Das Haus Zamis 56: Der Teufel in mir

Susanne Wilhelm & Logan Dee

Im  letzten Roman „Wer ohne Sünde ist“ schlossen die Autoren vorläufig die Konfrontation zwischen dem Fliegendämonen und den Zamis ab. Michael und Thekla Zamis kehrten quasi aus dem imaginären Jenseits nach Wien zurück. Zusammengefasst wirkte das Ende ein wenig hektisch und vor allem die Idee, die zweite Generation der Zamis mindestens vorläufig an die Macht kommen und vielleicht scheitern zu lassen, wurde nicht ausreichend genug herausgearbeitet. Damit verschenkten Logan Dee alias Uwe Voehl und Michael Marcus Thurner sehr viel Potential.

Mit „Der Teufel in mir“ beginnt ein weiteres Handlungsbogen, der das ganze Fundament der Serie betrachtet auf ein wenig dünnen Eis konzipiert worden ist. Michael Zamis hatte ja überraschend seine Tochter Coco als einzige potentielle Nachfolgerin in seinem Testament verewigt, auch wenn sich Coco am liebsten um ihr „Cafe Zamis“ um eine geflüchtete Todsünde bereichert kümmern wollte.

Asmodis hat ja immer wieder mit verschiedenen Allianzen versucht, die Macht der Zamis zu brechen. Auf der anderen Seite haben Michael Zamis und seine wenigen Getreuen außerhalb der eigenen Familie die bestehenden Machtverhältnisse niemals wirklich nachhaltig erschüttern können.

Jetzt erhält Michael Zamis die Anweisung, Coco Zamis vom weißen Schaf der Dämonenwelt quasi auf den richtigen dunklen Weg „zurückzuführen“. Ein Versuch, der auf unterschiedliche Art und Weise und mit mäßigem Erfolg die ersten in sich abgeschlossenen Bände noch unter dem Titel „Coco Zamis“ dominierte.

Erstaunlich einfach gelingt es tatsächlich, Coco Zamis wahrscheinlich nur vorläufig richtig böse zu machen. Wobei das Vorgehen vor allem gegenüber ihrer Halbschwester dem Leser seltsam vertraut vorkommt.  

Viel interessanter ist es, dass Coco Zamis jetzt selbst nach der Macht greifen möchte. Ein Faktor, den weder Michael Zamis noch Asmodis eingeplant haben. Wobei angesichts der Erfahrung der Zamis Familie und den zahlreichen Versuchen, sich nach oben zu kämpfen und/ oder mittels Allianzen bestehende Machtverhältnisse zu unterminieren dieses Vorhaben mehr als schwer sein sollte. Alles andere würde die Glaubwürdigkeit der bisherigen Serienstruktur unterminieren und unglaubwürdig erscheinen.

Coco Zamis ist ja in den inzwischen mehr als fünfzig Romanen verschiedenen Herausforderungen unterworfen worden. Es bleibt abzuwarten, ob diese ja von außen initiierte Veränderung wirklich nachhaltig ist oder nur ein Bestandteil eines umfangreicheren Plans ist. Logan Dee hat zumindest vor den Moment Spaß und versucht Coco Zamis ohne ihre grundlegende Persönlichkeit zu sehr zu verzerren zumindest als "böse" und „sadistisch“ zu zeichnen. Dabei greifen die Autoren auch auf bekannte Protagonisten der Serie zurück, die schockiert und überrascht von Coco Zamis plötzlich vertrieben oder gequält werden.

Diese Szenen ragen aus dem Roman positiv heraus, da die Folgen dieser Verwandlung spürbarer sind, wobei Coco Zamis wirklich als Persönlichkeit ausgetauscht zu sein scheint.  Logan Dee hat es bis jetzt überzeugend übernommen, eine andere Persönlichkeit zu entwickeln und trotzdem den Charakter nicht unentschuldbar zu wandeln.

Michael Marcus Thurner hat wieder die Aufgabe an sich gerissen, andere Ecken seiner Wiener Heimat dem Leser zu präsentieren. Dabei tritt der Autor einen Schritt zurück und nutzt die inzwischen so verblichenen wie überflüssigen, aber krampfhaft bewahrten Traditionen einer alt eingesessenen, aber nicht mehr einflussreichen Beamtenfamilie, um die Besonderheiten der österreichischen Hauptstadt im Grunde fast zu persiflieren. Dabei spielt Michael Marcus Thurner mit einer Reihe von Klischees, die aber derartig ernsthaft und entschlossen erzählt werden, dass der Leser irgendwo zwischen der glorreichen Vergangenheit Österreichs und der zumindest in dieser Serie vorherrschenden dämonischen Gegenwart hin und her pendelt. Manchmal in den besten Szenen seines Teilromans überlappen sich sogar die Illusion einer eher phantastischen, aber selten realistischen Großmannssucht der bürgerlichen Mittelschicht mit den übernatürlichen Elementen des Hintergrunds.  

Es bleibt abzuwarten, in welche Richtung sich dieser Teilzyklus weiter entwickelt, aber die beiden Autoren haben sich zumindest bemüht, neue Facetten zu setzen und tatsächlich mal kurzzeitig an dem etablierten Fundament zu rütteln.

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Cover Das Haus Zamis 56

www.zaubermond.de 

Taschenbuch, 256 Seiten

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