Die Welten der Skiir Band 3: Patronat

Die Welten der Skiir, Band 3, Patronat, Titelbild, Rezension
Dirk van den Boom

Der abschließende dritte Band Dir van den Booms “Die Welten der Skirr” Trilogie mit dem Titel „Patronat“ ist eine Achterbahnfahrt.  Während der Auftaktroman das Szenario entsprechend  vorbereitete und der Autor rückblickend mit teilweise fast sadistischen Vergnügen  ein Zukunftsszenario entwickelte, das er im abschließenden dritte Roman teilweise buchstäblich auf den Kopf stellte, wirkte vor  allem der rückblickend schwächste mittlere Band der Trilogie mit ein Versuch, die zahlreichen roten Fäden zu bündeln. „Patronat“ verfügt  über eine Reihe von ausgesprochen guten Strukturen und vor allem auch überzeugenden Ideen, welche Dirk van den Boom mit dem buchstäblich lustlosen und vor allem phantasielosen Ende zu Nichte macht.

Zwischen den einzelnen Romanen gibt es weiterhin nahtlose Übergänge. Nur rudimentäre Informationen werden während des temporeichen Handlungsverlaufes für  Neueinsteiger bereit gehalten, so dass es sich lohnt, diese weniger als Trilogie, sondern als einen umfassenden Roman geplante Serie chronologisch und möglichst in einem Rutsch zu lesen. Dadurch werden die Feinheiten erkennbarer und die zahllosen Charaktere, mit denen Dirk van den Boom manchmal ausgesprochen opportunistisch arbeitet, verschwimmen nicht vor den Lesern.

Die Erde ist seit fast einem Jahr zu Beginn von einem Energiefeld umgeben. Eine Idee, die grundsätzlich nicht neu ist.  Raumflüge sind mit der bekannten Technik durch das All nicht möglich, anscheinend könnte man aber mit antiquierter Technik vielleicht doch noch die aus den Beständen der ominösen HATTA stammende Energiebarriere durchbrechen. Das Energiefeld ermöglicht es den Menschen, sich von der Herrschaft der Skiir ein wenig freizuschwimmen. 

Auch wenn sich Dirk van den Boom bemüht, Vergleiche zu ähnlichen Szenarien in der Perry Rhodan Serie zu vermeiden, gelingt es ihm genauso wenig wie sich zufällige Ähnlichkeiten zu den letzten Minizyklen des „Heliosphere 2265“ Universum  einschleichen. In beiden Serien spielen  Tore und damit Zugänge zu anderen Dimensionen und „bösen“ wieder zu erweckenden oder wieder erweckten Kräfte eine wichtige Rolle. Von H.P.  Lovecraft ganz abgesehen. 

Die Versuche von Seiten der Erde diese Barriere zu durchbrechen und Kontakt  mit dem Umfeld aufzunehmen, beschreibt Dirk van den Boom ohne Frage packend und interessant. Aber der Funke zu einem originellen Handlungsverlauf will insbesondere im schwerfällig angesichts der zahlreichen Schauplätze erscheinenden ersten Drittel nicht aufkommen.

Am Ende des Buches stellt sich heraus, dass zumindest einige HATTA sehr viel  längere  Pläne haben als bisher bekannt. Ihre umfangreiche wie gefährliche Technik haben sie im Universum zurückgelassen. Neben der Energiebarriere gehört auch der im zweiten Band immer wieder angesprochene Zerstörer dazu, der aber positiv für den Plot seine Energiereserven weites gehend aufgebraucht hat und deswegen auch Schwächen zeigt.  An einigen Stellen wirkt die beschriebene Technik zu erdrückend. 

Das Tor zu der angesprochenen anderen Dimension und möglicherweise dem letzten Geheimnis der HATTA interessiert mehrere Parteien. So kommt es zumindest in der Theorie zu einer Art Rennen, an deren Ende sehr hektisch bis lustlos eine kurzzeitige Erkenntnis und eine erstaunlich schnelle Lösung stehen.

