Perry Rhodan Planetenroman 61/62 "Das rote Leuchten" /"Der Waffenhändler"

H.G. Francis

Mit „Das rote Leuchten“ (Perry Rhodan Planetenroman 210) und „Der Waffenhändler“  (PR Planetenroman 223) erscheinen zwei weitere Roland Tekener Abenteuer im Rahmen der Nachdrucke des „Zaubermond“ Verlages. Beide Romane stammen aus der Feder von H.G. Francis. Die beiden in sich abgeschlossenen  Bücher sind aber aus nicht nur einem, sondern vor allem zwei Gründen bemerkenswert. Nach zwei in James Bond Manier verfassten Solo Tekener Abenteuern arbeitet der junge USO Agent zum ersten Mal mit seinem langjährigen zukünftigen Partner Sinclair Marout Kennon zusammen. Lange Zeit bevor der hochintelligente, aber körperlich verwachsende nur anderthalb Meter große Kennon seinen Roboterkörper  im zweiten ATLAN Heftroman erhalten hat, mit dem er vor allem in den ersten ATLAN Heften im „Auftrag der USO“ zu einem der populärsten Charaktere aufstieg.  Die beiden Romane verbindet aber noch eine andere Idee. Während Tekener und Kennon im ersten Abenteuer „Das rote Leuchten“ vorgeben, nach einer besonderen Waffe zu suchen und möglicherweise sogar Waffenhändler sind, müssen sie im zweiten Band „Der Waffenhändler“ einen opportunistischen Handlanger des Todes zur Strecke bringen.

In „Das rote Leuchten“ hat H.G. Francis keine einfache Aufgabe. Der Leser weiß ja meistens schon, das die charakterlich so unterschiedlichen, sich aber auch ideal ergänzenden Tekener und Kennon nicht nur sich gegenseitig respektierende Partner werden, sondern soweit es an der Front überhaupt geht auch Freunde. Daher dürfen die anfänglichen Animositäten nicht zu stark ins Gewicht fallen oder unglaubwürdig erscheinen. Auf der anderen Seite muss ein spannendes, möglichst stringentes Abenteuer in wie beiden ersten beiden Tekener Planetenromanen fast futuristischer James Bond Manier erzählt werden.

Der Auftakt wirkt ein wenig konstruiert.  Der junge und heißspornige Tekener muss erst positioniert werden. Dazu reist er im Jahr 2396 zum Planeten Yousphar, wo er während der Einreiseformalitäten seine  ganze Barschaft und vor allem auch seine Kleidung verliert. Tekener befürchtet, da alle Vorbereitungen der USO anscheinend ins Leere gehen oder die Informationen falsch sind, fallen gelassen worden zu sein. Dank seiner Glücksspielfähigkeiten kann er sich eine Passage zum Planeten Xexter, wo aber auch seine Bankkonten geschlossen worden sind. Er muss es weiter mit illegalem Glücksspiel versuchen, wobei sein Flugticket für eine Passage in drei Wochen gestohlen wird.  Später stellt sich heraus, dass diese schwierige Einreise auf Umwegen extra für ihn konstruiert worden ist, um an der telepathischen Einheit vorbei zu kommen, welche den Flughafen bewacht. Wie in zahlreichen James Bond Streifen vertraut Francis im ersten Abschnitt des Romans eher dem Faktor Zufall, zumal Tekener erstaunlicherweise für einen zwar jungen, aber immer selbstständig agierenden Agenten die Flinte auf der ersten Welt sehr schnell ins Korn wirft.  Der eigentliche Auftrag lautet, gegen den örtlichen Diktator den Epsaler Alhad Besk hinsichtlich der Entwicklung einer neuen Waffe zu ermitteln, die er gegen einen der wichtigsten Planeten der Milchstraße einsetzen möchte. Die USO befürchtet, dass die Erde das Ziel sein könnte.

Auch wenn die Ermittlungen gegen den Epsaler Besk über die Erpressung seines Expansionsministers Blister im Mittelpunkt der Handlung stehen und auch die Infiltration der  natürlich abseits gelegenen potentiellen Waffenschmiede einen breiten Raum in diesem Roman einnehmen, ist es vor allem die noch frühe Kombination des körperlich schwachen, aber geistig überlegenen Kennon mit dem instinktiven Pragmatiker Tekener, der trotz seiner Impulsivität im Verlaufe der Aktionen das Mitleid gegenüber dem Gnom ablegt und ihn vor allem als gleichwertigen Partner kennen und schätzen lernt.  

Diese Bande sind im zweiten Planetenroman noch ausgeprägter, Kennons Reaktionen zwischen Angst um seinen neuen Freund, Ärger über die unzureichend ausgerüstete Mission und schließlich die Freude, als die Rettung in letzter Sekunde naht emotionaler. Kennon wirkt weniger eckig und aggressiv, er konzentriert sich mehr auf seine intellektuellen Stärken als körperlichen Schwächen. Er kann auch mehr damit leben, dass er nicht von der Öffentlichkeit als klassischer USO Agent angesehen wird und kokettiert mit seinem Image. Interessant ist zusätzlich, dass er mit der kurzzeitigen Herausnahme Tekener in „Der Waffenhändler“ einen neuen kurzzeitigen Partner bekommt, der die gleichen Fehler wie der Smiler macht. In einem Augenblick der Schwäche offenbart Kennon Tekener schon in „Das rote Leuchten“, das dieser Einsatz im Grunde seine letzte Chance sein könnte. Durch die kombinierte Veröffentlichung der beiden einige Monate voneinander entfernt ursprünglich veröffentlichten Abenteuer wird ersichtlicher, dass Kennon im Grunde die gleiche Vorgehensweise hat und Tekener manchmal auch ein wenig benutzt, um seinem missionstechnischen Zielen näher zu kommen. Die Kooperation ist in „Das rote Leuchten“ besser aufeinander abgestimmt, auch wenn Kennon in beiden Romanen mit seinem Traumata – angreifende Roboter – konfrontiert auf. Tekener erweist sich aber als geschickter Psychologe und gibt die richtige Antwort.

