfer in einem zu sein. Im Wissen, dass es sicher nicht jedem gefallen wird, Nicky Vanderquack (großartig vertont von Mia Diekow) und deren Großmutter Frieda nicht nur äußerlich deutlich zu verändern, hat man dieses Vorhaben dennoch in die Tat umgesetzt. Vor allem die junge Lady weiß von ihrer ersten Szene an als aufgeweckte, taffe und “Super-Duck-Fangirl-ige” Person zu überzeugen.

Das eigentlich Spannende daran: Man schöpft im Grunde lediglich Potenziale aus, die in der Urserie zumindest schon angedeutet worden sind. So ist Nicky dort trotz ihrer Puppe und dem niedlichen Aussehen bereits in der Lage, ihre eigene Entführung zu beenden, mit nahezu jedem (auch Monstern) Freundschaft schließen oder die Jungs dann unterstützen zu können, wenn sie dringend Hilfe benötigen.

Dass man zudem Tick, Trick und Track im wahrsten Sinne des Wortes endlich individualisiert hat, war ebenfalls sehr mutig, jedoch auch eigentlich längst überfällig. Das hat aber dann auch zur Folge, dass ein Trick zumindest in dieser XXL-Folge seine Geschwister und eigentlich auch die restlichen Akteure - außer Dagobert - in den Schatten stellt.

Dass ein Ben Schwartz (Parks and Recreation) das beherrscht, sollte keinen überraschen. Sein deutsches Pendant Christian Zeiger (die Feststimme des neuen Spider-Man: Tom Holland) versteht es allerdings ebenfalls hervorragend, das Publikum für sich zu gewinnen. Von Tick (Patrick Keller) und Track (Hannes Maurer) hört man in dem Pilotfilm insgesamt noch zu wenig, um ein abschließendes Urteil fällen zu können. Fakt ist jedoch, dass sie stimmlich sehr gut harmonieren und man trotzdem stets genau weiß, wer wann spricht.

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Und dann muss natürlich noch auf die zwei wichtigsten Personalien überhaupt eingegangen werden: Zunächst auf Donald, der im Original wie in 99,9 Prozent der Fälle von Tony Anselmo und in Deutschland von Patrick Krause synchronisiert wird und erfreulicherweise in der Neuauflage in den Hauptcast befördert wurde. Neu zu besetzen war hingegen auch die ikonischste Figur der Serie.

In den USA sorgte die Verpflichtung des echten Schotten David Tennant als neuer Scrooge McDuck nach Alan Young für eine Welle der Begeisterung. Ja, und was soll man sagen? Die Besetzungsentscheidung in Deutschland dokumentiert ebenfalls, wie ernst man die Suche nach einem passenden Nachfolger für Hermann Ebeling beziehungsweise Joscha Fischer-Antze genommen hat. Niemand Geringerer als der Mann, der seit Ewigkeiten Hugh Jackman seine Stimme leiht, und den Dragon-Ball-Z-Fans noch als Freezer kennen, ist es letztlich geworden: Thomas Nero Wolff.

In Das Abenteuer beginnt darf er auch direkt eine Kostprobe seines Könnens abliefern und zeigen, wie vielseitig begabt ist. Anfangs muss der Zylinderträger nämlich erst wieder an sein inneres Feuer erinnert werden. Viel zu lange hat die Legende Dagobert Duck schließlich kein Abenteuer mehr bestritten oder einen Schatz aufgespürt, wie  früher in schöner Regelmäßigkeit an der Seite von Donald. Sprich: Von ernüchtert über enttäuscht bis hin zu begeistert ist so ziemlich alles dabei.

Dass Youngburg und Angones aus der Ente mit Stock und Gamaschen als Ausgangspunkt ihrer Erzählung eine gefallene ohne echte Vision gemacht haben, spiegelt Story-intern auch den Aufbau des Ganzen wunderbar wieder. Im Grunde sagt uns die Geschichte ganz deutlich, dass 2017 Retro in ist, und dabei beschränkt man sich eben nicht nur auf kurze Einblendungen der Barks-Dagobert-Portraits, die dessen Arbeitszimmer zieren.

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Der frische Wind kommt mit seinen Neffen, die auch und gerade mit ihrem Humor ein Stück weit den aktuellen Zeitgeist (inklusive einer ordentlichen Portion Ironie) in die Welt ihres Großonkels und damit logischerweise ebenfalls in die des Publikums holen. Dadurch fühlt sich der Zuschauer im Alter von Ende 20 bis etwa Anfang/Mitte 30 quasi im doppelten Sinne und die jüngeren zumindest im einfachen Sinne angesprochen.

Was man vielleicht kritisch anmerken kann, ist die Tatsache, dass gerade in der ersten Hälfte des 44-minütigen Pilotfilms womöglich etwas zu schnell etwas zu viel passiert, wodurch diverse schöne kleine Momente zu leicht untergehen. Dies bessert sich aber bereits in der deutlich fokussierteren zweiten, die zudem ein großartiges Schlussbild, das die Existenz eines die Staffel durchziehenden roten Fadens mehr als nur andeutet, zu bieten hat, weshalb man eigentlich über diesen Umstand hinwegsehen kann.

Fazit

DuckTales - Das Abenteuer beginnt ist eine wunderbare Möglichkeit für Fans der ersten Stunde, sich ein zweites Mal von den Abenteuern der Familie Duck in ihren Bann ziehen zu lassen, dabei Neues, allerdings ebenfalls bei genauerem Hinsehen Liebgewonnenes erneut zu entdecken.

Neueinsteiger wiederum bekommen eine sehr kurzweilige Geschichte mit einer ganz eigenen Tonalität geboten, die ihnen zweifellos auch Lust auf das Antesten von DuckTales - Neues aus Entenhausen machen sollte.

zusätzlicher Bildnachweis: 
© Disney

Disney XD | DUCK TALES - Die neue Serie! Ab 22. Dezember

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