Perry Rhodan Neo 116 "Sprungsteine der Zeit"

Michael Buchholz

Michael Buchholz Roman „Sprungsteine der Zeit“ könnte der Leser als Neo Version von Atlans Zeitabenteuer ansehen. Kunli/ Atlan liegt immer noch im Sterben. Im Rahmen der „Neo“ Serie auch eine realistische und deswegen die Spannung nicht minimierende Ausgangslage, da sein Zellaktivator im Besitz der Subpatriarchin ist. In Michael Buchholz und Rüdiger Schäfers Universum ist es auch möglich, zumindest zeitweise einen Zellaktivator leihweise zu erhalten.

Der Hauptteil dieser aber nicht schlecht konzipierten Handlungsebene besteht aus vier Berichten, beginnend im Jahre 8001 von Christi und endend im Jahre 2049, in denen neben den historischen Aspekten vor allem Atlans Versetzung zur Erde und der Kampf gegen die Verschwörer im Mittelpunkt stehen. Zusätzlich wird der Vater/ Sohn Konflikt beschworen. Atlans neuster Auftrag soll mit den Überresten des 132. Einsatzgeschwaders einige Vorgänge an der Teemenkreuzung zu untersuchen, einem der wichtigsten Handelsknoten für die Versorgung der Flotte. Hierarchisch ist Atlan für diese Aufgabe überqualifiziert.  Anscheinend haben Unbekannte vor langer Zeit in dem System agiert und Spuren hinterlassen. Im Asteroidengürtel werden Hyperkristalle abgebaut, die einzelnen Monde sind zu Raumfestungen ausgebaut worden. Trotzdem haben die Maahks im System einen Brückenkopf errichten können. Atlan soll sich um die intelligent agierenden Maahks kümmern. Michael Buchholz beschreibt eindringlich und vor allem in einem starken Kontrast zum bisherigen Agieren der Maahks, wie diese geschickt sich im die Instrumente blenden Abraum der Hyperkristalle verschanzen und Atlans in dieser Hinsicht ein wenig naiv agierende Flotte attackieren. Ein unbekanntes Arkonschiff taucht im System auf. Auf der einen Seite scheint es sich mit den Maahks ein Feuergefecht zu liefern, auf der anderen Seite tauschen die Funksprüche aus, die Atlan durch einen Zufall auffangen kann.

Am Ende einer letztendlich doch siegreichen Schlacht wird Atlan ins Larsaf System versetzt. Es handelt sich um den arkonidischen Namen für das Solsystem. Über die Abenteuer des Kristallprinzen, sein schwieriges Verhältnis zu seinem Vater und vor allem die Ränkespiele am Hof haben vor allem die Hefte der Atlan Serie berichtet. Michael Buchholz nimmt viele Aspekte auf und extrapoliert sie nicht sonderlich. Leser der alten Serie fühlen sich in diesen Szenen ausgesprochen wohl, wobei die überraschende Wendung während der Raumschlacht genau wie das Auffangen der Informationen auch ein wenig zu stark konstruiert erscheinen. Diese mit der Strafversetzung – Atlan scheint sich immer strafversetzt zu fühlen – in das Solsystem endende Episode ist der schwächste der Rückblicke.

Mit dem amerikanischen Bürgerkrieg – Vicksburg, Juli 1865 – beginnen die aus der Feder von Hanns Kneifel so bekannten Zeitabenteuer.  Atlan arbeitet als britischer Adliger im Stab von Abraham Lincoln mit. Rico informiert ihn, dass ein fremdes Raumschiff nicht nur im Sonnensystem aufgetaucht, sondern auch in der Nähe von Vicksburg gelandet ist. Michael Buchholz hat viel Spaß, Atlan als eine Mischung zwischen Coopers Wildtöter und Karl Mays Old Shatterhand zu beschreiben, wobei die ihn begleitenden Tiere alle mechanisch sind. Ideen, die Hanns Kneifel in seinen Zeitabenteuern nicht gekommen sind. Atlan beobachtet eine Gruppe von Mehandors, die nicht nur einen Transmitter in einer Höhle aufbauen, sondern vor allem auch die Ankunft einer bildhübschen Frau vorbereiten. Die Szene wird ohne Frage spannend vorbereitet, anschließend geht Michael Buchholz aber mit dem Flugdinosaurier, der die vorbereitenden Mehandor angreift sowie dem Bankräuber, der auf das Untier feuert und dabei ins Transmitterfeld stolpert, die Phantasie durch. Es ist ein schmaler Grat zwischen Slapstick und Spannung. Es gibt einen weiteren Hinweis auf Alor Tantor – der Name fiel auch im ersten Rückblick bei den aufgefangenen Funksprüchen – und ein Abmarsch der kleinen Gruppe. Es ist schade, dass Michael Buchholz bis auf einige beginnende Bemerkungen nicht viel aus dieser Prämisse macht.

