Sherlock Holmes und der schwarze Tod

G.G. Grandt

Es handelt sich um die zweite Hälfte eines Doppelbandes, dessen Spannungsbogen mit „Sherlock Holmes und der Zorn Gottes“ eingeleitet worden sind. Zu Beginn findet sich eine Zusammenfassung. Es empfiehlt sich aber, den ersten Teil wegen des minutiös entwickelten Hintergrunds zu lesen und nicht den wenigen Seiten im zweiten Buch zu vertrauen. Das Ende ist nur bedingt abgeschlossen. Weitere Bände werden in dieser Miniserie erscheinen. Trotzdem schließt G. G. Grandt bis auf die Hintermänner das im Grunde doppelte Verbrechen ab.

 Zu erst nimmt der Autor einen unnötigen roten Faden aus dem ersten Buch wieder auf. Einer der beiden wichtigsten Protagonisten ist an der Pest erkrankt. Eine unheilbare Krankheit. Der deutsche Virologe Dr. Meyfried kümmert sich um ihn und verwendet neue experimentelle Methoden. Das er Erfolg haben muss, zeigt sich in doppelter Hinsicht. Zum einen wechselt G. G. Grandt anschließend wieder in die vertraute Ich- Erzählerebene zurück, zum Anderen sind einzelne Charaktere des Kanons von Beginn an „unsterblich“ und damit zumindest was einen Tod angeht auch „unantastbar“. Die verschiedenen Heilungsversuche nehmen inklusiv einzelner geschichtlicher Exkursionen einen sehr breiten Raum in diesem Roman ein. Dadurch leidet trotz aller Bemühungen des Autoren nicht nur die Spannungskurve, am Ende wird es ein wenig zu hektisch und die Jagd nach dem Ripper – obwohl Sherlock Holmes berechtigterweise und richtig betont, die Pest und die Morde stehen in einem direkten Zusammenhang – wird fast zu abrupt in königlichem Rahmen mit einer eher an Agatha Christie erinnernden Präsentation abgeschlossen.

 Daher zerfällt der Roman auch in zwei sehr unterschiedliche Teile. Auf der einen Seite die langwierige, aber auch medizinisch gut recherchierte Rettung eines der Hauptcharaktere. Auf der anderen Seite ohne Holmes und Doktor Watson der Konflikt im Königspalast. Die Situation gerät immer mehr außer Kontrolle vor allem in den Armenvierteln. Der König hört erst auf den Ratschlag des stellvertretenden Leibarztes, später auf seinen Vorgesetzten. Der Konflikt verlagert sich mehr und mehr auf diese Ebene.

 Auch wenn Meyfried die gleichen Schlüsse zieht, aber als deutscher Arzt zu Beginn des 20. Jahrhunderts in London keine Autorität besitzt, wird die Pest quasi aus königlichem Hause besiegt.

 Sherlock muss abschließend in einem furiosen, seinen Deduktionskünsten würdigen Finale beweisen, dass der Königspalast nicht nur durch beherztes Eingreifen die Pest besiegt und den inneren Frieden Londons gerettet hat, sondern zumindest indirekt auch für die Seuche verantwortlich gewesen ist. Seine Schlussfolgerungen werden nicht nur dem staunenden Watson stellvertretend für die Leser, sondern auch den König in einem opulenten Rahmen präsentiert.

 Der Finale leidet anschließend nahtlos auf das nächste Problem über, dem sich G.G. Grandt in dem dritten Band der Serie „Sherlock Holmes, Baker Street 221B, London“ zu stellen hat. Dadurch befriedigt die Lektüre nur zum Teil. Wie erwähnt gibt es zumindest einen Täter und teilweise auch ein habgieriges Motiv. Aber der Autor deutet an, dass die Bedrohung des britischen Empires sehr viel größer ist. Ein abschließendes Urteil kann man sich nach der Lektüre der ersten beiden Bücher nicht bilden.

 Auffällig ist der dunkle Ton. Mit der Pest hat der Autor gleich einen großen existentiellen Feind aus dem Köcher gezogen. Sherlock Holmes ist selbstsicher bereit, seine ganze Reputation aufs Spiel zu setzen, um seinen Fall zu präsentieren. Wie schon in „Sherlock Holmes und der Zorn Gottes“ ist Watson ein dreidimensional gezeichneter Begleiter, keine Witzfigur. Ergänzt wird das Duo um den deutschen Dr. Meyfried, der vor allem auf medizinischen Gebiet die beiden Freunde im Grunde gleichberechtigt und sehr zielstrebig unterstützt.

 Für ein finale Urteil ist es nach dem ersten quasi Doppelband zu früh, aber G.G. Grandt manchmal ein wenig zu ruhiger, aber griffiger Stil inklusiv der entsprechenden Hintergrundinformationen medizinischer wie auch in geschichtlicher Hinsicht unterhalten ausgesprochen zufrieden stellend. 

Band: 02, Historischer Kriminalroman
Seiten: 158 Taschenbuch

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