Perry Rhodan- Schwarze Saat

Michael Marcus Thurner

Der Pabel Verlag startet mit der Trilogie um die „Dunkelwelten“ ein weiteres Experiment. Nachdem der Heyne- Verlag lange Zeit immer wieder Sechsteiler aus der „Perry Rhodan“ Serie publiziert hat, erscheint zum ersten Mal eine Trilogie im Bastei Verlag. Traditionell ein Haus, das nicht nur mit seinen Heftromanserien vor allem in den Bahnhöfen vertreten ist.

 Michael Marcus Thurner eröffnet mit „Schwarze Saat“ die Serie. Der Plot ist in sich ordentlich abgeschlossen, auch wenn nicht alle Fragen beantwortet worden sind. Teilweise hat der Leser auch das unbestimmte Gefühl, als wolle der österreichische Autor seinen Handlungsstrang beenden. Das Ende wirkt eher pragmatisch und spannungstechnisch überladen. Fast wie ein typisches Klischee der „Rettung“ in letzter Sekunde. Es ist aber nicht das einzige Versatzstück, auf das Michael Marcus Thurner zurückgreift und trotzdem einen ordentlich zu lesenden, teilweise angesichts der exotischen Hintergründe sogar interessanten Roman aus dem „Perry Rhodan“ Universum präsentiert.

 Zu den Mechanismen gehört die Isolation Perry Rhodans. Wie in zahlreichen Miniserien bricht der Großadministrator mit kleinem Gepäck auf eine besondere diplomatische Mission auf und entzieht sich größtenteils dem Wirkungskreis seines bisherigen Machtbereichs.

 Die Dunkelwelten zählen zu den großen Rätseln der Astronomie und bilden vor allem in der Science Fiction Literatur nur einen bedingten Hintergrund. Jolyona ist eine dieser Dunkelwelten, auf denen sich die Onryonen angesiedelt haben. Sie suchen auf diesen Himmelskörpern Schutz. Auf Jolyona leben auch Menschen. Hinzu kommt, dass Archäologen unter der Oberfläche der Dunkelwelt Spuren für eine ältere Zivilisation gefunden haben. Michael Marcus Thurner nutzt seine Stärke, einen wirklich exotischen und trotzdem ein wenig auch vertrauten Hintergrund zu erschaffen. Seine Beschreibungen gehen nicht in die Details, der Autor vertraut eher seinem Gespür für Strömungen und Atmosphäre. Wie bei einem herausfordernden Puzzle werden stellvertretend für den Leser Perry Rhodan nur bruchstückhafte Informationen angeboten.

 Im zweiten Teil des Romans relativiert Michael Marcus Thurner aber einige dieser exzentrischen Ideen und versucht vielleicht zu nahe auf einer zwischenmenschlichen Ebene eine besondere Kommunikation zwischen Perry Rhodan und seinem neuen Schüler herzustellen. In diesem Handlungsabschnitt geht manches zu schnell und eine interessante, aber leider auch „alte“ Idee wird nur in der Theorie zwischen dem „Oberschurken“ und Perry Rhodan in klischeehafter James Bond Antagonisten Manier diskutiert, aber leider nicht umgesetzt.

 Auf Jolyana gibt es Konflikte zwischen den Menschen und den Onryonen. Zwei junge Menschen sollen hinterrücks einen Onryonen getötet haben. Sie werden ins Gefängnis gesteckt und sollen den Gebräuchen nach bestraft werden. Diese Tat lockt nicht nur Perry Rhodan auf diese Dunkelwelt, in seinem Gepäck folgt Homer G. Adams als wirtschaftlicher Verhandlungspartner, der gleichzeitig eine Flamme auf dieser Welt wieder sehen möchte.

 Die Ausgangslage ist solide, aber wie angesprochen nicht unbedingt inspiriert dargestellt. Immer wieder gibt es Hinweise, das einzelne Charaktere mehr wissen als es Rhodan erfahren darf. Der zweite Schritt stellt die Isolation des ehemaligen Großadministrators dar. Diese erfolgt mittels eines gefährlichen Paukenschlags, der für den Leser spektakulär erscheinen muss, am Ende in die Form eines eher komplizierten als komplexen „Beschaffungsplans“ eingebunden wird. Je mehr am Ende erläutert wird, um so schwerer wird es, diesen doch teilweise auf Zufälligkeiten basierenden Plan nachzuvollziehen.

 Zumal während des finalen Showdowns sich Perry Rhodan auf eine erstaunlich pragmatische Art und Weise mindesten vorläufig von der „schwarzen Saat“ befreien kann. Aber Michael Marcus Thurner greift wieder auf den bekannten, dominierenden, aber auch nicht zu erdrückend dominanten Perry Rhodan zurück, der eher als Sofortumschalter mit entsprechender Erfahrung handelt und nicht ausschließlich reagiert. In dieser Hinsicht überzeugt der erste Teil der „Dunkelwelten“ Trilogie.

 Aber nicht nur Perry Rhodan hat Michael Marcus Thurner im Griff. Vor allem der zu Beginn der Serie als Finanzgenie so wichtige, später in den Hintergrund getretene Homer G. Adams kann als Mensch und Freund punkten. 

 Die Liebesgeschichte ist nicht kitschig oder pathetisch. Natürlich wird immer wieder das Thema Sterbliche/ Unsterblicher angesprochen, wobei seine Auserwählte anfänglich mit pointierten Kommentaren, Hinweisen auf die eigene Karriere und schließlich einem weitergehenden Zusammenhang mit Perry Rhodans Planung mit dieser wichtigen Frage umgeht. Homer G. Adams ist zwar verliebt, schätzt die Romantik, lässt sich bei den Verhandlungen aber auch nicht über das Ohr hauen. Am Ende agiert er mit einer Mischung aus Zuckerbrot und Peitsche, um den Freund zu retten. Dabei scheut er sich auch nicht, wertvolle verborgene Kulturschätze zu zerstören.

 Durch die wechselnden Perspektiven versucht Michael Marcus Thurner Spannung zu erzeugen, wiederholt absichtlich einzelne Szenen aus zwei Blickwinkeln. Mit dieser Vorgehensweise erreicht der Autor aber im Mittelabschnitt das Gegenteil, der Text wirkt schwerfälliger und die Spannungskurve flacht eher ab. Gegen Ende überschlagen sich  die Ereignisse und als Ganzes betrachtet wirkt das Buch auf der Actionebene viel zu hektisch abgeschlossen.

 Neben Perry Rhodan und Homer G. Adams hat Michael Marcus Thurner noch eine Handvoll exzentrischer Protagonisten entwickelt. Das reicht von der besessenen Archäologen über die beiden Sündenbock im Gefängnis der Onryonen bis zu Kahoyte, der von einem angehenden Schüler schließlich zu einem einzigartigen Talent, zu einem Meister wird. Diese Gesellenprüfung beschreibt Michael Marcus Thurner eindrucksvoll, aber sie kommt auch zu stark vorbereitet und überrascht abschließend zu wenig.

 Es ist vor allem der Hintergrund der Dunkelwelt mit einem Höhepunkt der Veranstaltung in der Arena, der das Interesse der Leser länger und nachhaltiger fesselt als phasenweise der ein wenig zu einfach gestaltete Plot. Michael Marcus Thurner lässt immer wieder an den richtigen Stellen auch Hintergrundinformationen einfließen, aus denen mit diesem Abschnitt des Seriengeschehens nicht vertraute Leser zumindest rudimentäre Informationen entnehmen können und die Zusammenhänge meistens eher erahnen als erkennen können.

 „Schwarze Saat“ ist trotz der angesprochenen Schwächen ein guter Auftaktroman einer sich hoffentlich noch weiter entwickelnden Trilogie. Potential ist ausreichend vorhanden und der Klappentext lässt erahnen, dass Perry Rhodan selbst Ziel und Auslöser der kommenden Ereignisse ist. Damit reiht sich der Text allerdings auch sehr viel enger als auf den ersten Blick erwartet in den betreffenden Zyklus ein, in dem es ja auch um die Bestrafung Perry Perry Rhodans für Verbrechen ging, die er noch nicht begangen hat. Kurzweilig geschrieben mit einem überzeugenden Hintergrund, einer soliden Charakterisierung und einem hektischen, aber auch zufrieden stellenden Ende handelt es sich bei „ Schwarze Saat“ um einen der besseren Perry Rhodan Romane der letzten Jahre.       

Perry Rhodan: Schwarze Saat: Roman (Dunkelwelten)

  • Taschenbuch: 416 Seiten
  • Verlag: Lübbe; Auflage: 1. Aufl. 2019 (29. April 2019)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3404209427
  • ISBN-13: 978-3404209422
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