Cotton Reloaded 15- Tödliche Bescherung

Peter Mennigen

Peter Mennigens Weihnachts Jerry Cotton – der Plot spielt am Heiligabend – st ein unterhaltsames Garn, dessen größte Manko vielleicht ist, das die kriminelle Grundidee deutlich organisierter und perfider in der „Cotton Reloaded“ Serie schon einmal verwandt worden ist.

Am Heiligabend trifft Cotton auf dem Weg zur Arbeit im Berufsverkehr auf die fünfjährige Dorothy, die eine mehrspurige Straße zu überqueren versucht. Cotton kann das verängstige Mädchen retten. Es war auf dem Weg zu „Macy´s“, wo es den einzigen echten Weihnachtsmann geben soll. Er soll ihre herzkranke Mutter retten, die auf ein Spenderherz wartet. Plötzlich tauchen zwei Schlägertypen auf und fordern Cotton auf, das Mädchen zu übergeben. Der Agent kann die Entführung verhindern. Er bringt Dorothy zurück ins Krankenhaus, wo sie von ihrer Mutter und ihrer Tante erwartet wird. Als kurze Zeit später eine renommierte Anwältin Cotton auffordert, eine halbe Stunde im Krankenhaus wegzuschauen, ahnt er, dass hinter der Entführung sehr viel mehr als ein pädophiler, reicher Perverser stecken muss.

Die Ermittlungen folgen dann einem sehr einfachen Muster. Mittels moderner Überwachungstechnik wird der Schurke gefunden. Seine Motive sind dem aufmerksamen Leser sehr viel schneller klar als den Agenten. Das der Fall erfolgreich aufgelöst wird, hängt auch am Zufall – der Gier -, ansonsten wäre Cotton trotz seines Versprechens, die kleine Dorothy nicht im Stich zu lassen, zweiter Sieger gewesen. Dabei ist erstaunlich, wie oft Cotton und Decker in die Falle der Gegner tappen. Auf lange Sicht kann das Autorenteam nicht auf eine spektakuläre Action – wie in diesem Fall – und das anschließende Erstürmen durch Highs Back up Truppen, die immer rechtzeitig am richtigen Ort sind, vertrauen.

Viel interessanter ist die zweite emotionale Handlungsebene. Im Vergleich zu seinen letzten „Cotton Reloaded“ Romanen gibt sich Peter Mennigen sehr viel Mühe, insbesondere das Verhältnis zwischen Cotton und Decker etwas näher zu beleuchten. Dabei verzichtet er auf den üblichen Weihnachtskitsch und selbst die Begegnung unter dem Mistelzweig fällt anders als geplant aus. Cotton ist eher der Typ, der sich wie Brandenburg James Stewarts „Ist das Leben nicht schön“ mit einer Flasche Whiskey anschaut, während Decker am ersten Feiertag ihre ganzen Verwandten einlädt. Hinzu kommt aber, dass eine ehemalige Klassenkameradin sich mit Decker ausgerechnet am Heiligabend zum Mittagessen treffen möchte und Decker Cotton als ablenkendes Element braucht. Das Ende dieser Episode ist vielleicht nach dem Motto „mehr Schein als Sein“ etwas zu aufgesetzt, aber die gut geschriebenen Dialoge geben einen soliden Blick hinter die Kulissen der beiden wichtigsten Protagonisten der Serie frei. Während Cotton seine Kollegin zumindest akzeptiert, behandelt Decker Cotton weiterhin von oben herab, wobei sie zumindest an diesem Weihnachtsabend auch seine Hilfe benötigt. Wie unterschiedlich und doch wieder gleich die beiden Figuren denken und handeln lässt sich alleine an der kleinen Szene in dem Restaurant ablesen, in der Mennigen seinen Figuren am nächsten kommt.

Zusammengefasst ist „Tödliche Bescherung“ ein leicht zu lesender Weihnachtskrimi mit einer soliden, deutlich mehr als Mennigens letzte Fälle überzeugenden Krimihandlung, aber vor allem einem ausführlichen Blick hinter die Fassaden der Protagonisten.

  • Format: Kindle Edition
  • Dateigröße: 1812 KB
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe: 103 Seiten
  • Verlag: Bastei Entertainment (28. November 2013)
  • Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.
  • Sprache: Deutsch
  • ASIN: B00G35JZL6
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