Es ist aber der Mittelteilt, welcher den Leser fasziniert und in dem Dirk van den Boom tatsächlich eine Reihe von interessanten Fragen stellvertretend für den Leser seinen überforderten menschlichen Charakteren stellt. Mit einem Schulterzucken hinterfragt der Autor die ganze bisherige Evolutionsgeschichte und entwickelt ein evolutionär  politisches Modell, das den Leser fast  sprachlos zurücklässt. 

Plötzlich ergibt es  einen für einen Moment einen Sinn, dass der Zerstörer vor allem die  Welten der Skiir angegriffen und  den anscheinend langen Frieden absichtlich durchbrochen hat.  Immerhin bestand die Idee eines friedlichen Galaxis in erster Linie aus dem Gehorsam gegenüber den Skiir, deren Technik den Menschen derartig überlegen gewesen ist, das es ihnen wie vielen anderen Völkern der Galaxis gegangen ist.  Mit den wieder auftauchenden HATTA haben die Skiir plötzlich einen Feind im Nacken, der ihnen das gleiche antun kann wie sie unzähligen Völkern. Nicht unbedingt eine wirklich neue Idee, aber eine Basis, auf welcher Dirk van den Boom eine Reihe von interessanten, aber auch teilweise stereotyp geschriebenen Actionszenen aufbauen kann.

Die mitten im Roman  fast aus dem Nichts aufgeworfenen Thesen werden anschließend an den Rand gedrängt, da es vor  allem jetzt um den potentiellen Kampf mit den HATTA geht.  Die Destruktion seines Universums aus dem ersten Band   inklusiv der wenig überraschenden Demaskierung der Skiir weniger als Wohltäter, sondern Versklaver bilden über die ganze Trilogie betrachtet keine Überraschung.  Phasenweise vor allem im stilistisch besten Roman der Trilogie  „Prinzipat“ scheint sich Dirk van den Boom der Klischeeschiene auch deutlicher bewusst zu sein und steuert manchmal sanft mit ironischen Bemerkungen und manchem doppeldeutigen Monolog seiner Protagonisten gegen.  Bis auf wenige Szenen findet sich davon nichts mehr im abschließenden Roman. Neben den bekannten Floskeln des Vielschreibers Dirk van den Boom platziert der Autor einige Szenen, die austauschbar sind. Sie kommen einem vor allem bekannt vor, wenn man Dirk van den Booms literarischen Weg schon länger verfolgt. 

Bemühte sich der Autor noch, zu Beginn die einzelnen Protagonisten individueller zu skizzieren und ihre Handlungen ausführlicher zu beschreiben, verfällt er mehr und mehr der pragmatischen Eindimensionalität  und entwickelt sein Universum nicht weiter.

Im Gegensatz zu Andreas Brandhorst, der kleine Ideen unglaublich groß macht,  greift Dirk van den Boom auf seine berufliche Erfahrung zurück und präsentiert ein Universum voller politischer Intrigen, opportunistischen Winkelzügen und einer teilweise in Person ihrer Botschafter überforderten Menschheit. Nicht jeder Handlungsbogen ist konsequent zu Ende gedacht und manchmal wirkt die Kehrtwendung auch eher pragmatisch als inhaltlich opportunistischer, aber die verschiedenen Ansätze im Korsett einer Reihe von klischeehaften Ideen lassen die „Welten der Skiir“ Trilogie trotzdem zu einer kurzweiligen Lektüre werden.

Allerdings tatsächlich eher im Rahmen einer Reihe von Ratespielen, um die zahllosen Vorlagen wieder zu erkennen, die Dirk van den Boom ein wenig zu simpel miteinander verbunden hat,  um in dessen Kern eine einzige neue und dann leider nicht mehr abschließend zufriedenstellend extrapolierte Idee zu platzieren.      

 

  • Taschenbuch: 450 Seiten
  • Verlag: Cross Cult; Auflage: 1 (4. September 2017)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3864258723
  • ISBN-13: 978-3864258725