Der nächste Bericht spielt schon wieder in den Jahren 2039 und 2045, in denen sich Atlan als nicht unbedingt unwilliger Liebhaber der Imperatrice betätigt und zu wenig agiert, sondern viel zu viel sinniert. Atlan sucht dann das Zentralarchiv eher unmotiviert auf und googelt seinen eigenen Namen, was angesichts der langen technokratischen Entwicklung des arkonidischen Imperiums ein wenig bizarr erscheint. Einige wichtige Passagen unterliegen Zugriffsbeschränkungen, die er aber mit seiner Geliebten überwinden kann. Anscheinend hat Atlans Bemerkung doch zu einem schweren Schlag gegen die Verräterorganisation Alor Tantor geführt.  Michael Buchholz schließt aber einen wichtigen Handlungsbogen ab, in dem er noch einmal auf das Auffinden der Pläne für die Konverterkanone eingeht, welche trotz der Verräter den Sieg gebracht hat.  Aber wie sich später wieder mit dem Auftauchen der Maahks herausstellt, ist diese Organisation noch nicht besiegt. Dazwischen liegen der offizielle Staatsbesuch Atlans auf der Erde und die Ernennung von Thora zur Botschafterin. Ereignisse, die gleich zu Beginn der Ära Rüdiger Schäfer/ Michael Buchholz eher beiläufig angesprochen worden sind. Hinzu kommt eine Erläuterung, warum aufgrund der erbeuteten Pläne und dem Vorhandensein der Verräter die MAYA nicht auf einer arkonidischen Welt erbaut werden kann, sondern auf der Erde. Auch diese Begründung wirkt stark konstruiert, zumal der Bau eines solchen Schiffes vor allem aufgrund der ebenfalls herzu richtenden Infrastruktur in einem abgeschieden gelegenen und doch häufig besuchten Sonnensystem – alleine die ersten einhundert „Neo“ Bände sprechen ein beredtes Zeugnis in dieser Hinsicht – noch mehr auffallen muss und vor allem auf der Erde die Spezialisten erst einmal ausgebildet werden müssen. Die Menschen sind zwar schlau, aber alleine die Übergabe der Pläne kann dafür nicht ausreichen.  Das Fazit dieses Handlungsbogens mit dem Hinweis auf die Allianz und vor allem die Vorgehensweise negieren die sehr guten Ansätze und verärgern eher. Eine Verschwörung gegen eine Verschwörung öffnet den Autoren ohne Frage das Tor, um den Plot nicht stringent weiter zu entwickeln, aber angesichts der vielen offenen Fragen und vor allem der für den Leser nicht nachvollziehbaren Vorgehensweise endet das Taschenheft wieder ohne Antworten.  Positiv ist für die ganze Serie, dass Rüdiger Schäfer und Michael Buchholz den Handlungsbogen von den „Posbis“ weg wieder auf das ganze Konstrukt hin drehen und zeigen, dass viele Ansätze beginnend mit ihrer Exposetätigkeit absichtlich nur impliziert worden sind. Hier bietet sich in den nächsten Miniserien ausreichend Potential, um das Universum noch kompakter erscheinen zu lassen und einige der offenen Flanken aus positiv zu beenden. Auf der anderen Seite wirkt der Plot wie bei Fernsehserien in der Tradition von „Alias“ oder „Quantico“ mit der Verschwörung hinter der Verschwörung, der ominösen mehrfach eher erwähnten als wirklich effektiv eingesetzten Allianz. Hier bietet sich noch sehr viel Potential an.

Auf der zweiten Eric Leyden Handlungsebene passiert nicht viel. Leyden will die Posbis davon überzeugen, dass sie im Grunde schwerwiegende Funktionsfehler haben. Dazu bewegen sich Leydens Argumente im eher abstrakten, als wirklich logischen Bereich. Für die schwer begreifenden Posbis gibt es noch Videoaufnahmen. Das Ergebnis zählt. Die Störstrahlung wird abgeschaltet. Angesichts der langen Vorbereitung dieses Zwischensieges erscheint die Vorgehensweise wie auch bei einigen anderen Szenen leider nicht nur dieses Romans, sondern des ganzen Minizykluses arg konstruiert.   Viel mehr Probleme hat Perry Rhodan mit den Urposbis. Endlich einmal eine Aktion, die nicht nur nicht den gewünschten Effekt hat, sondern deren Ergebnisse katastrophaler sind als die Ausgangssituation.

„Sprungsteine der Zeit“ als alle Handlungsebenen übergreifend betrachtet einer der besten Romane dieser Miniserie. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Posbi Problematik eher im Hintergrund abläuft und der Fokus auf Atlan liegt. Auch hier bleiben wie erwähnt mehr Fragen als Antworten übrig und einige der Passagen wie die Flugechse wirken wie Fremdkörper in dem ansonsten solide geschriebenen Roman.

      

Pabel Verlag, 160 Seiten , Taschenheft

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