Während Tekener im ersten Band impulsiv und den langen „Plan“ nicht kennt, agiert er motivierter, aber auch stringenter in „Der Waffenhändler“. Es ist einer der wenigen Romane, in denen Tekener im Grunde durch eine Niederlage während der tödlichen Gladiatorenspiele zum Sieg kommt. In dieser Hinsicht wirken beide von Francis verfasste Planetenromane nicht ganz glücklich konzipiert. Am Ende von „Das rote Leuchten“ überschlagen sich förmlich die Ereignisse und das unergründliche Naturphänomen macht den ursprünglichen Plan zu Nichte und zwingt die USO Agenten, ihre Tarnexistenz zum Wohle der Planetenbewohner aufzugeben und einen seltsamen Bluff zu wagen, der schließlich aus dem Nichts heraus zu einem positiven Abschluss der Mission führt. In dieser Hinsicht ist „Der Waffenhändler“ besser strukturiert, auch wenn die finale Auseinandersetzung mit den naiven James Bond Schurken höchstens als konsequent bezeichnet werden kann. Aber Francis orientiert sich noch stärker an den auf Ian Flemings Romanen basierenden Verfilmungen um den britischen Agenten. Die Infiltration des Gegners inklusiv einer entsprechenden Provokation spielen eine wichtige Rolle. Der Feind ist ein unabhängiger Waffenhändler ohne Probleme austauschbar gegen den Diktator mit der neuen mächtigen und niemals wieder eingesetzten Superwaffe und der Erde als Ziel. 

Kartan Askeron ist deutlich aktiver als der Diktator im ersten Band. Beide haben enge Kontakte zum Arkon Imperium. Askeron ist ein opportunistischer Waffenhändler, der Krisen aktiv wie im Prolog initiiert, um seine Waffen am besten an beide Seiten verkauft.  Francis hat in „Der Waffenhändler“ sehr viel Spaß daran, bizarre Charaktere einzuführen, die es Kennon und Tekener schwer machen. Kennon findet zumindest in der Theorie positive Unterstützung durch zwei sehr kleine, an Siganesen erinnernde Roboter, mit denen er im Vergleich zu „Das rote Leuchten“ nicht mehr körperlich in die Festung des Feindes eindringen muss.  Viel interessanter und viel zu selten in der Erstauflage verwandt sind die Guhrer, die gleich beide Seiten der Münze vertreten.  Der Bruderzwist wirkt ein wenig aufgesetzt und ist ein weiteres Mittel , um den körperlich schwächeren der beiden USO Agenten in Gefahr zu bringen.  So heuern die Feinde  zum Beispiel auch einen exzentrischen  Profikiller, der einen intelligenten wie tödlichen Raubvogel Rescoll vom Planeten Kama- Tru mit sich führt. Interessant ist, dass sowohl Tekener als auch Kennon nicht sich selbst retten können, sondern mehrfach in tödlichen Augenblicken von Dritten gerettet werden. Francis unterminiert damit geschickt  die Idee, dass diese beiden Überagenten wie James Bond immer oben auf bleiben und unbesiegbar erscheinen.   Im Hintergrund agiert ambivalent noch Bou Doun, der von Beginn an die beiden USO Agenten an einer sehr langen Leine führt. Es ist schade, dass Francis diese Figur im hektischen und überstürzten Finale nicht weiter ausgebaut hat.      

Das Ende wirkt ein wenig bemüht. Die Grundidee der tödlichen Spiele wird auf den Kopf gestellt, zumal die Logistik für diese Art von Aktion umfangreicher ist und die Wahrscheinlichkeit einer Entdeckung sehr hoch erscheint.  Auch ist der Dreh mit Tekeners Tod ein Hemmschuh in Hinblick auf die zugrundeliegende Spannung. In der später spielenden ATLAN Serie ist Tekener ja gesund und munter, während Kennon nur im ersten Band seinen schwachen Körper noch hat. Da die Planetenromane erst nach den ersten Abenteuern der USO im Rahmen der ATLAN Heftromanserie veröffentlicht worden sind, wäre es sinnvoller gewesen, eine unbekanntere Figur in diese tödliche Gefahr zu manövrieren und einen besseren Überraschungseffekt zu kreieren. Aber den ganzen Roman betrachtend scheint H.G. Francis wie auch bei „Das rote Leuchten“ in Platznot geraten zu sein und suchte einen nicht gänzlich befriedigenden Abschluss. Zu hektisch, zu opportunistisch und die Tekener Abenteuer betrachtend auch ein wenig zu bekannt.   

Aus serienhistorischer Sicht sind die beiden hier zusammengefassten Doppelromane vor allem in Hinblick auf die Geschichte Kennons interessant, dem K. H. Scheer in den von Rainer Nagel im zweiten Nachwort ausführlich zitierten Exposes Großes zugetraut hat.  Auch wenn sich einige Handlungsmuster wiederholen, lesen sich diese nächsten Tekener und jetzt Kennon Abenteuer auch heute noch kurzweilig und rasant. 

www.zaubermond.de

Taschenbuch, 298 Seiten

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