Kara Ben Nemsi Neue Abenteuer Band 8 "Das Königsgrab in der Felsenstadt"

Kara Ben Nemsi Band 8, Königsgrab in der Felsenstadt
Hymer Georgy

Der zweite Roman der zweiten „Kara Ben Nemsi“ Trilogie stammt weiterhin dem Expose von G.G. Grandt folgend von Hymer Georgy, der auch die Lagekarte der Felsenstadt Petra zum Buch beigesteuert hat.

 Hymer Georgy nimmt den zugrunde liegenden Handlungsfaden direkt auf. Kara Ben Nemsi und die Mitglieder der Schatzsucher um den Schweizer Rügli befinden sich in einer aussichtslosen Situation. Sie sind von den Banditen umzingelt worden, allerdings scheint es – der Leser weiß, um wen es sich handelt –, als wenn sich eine weitere Gruppe in den Felsschluchten und auf den Hügeln verschanzt hat, die nicht mit den Banditen kooperieren. Im Verlaufe des Handlungsbogen  wird Kara Ben Nemsi gefangen genommen, er kann kurzzeitig sich befreien und schließlich lebendig begraben. Dieser Handlungsfaden nimmt einen sehr breiten Raum ein. Auch wenn Hymer Georgy natürlich dem Mantra der Vorlagen folgen muss und keiner der Hauptprotagonisten sterben darf, tötet er wie R.S. Stone einige der sympathischen Nebenfiguren ihre Leben opfernd. Durch diese auf den ersten Blick brutale Vorgehensweise wird der Spannungsbogen hoch gehalten.

 Der zweite Teil des Romans besteht vor allem aus Verfolgungen. In diesem Abschnitt lassen sich aber auch einige Schleifspuren erkennen. Im Gegensatz zum ersten Mehrteiler, in dem nach der ersten direkten Auseinandersetzung zwischen dem Schut und Kara Ben Nemsi/ Hadschi Halef Omar mit der Entführung von Halefs Sohn eine politische Komponente eingeführt worden ist, scheint sich dieser Dreiteiler nicht unbedingt negativ, aber weniger ambitioniert auf die abschließende Auseinandersetzung in der Felsenstadt und das mögliche Bergen des Schatzes zu konzentrieren. Es ist positiv überzeugend, dass Hymer Georgy gegen Ende des Buches sogar die „inhaltliche“ Zeit hat, mit einigen Fußnoten versehen, die Geschichte dieser geheimnisvollen Stadt vor allem in einem engen Zusammenhang mit der Macht der Ägypter ausführlich darzustellen. Da der Autor geschickt auf die verbale Ebene zurückgreift, wird Kara Ben Nemsi quasi auf Augenhöhe mit dem Leser informiert und der nicht mehr so hohe, aber vorhandene Handlungsfluss nicht abgewürgt.

 Auch hier endet der Spannungsbogen in einem offenen Cliffhanger, wobei die Übergänge teilweise ein wenig zu stark konstruiert und damit zu auffällig sind. Diese Vorgehensweise erinnert an die Pulpabenteuer, während Karl May zumindest versucht hat, in der bearbeiteten Buchausgabe seinen Helden am Ende eines umfangreichen Bandes ein wenig Ruhe zu gönnen. Positiv ist, dass der BLITZ Verlag die Bände meistens zusammenhängend publiziert und die Lektüre nahtlos fortgesetzt werden kann.

 Hymer Georgy hat einen leicht anderen Ansatz als R. S. Stone. Er vertraut weniger der Kraft der Dialoge und rückt bis auf ganz wenige Ausnahmen und Rückblenden alleine die Ich- Erzählerebene um Kara Ben Nemsi in den Vordergrund. Wie bei Karl May dienen der zweite und kaum vorhandene drittel Handlungsbogen in erster Linie als Informationsbrücke, um Protagonisten und Leser über parallel verlaufene Ereignisse oder wichtige Informationen aus der Vergangenheit zu informieren und so auf dem Laufenden zu halten.

 Tempotechnisch hat es Hymer aber auch deutlich leichter. Neben der ersten Flucht und der Isolation unter der Erde spielt die Entdeckung einer Grabkammer und die Erforschung teilweise in Indiana Jones Manier eine wichtige Rolle in diesem Buch. In „Die Schatzräuber und die Felsenstadt“ musste R.S. Stone die einzelnen Protagonisten ja noch nach Petra und dessen umfangreichen Gelände bringen. Da sich Helden wie Schurken inzwischen in der Stadt und ihrer Umgebung befinden, sowie im mittleren Abschnitt zeitweise die beiden schon im ersten Buch verschmolzenen Handlungsbogen mit der Ich- Erzählerebene um Kara Ben Nemsi vereinigen, hat es der Autor leichter, den Handlungsverlauf spannend fortzuführen. Bei Karl May hat Kara Ben Nemsi in den meisten Fällen ja Schurken gejagt oder Menschen an ihre Ziele an unwirtlichen Orten gebracht. Eine reine Schatzsuche in dieser vorliegenden Form findet sich nicht in dessen Büchern. Selbst bekannte Texte wie „Der Schatz im Silbersee“ konzentrieren sich auf die Reise/ Verfolgung bis zum angesprochenen Ort und handeln dann diese finale Auseinandersetzung relativ zügig ab, während sich der Leser angesichts der im letzten Handlungsabschnitt zusammen geballten Andeutungen auf den abschließenden Roman durchaus freuen kann.

 Die Trilogie um die Felsenstadt als Hommage an Karl May konzentriert sich weniger auf die politischen Hintergründe und geht damit einen gänzlich anderen Weg als der erste Sechsteiler. Dafür wird das Flair der Orientabenteuer deutlich mehr auf eine interessante Schatzsuche mit vorhandenen Spannungsmomenten fokussiert, aber keinem Rückfall auf oberflächliche „Indiana Jones“ Aktion verbunden.

 Wie es sich für einen guten mittleren Roman einer Trilogie gehört, werden weitere Fragen aufgeworfen, aber auch einige relevante Punkte aus dem Auftaktband abgeschlossen, so dass die actiontechnische Konzentration gänzlich auf dem finalen und umfangtechnisch gewichtigsten Band „Das Vermächtnis aus der Felsenstadt  liegen kann, während manche Serien darunter leiden, dass im zweiten Band schon alles geklärt ist und der abschließende Roman nur noch zum Aufräumen dient.    

Taschenbuch, 192 Seiten

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Titelbild Mark Freier

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