Das Haus Zamis 61- Tatkammers Sündenfall

Michael Marcus Thurner & Logan Dee

Mit „Tatkammers Sündenfall“ kehrt Michael Marcus Thurner wieder in das Team zurück und ersetzt Simon Borner, der sich vor allem um das Paris des 19. Jahrhunderts kümmert.

In Simon Borners abgeschlossener Reise in die Vergangenheit lernte der Leser einen jungen Michael Zamis kennen, der auf seinen geflohenen Sohn Georg gestoßen ist. „Tatkammers Sündenfall“ zeigt den gegenwärtigen Michael Zamis, der an zahlreichen Fronten kämpfen muss. Der Konflikt mit Asmodis ist scheinbar zur Seite gelegt, aber seine Söhne sind spurlos verschwunden, wie der Leser eher als der Protagonist weiß; Juna ist weiterhin eine Puppe und Coco Zamis ja endlich böse geworden, aber auch nicht greifbar.

Schon in den letzten Bänden hat sich abgezeichnet, dass Thekla mehr und mehr sich dem Einfluss ihres Mannes entzieht. Als Tochter Asmodis hat sie sich von ihrem Mann befreit und geht jetzt eigene Wege.

Während Coco Zamis ja mit ihrem neuem Freund am Gardasee oder Südfrankreich schöne Tage verlebte, geht Thekla Zamis auf Kreuzfahrt von Cassablanca nach Valencia. Michael Zamis schleicht sich ebenfalls an Bord des Schiffes.

Die Crew huldigt nicht nur Michael Zamis Frau, sondern einem uralten Dämonengott, der wahrscheinlich erst in den nächsten Romanen zu einem adäquaten Gegenspieler sowohl Asmodis wie auch Michael Zamis aufgebaurt wird. Der Reiz dieses Handlungsbogen besteht in der Tatsache, dass ansonsten ja eher die Zamos als Familie gegen Asmodis gekämpft haben. In der Theorie müssten sich jetzt die Männer verbünden, um gegen Tochter und Ehefrau mit einem bislang unbekannten Urdämonen im Hintergrund zu kämpfen.

Die Autoren nehmen sich viel Zeit für die Extrapolation. Die bekannten mondänen Hintergründe konnte der Leser ja schon am Gardasee kennenlernen, mit dem Luxuswindjammer wird es noch eine Stufe exklusiver. Kritisch gesprochen ist aber auch das Risiko einer Entdeckung Michael Zamis doppelt so hoch. Es erscheint wenig wahrscheinlich, dass Thekla nicht auf dem engen Raum eines sich auf offener See befindlichen Schiffes ihren Mann nicht zumindest spüren kann. Immerhin ist sie auch eine kraftvolle Dämonin. Dieser Aspekt des Plots wirkt ein wenig zu oberflächlich herausgearbeitet.

Als Exposeautor geht Logan Dee weitere klassische Science Fiction Themen an. In den vorangegangenen Bänden die Reise in die Vergangenheit; jetzt eine Parallelwelt. Zusätzlich versucht der Autor den neu eingeführten Antagonisten Abraxas quasi zu doppeln, in dem er in der einen Welt böse, in der Anderen möglicherweise ein Guter ist. Ohne Frage eine Herausforderung, zumal die Figur bislang eher ambivalent charakterisiert worden ist.

Monsignore Tatkammer predigt in Bamberrg über den Teuffel sowie den angesprochenen angeblich allmächtigen Abraxas. Allerdings hat der angeblich so fromme Kirchenmann unter seiner Kirche in den Gewölben eine Folterkammer, in welcher er wie die Inquisition, aber zu seinem sichtlichen Vergnügen vor allem junge Sünderinnen befragt.

Michael Marcus Thurner kann nicht nur in Wien überzeugen. Historische Themen greift der Österreicher gerne auf und schafft es, ihnen neben einer nihilistischen Atmosphäre vor allem eine Plausibilität zu verleihen, die das Historische mit dem Übernatürlichen perfekt verbindet.

Vor allem über die andere Schriftart führt Michael Marcus Thurner diese Parallelwelt ein. Später wird durch die Flucht in Cafe Zamis dem Leser endgültig klar, dass er sich nicht mehr im Hauptuniversum der Handlungsserie befindet.   

Als Einstieg trotz eines neuen Handlungsbogens ist der vorliegende Roman nicht geeignet. So füllt Logan Dee die sieben Todsünden im Cafe Zamis wieder auf. Wer die ersten Szenen in dieser besonderen Stätte gelesen hat, wird zwischen den neuen Dämonengesichtern altbekannte Protagonisten erkennen. Das Cafe hat auch zu viel Potential, um beiläufig abgewickelt zu werden. 

Die Qualität der beiden Handlungsbögen wirkt ausbalancierter als bei den letzten „Das Haus Zamis“ Romanen. Logan Dee hat es auch leichter. Eine Kreuzfahrt inklusiv der Etablierung einer deutlich komplexeren Konfrontation bieten viel Potential.  Michael Marcus Thurner hat es aber trotzdem leichter, weil er nicht nur auf eine leicht verzerrte Parallelwelt zurückgreifen kann, sondern stimmungstechnisch aus dem Vollen schöpfen kann. Wiener Geschichte oder Wiener Geschichten werden durch die bizarre Bamberrger Atmosphäre ersetzt.

Es bleibt abzuwarten, in welche Richtung sich vor allem die duale Persönlichkeit Abraxas entwickelt. Bei der Zeitreise konnten die Autoren trotz des hohen Tempos die meisten Fragen beantworten, obwohl sie die Bezüge zu schon etablierten Handlungszügen ignorierten.  

Positiv ist, dass Logan Dee  immer mehr von den lange dominierenden „Dämon der Woche“ Plots abweicht und mit der Zeitreise; die Lebensgeschichte Michael Zamis oder jetzt einer Parallelwelt mit einer  grenzüberschreitenden Janus Figur neue Ideen einbaut und den Plot auch abseits von Coco Zamis vielschichtiger etabliert.     

Cover Das Haus Zamis 61

Zaubermond Taschenbuch

202 Seiten

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