Gespensterkrimi 5 "Das Dämonengrab"

Frank de Lorca

Der Gespenster Krimi „Das Dämonengrab“ ist zwar als Nummer 455 der ursprünglichen Serie unter dem Verlagspseudonym Frank de Lorca veröffentlicht worden, dahinter versteckt sich mit Gerhard Hundsdorfer aber ein ausgesprochen talentierter Autor. Das Cover verweist nicht mehr auf eine Empfehlung von Jason Dark, sondern spricht von einem „düster und gefährlichen“ Abenteuer. Aber auch in anderer Hinsicht ragt „Das Dämonengrab“ aus den bisherigen Nachdrucken heraus.

Die Handlung könnte man durchaus als übernatürliche Variation von „Das Phantom der Oper“ interpretieren. Auch wenn es immer wieder Hinweise auf die Gegenwart – in diesem Fall natürlich eher die siebziger oder achtziger Jahre – gibt, ist der Roman nicht nur stimmungsvoll geschrieben worden, sondern strahlt eher das Flair des 19. Jahrhunderts aus.

 Der Auftakt ist klassisch. Ein verruchtes Stück soll wieder aufgeführt werden. Es spielt während der französischen Revolution und handelt von der Rache eines Mannes an den Handlangern des Regimes, die sich teilweise mit dem Verrat an den eigenen Verwandten über Wasser gehalten haben. Bei einer der Proben wird aus dem dunklen Stoff Realität, einer der Beteiligten wird tot auf der Bühne gefunden. Gleichzeitig scheint eine der Hauptdarstellerinnen die verfluchte Gestalt des Autoren in den nebeligen Straßen wieder zuerkennen. 

Kurze Zeit später verschwindet neben einer Reihe weiterer Toten ein junges Mädchen, wie damals während der ersten sehr kurzen Aufführung des Stücks.

Frank de Lorca spielt sehr lange mit eher den kriminalistischen Klischees des Genres. Die übernatürlichen Elemente werden über weite Strecken als blühende Phantasie oder Aberglaube abgetan. Erst das feurige, effektive Ende zeigt einen Zusammenhang zwischen der fatalen Geschichte des Stücks und möglicherweise dem verrückten Genie, welches den Stoff ersonnen hat.

Bis dahin nutzt der Autor eine Vielzahl von interessanten Ideen. Da die Ermittlungen um das verschwundene Mädchen und ein seltenes Schriftstück zum Beispiel stocken, wird mit Versprechungen ein professioneller Einbrecher aus dem Gefängnis vom den Fall untersuchenden Kommissar entliehen, um auf dem Friedhof in der Gruft nach dem Rechten zu sehen. Der Showdown findet direkt auf der Theaterbühne natürlich während der Prämiere statt , wo der Polizist eine ebenfalls ungewöhnliche Rolle spielt.

Dazu kommen nicht nur einige effektive falsche Spuren, sondern eine Reihe von grausamen, aber auch intelligent verübten Morden, ohne das der Leser dem Täter tatsächlich auf die Spur kommt. Im Gegensatz zu vielen Krimis fühlt sich der Autor auch nicht verpflichtet, entsprechende Verdächtige über das notwendige Maß hinaus zu präsentieren, sondern kann quasi während des Showdowns ohne weitere hintergründige Erklärungen ein buchstäblich theatralisches Finale einläuten.

Auch wenn vielleicht einzelne kleinere Abschnitte dem Leser aus anderen Werken bekannt vorkommen, verfügt der Roman neben einer gleichmäßigen und deswegen auch sehr zufrieden stellenden Struktur ohne keine Hektik am Ende über eine stimmungsvolle Atmosphäre und vor allem auch durchgehend überzeugend gezeichnete zeitlose Charaktere so unterschiedlicher Richtungen, das es eine Freude ist, ihren Aktionen und vor allem Reaktionen zu folgen.

Vielleicht impliziert das dynamische Titelbild inklusiv des Titels „Das Dämonengrab“ eher eine Mumiengeschichte als eine klassische Horrorgeschichte mit einer übernatürlichen Rache von jenseits des Grabes, aber auf den Seiten verbürgt sich ein gut zu lesender über weite Strecken tatsächlicher Krimi, der heute genauso gut unterhält wie zur Zeit der Erstveröffentlichung.  

Gespenster-Krimi 5 - Horror-Serie: Das Dämonengrab

Bastei Verlag, Heftroman, 64 Seiten

Kategorie: