Das Haus Zamis 55: Wer ohne Sünde ist

Logan Dee & Michael Marcus Thurner

Auch bei "Das Haus Zamis" sind Cliffhanger nicht immer leicht zu entwickeln. Einen vorläufigen Höhepunkt erreicht die Serie durch den Tod von Michael und Thekla Zamis. Zwar hat nur Skarabäus Toth die Nachricht verkündet und Georg Zamis als Nachfolger eingesetzt, aber diese Implikation versprach eine nachhaltige Wandlung des Plotverkaufs. 

 
Im vorliegenden Band "Wer ohne Sünde ist" kehrt nicht nur Michael Marcus Thurner als regelmäßiger Autor zusammen mit Logan Dee wieder zurück, "leider" auch Michael und Thekla Zamis. Zu den besten Szenen des ganzen Buches gehört Michael Zamis Unverständnis seiner Familie gegenüber, die anscheinend während seiner Abwesenheit die Ordnung hat schleifen lassen.
 
Auf der einen Seite wird ein wichtiges Spannungselement viel zu früh aufgelöst, ohne das es sich angesichts der Komplexität der Serie wirklich nachhaltig entwickeln kann. Denn der Schiedsrichter Toth setze Georg Zamis zwar als Nachfolger ein, Michael Zamis hat in einem kurz vor seinem Verschwinden/ Tod geänderten Testament aber ausgerechnet das weiße Schaf der Familie Coco Zamis zu seinem Nachfolger bestimmt.
 
Coco Zamis ist sich dieser Testamentsänderung nicht bewusst. Der Konflikt mit ihrem Bruder Georg hätte besser entwickelt werden können, zumal es ja in erster Linie für Georg um sehr viel geht, während Coco Zamis durchaus in ihrem zu oft vernachlässigten Cafe einen Hort des Friedens gefunden hat. Auf der anderen Seite wäre es für die junge Hexe eine ordentliche Herausforderung, die zerstrittenen Zamis eher in ihrer Hinsicht als Georgs Machtwahn zu einigen und vielleicht sogar so etwas wie ein dunkles Gewissen einzuführen.
 
Die Unfähigkeit der meisten seiner Kinder als zukünftige Köpfe der Familie haben die bisherigen Abenteuer in mehrfacher Hinsicht schon bewiesen. In diesem Punkt kann das Duo Logan Dee (gleichzeitig ja auch Exposeautor) und Michael Marcus Thurner dem Geschehen keine neuen Impulse verleihen. Auch wenn Michael Zamis überrascht tut, wäre jede andere Auflösung dieser absurden Grundidee ein Widerspruch zu den bisherigen Büchern.  
 
Zu Beginn erwies sich Lydia mit ihrer sexuell agressiven, an eine Nymphomanin erinnernden Art als eine Bereicherung der Serie. Vor allem bildete sie einen interessanten Gegenpol zu der immer verklemmter werdenden Coco Zamis, die seit einigen Bänden keinen Liebhaber gehabt hat. Natürlich ist es schwer, einen Gegenpol zu Dorian Hunter zu entwerfen und einzelnen Ereignissen vorwegzugreifen. Lydia hat diese Rolle mit sehr viel Energie und vor allem auch ausreichenden Anspielungen übernommen. Sexuelle Gewalt meist gegen Frauen bzw. Hexen bis teilweise zur Gewaltpornographie durchzieht die Reihe auch wie ein roter Faden, wobei die Autoren nicht dem Irrglauben der Pornographie Folgen und Schmerz immer gleich mit Vergnügen setzen. Im Falle von Lydia ist das grundsätzlich ein wenig anders, auch wenn die Szenen nicht voyeuristisch geschrieben sind und im Vergleich zu anderen Exzessen fast zahn erscheinen. Es bleibt abzuwarten, ob die Autoren Lydia als Protagonistin und weniger als reines Sexobjekt noch weiter entwickeln.   
 
Mit Michael und Thekla Zamis Rückkehr wird dieser Handlungsstrang bis auf einige wenige Exkurse förmlich abgeschnitten.  
In den letzten Romanen haben die Autoren mit dem Herr der Fliegen Zehub einen interessanten, vor allem ausbaufähigen Antagonisten aufgebaut. Im vorliegenden Band kommt es zu einer direkten Konfrontation mit den Zamis natürlich auf einem Friedhof. Vor allem Michael Marcus Thurner hat immer wieder mit leichter Hand, aber einem ausgesprochenen Gespür für die Atmosphäre bewiesen, das er Wien zu einem gruseligen Leben erwecken kann. Daher gehören die Szenen um diese Konfrontation auch zu den pervers makabren Höhepunkten der Geschichte, auch wenn einzelne Versatzstücke inzwischen im Rahmen des umfangreichen Dorian Hunter Universums auch latent vertraut erscheinen.
 
Der Band scheint die Konfrontation mit Beelzebub zumindest vorläufig abzuschließen. Im Gesamtverlauf der Serie werden rote Fäden immer wieder gerne und effektiv aufgenommen. Vieles wirkt ein wenig abrupt behandelt, so dass nach der Lektüre atmosphärisch ein gutes, inhaltlich aber leider ein ambivalentes Gefühl zurückbleibt.  
 

Cover Das Haus Zamis 55

www.zaubermond.de

Taschenbuch, 256 Seiten

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