Im Rahmen der bunten Abenteuer erscheinen zwei Kurzgeschichten des französischen Pulpautoren Jose Moselli, übersetzt von Detlef Eberwein. „Der Bote des Planeten“ ist nach der ursprünglichen Veröffentlichung im Jahr 1925 noch einmal mit dem ebenfalls von Detlef Eberwein übersetzten und als Book on Demand publizierten „Illas Ende“ zu Beginn der siebziger Jahre im Rahmen einer Reihe französischer Meisterwerke neu veröffentlicht worden. Zum ersten Mal als Buch, was der populäre und in fast allen Genres schreibende Jose Moselli zu Lebzeiten nicht erleben durfte.
Im Anhang findet sich noch „Im Sonderzug“ eine ideenreiche Kriminalgeschichte aus dem Jahr 1911. Sie zeigt, dass sich Jose Moselli sich durchaus im Kriminalbereich gut zurechtfinden konnte. Der Diebescoup ist einem Judex oder dem populäreren „Fantomas“ würdig. Es gibt zwar mit dem Inspektor einen Polizisten, der den spektakulären Raub eines Senators an Bord seines persönlichen Zugs durch einen unbekannten Mann aufklären soll, aber er scheitert auf hohem Niveau an dieser Aufgabe. Stellvertretend für den Leser wird ihm aufgezeigt, wie effektiv und mit welch simplen Mitteln der Raub vorbereitet und durchgeführt worden ist. Dabei orientiert sich Jose Moselli auch ein wenig an Jack Londons „Lockruf des Goldes“, in dem diese Art der Mitfahrt ausführlich beschrieben worden ist.
Für Science Fiction Fans ist die First Contact Geschichte „Der Bote des Planeten“ interessanter. Zwei Forscher machen sich mit ihrem einheimischen Führer mittels Hundeschlitten auf den Weg in das ewige Eis. Sie wollen in der Nähe des Nordpols ein Phänomen untersuchen. Während eines Schneesturms kommt ihr Führer ums Leben. Diese erste Szene deutet die kommenden phantastischen wie allerdings auch unheimlichen Ereignisse perfekt an.
Anschließend entdecken die Forscher einen an eine Pyramide erinnernden Körper im Eis. Er ist anscheinend Tonnen schwer und hat mit einigen der Naturphänomene zu tun, welche die beiden Wissenschaftler quasi angelockt hat.
Es handelt sich um ein fremdes Raumschiff, das auf der Erde notgelandet ist. Basierend auf Mathematik und Geometrie kommt es zu einem friedlichen gegenseitig Informationen austauschenden Kontakt. Jose Moselli bemüht sich, diese Kommunikation auf der einen Seite plausibel zu beschreiben, auf der anderen Seite die breite Masse seiner Leser auch nicht zu überfordern.
Am Ende steht eine Reihe von tragischen Ereignissen, welche das Geheimnis um das Raumschiff aus dem Blickwinkel der Öffentlichkeit verschwinden lassen.
Wie John Campbells „Who goes there?” beschreibt Jose Moselli die Herausforderungen einer Expedition ins Ewige Eis sehr ausführlich. Dabei legt der Autor auf eine ausführliche Recherche und vor allem auch eine detaillierte Beschreibung der Gefahren wert.
Das fremde Wesen wird eher ambivalent beschrieben. Es agiert „menschlich“, aber auch fremd. Es ist in einer Notlage. Die beiden Menschen wissen nicht einmal, ob der Fremde sie wirklich als die intelligente Rasse auf der Erde anerkennt oder ob es vielleicht mehr in den sie begleitenden Hunden sieht. Die Informationen basieren vor allem auf visuellen Eindrücken, wobei Jose Moselli hier eine befriedigende Mischung zwischen bekannten Informationen und fiktiven Fakten entwickelt.
Für die Auflösung des Konflikts findet der Autor eine fast perfekte Lösung. Die Wissenschaftler werden dabei in eine passive Rolle gedrängt.
Für einen Text aus den zwanziger Jahren beinhaltet „Der Bote des Planeten“ wie der deutlich martialischere Kurzroman „Illas Ende“ eine Reihe von interessanten, technisch eher angedeuteten Spielereien. Auch wenn Jose Moselli immer wieder mit H.G. Wells und weniger seinem französischen Vorgänger Jules Verne verglichen wird, erinnern einzelne Aspekte dieser Geschichte nicht nur an die amerikanischen Pulpmagazine, in denen der Franzose wie auch in Deutschland Kurzgeschichten und Novellen veröffentlichte, sondern auch an die Kolportageromane eines Robert Krafts, aber in diesem Fall auch teilweise an Kurd Laßwitzs „Auf zwei Planeten“, in dem es ja auch um die von Missverständnissen und Herausforderungen begleitete erste Begegnung zweier Kulturen auf einem kleinen gemeinsamen Nenner ging.
Wie „Illas Ende“ ist auch das kleine Heftchen „Der Bote des Planeten“ mit seinen beiden Kurzgeschichten vor allen den Lesern ans Herz gelegt, die sich mit der utopisch technischen Science Fiction Literatur Europas zwischen den viktorianisch britischen Geschichten und dem Aufkommen der Heftromane nach dem Zweiten Weltkrieg auseinandersetzen möchte. Und Jose Moselli gehört zu den vielschichtigsten wie wiederentdeckenswerten französischen Autoren dieser Epoche im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts.