PR Neo 67- Das Haus Panthis

Oliver ,Palschka

In seinem Blog schreibt Oliver Plaschka, das er sich dieses Mal von Edgar Allan Poes „Der Untergang des Hauses Usher“ hat inspirieren lassen und mit der Rückblende auf das tragische Schicksal des Hauses Pathis liegt er atmosphärisch auch richtig. Interessant beschrieben zeigt er die tragische Entwicklung, nachdem das Haus Pathis einmalig einen Regenten hat stellen können, der ebenfalls einmalig aktiv wegen seiner Art der Regierung abgesetzt worden ist.

 Einer der Nachkommen des vor 2000 Jahren wieder abgesetzten Regenten Chedan da Pathis ist einer der Archivträger, womit Oliver Plschka gezwungenermaßen seinen Roman wieder mit der nicht überzeugenden Hauptebene verbinden muss. Vielleicht kann der Leser sogar Frank Borsch ursprüngliche Vorgehensweise nachvollziehen. Statt einem neutralen wie brutalen Roboterhirn der Originalserie das genaue Gegenteil. Menschen bzw. Arkoniden als Datenträger. Eine Idee, die auch an die Intention der „Terranauten“ erinnert. Vielleicht hätte man aus dieser Prämisse auch etwas machen können, aber zu lange lässt Frank Borsch mittels seiner Autoren vor allem unter der Integration Onats und der Tatsache, dass diese Daten solange nicht relevant sind, wie die Terraner nicht für Unruhe und Aufmerksamkeit sorgen, alle buchstäblich im Dunkeln stehen, bevor die Art der Datenspeicherung nicht mehr für eine Überraschung, sondern nur noch für Verärgerung sorgen kann.

Noch enttäuschender ist die Vorgehensweise der Terraner, die auffälliger nicht mehr sein kann. Bislang haben sie bei ihren Bemühungen in erster Linie Erfolg gehabt, weil sie auf noch „dümmere“ Gegner gestoßen sind oder die Exposes dem Faktor Zufall sehr viel Spiel eingeräumt haben.

Perry Rhodan und Reginald Bull schmuggeln sich bei den letzten Nachkommen der Pathis – zwei Brüder und eine seltsame Schwester – als Kolonialoffiziere ein, die den ehemaligen Offizier  Chedan da Pathis für bevorstehenden Maahk Kriege wieder reaktivieren wollen. Alleine die erste Begegnung mit dem heruntergekommenen Anwesen der Pathis ist unabhängig von einigen Schwächen auf den anderen Handlungsebenen die Lektüre wert. Ein Trichterbau in einer abgelegenen, wilden Tundra Landschaft. Abgewirtschaftet und alt, kaum renoviert. Der Bau strahlt die Atmosphäre eine klassisch klischeehaften Spukhauses aus. Vielleicht hätte Oliver Plaschka noch ein wenig mehr mit der Idee spielen sollen, denn bei „Neo“ kommen ja Reginald Bull und Perry Rhodan noch aus einem medialen Zeitalter, in dem insbesondere selbst die Roger Corman Verfilmungen und Poes unsterbliche Geschichten präsent sein könnten. Perry Rhodan beginnt relativ zu schnell zu schnüffeln und erfährt einige Punkte, die allerdings auch in den Archiven vorhanden sein müssten. Immerhin sind die Ereignisse fast zweitausend Jahre her und es erscheint unwahrscheinlich, dass diese Informationen alleine durch Mund zu Mund Propaganda innerhalb der Familie übertragen worden sind. Jeder Regent muss eine Wallfahrt zu den elysischen Welten – ein mystischer Ort, der anscheinend auch die Särge von gut regierenden Regenten durch seinen Schutzschirm lässt – unternehmen, von der Pathis der I. seltsam verändert zurück gekommen ist. Er wollte die Expansion des Reiches stoppen, alle Kolonien aufgeben und Arkon zu einer Festung machen. Bis auf die Aufgabe der Kolonien entspricht diese Politik allerdings einem Regierenden, der wie durch die Maahks eine unmittelbare Bedrohung des Reiches sieht. Adlige, Industrielle und Flottenoffiziere wollten diese politische Richtungsänderung nicht tragen und begann zu intrigieren. Unter diesen Gesichtspunkten erscheint es unwahrscheinlich, dass ausrechnet Pathis der I. als einziger Regent zum Rückzug gezwungen worden ist. Ermordung wäre einfacher gewesen und wie die gegenwärtige Arkonidenhandlung nachdrücklich zeigt, sind aktive Interessenbekundungen unterschiedlichster Gruppen keine wirkliche Überraschung.

Zu den Schwachpunkten gehört weniger das Einsperren der schnüffelnden Gäste in einem Verließ durch die aufmerksam gewordene Schwester, sondern die Art und Weise, wie Rhodan und Bull sich gegen einen Kampfroboter durchsetzen können. Diese Schwäche ist nahtlos aus der alten Serie übernommen worden. Warum hat die Schwester die Gäste nicht einfach vom Kampfroboter ermorden lassen? Das ergäbe sehr viel mehr Sinn als die umständliche Vorgehensweise, deren beabsichtigtes Ziel schon lange vorher festgestanden hat. Bruchstückhaft erfahren Rhodan und Bull weitere wichtige Informationen, während sie auf die Jagdgesellschaft stoßen. Manches erinnert an Agatha Christies „Ten little Indians“ mit unterschiedlichen Charakteren und unterschiedlichen Interessen, die allerdings nicht durch gegenseitiges Meucheln, sondern während der Jagd ums Leben kommen. Das Ende wirkt ein wenig überzogen und nicht zum ersten Mal braucht sich Rhodan nicht der Frage stellen, wie er die Daten aus einem der Archivträger herausbekommt. Dramaturgisch ohne Frage effektiv, aber wenig originell beschließt Oliver Plaschka den eigentlichen Handlungsbogen, bevor Rhodan in einem freigelegten Stollen wieder dank des Zufalls auf weitere wichtige Informationen stoßen.

Der Versuch, Teile von Poes Geschichte in das futuristische Perry Rhodan Neo Universum zu übertragen, ist nicht misslungen. Mit ein wenig mehr barocker Atmosphäre und einer intensiv geschriebenen Handlung sowie einer Handvoll von Klischeevariationen wäre aus „Das Haus Pathis“ auf dieser Handlungsebene sogar einer der besten Romane dieses Minizykluses entstanden. Nur arbeitet Oliver Plaschka an wichtigen  Abschnitten der Handlung fast mit einer angezogenen Handbremse anstatt exzentrisch barock aus dem bewährten Handlungsmuster auszubrechen und wirklich eine Hommage an Poe zu präsentieren. Die Auflösung des Konflikts alleine wäre akzeptabel, im Serienkorsett wird wie schon angesprochen zum wiederholten Mal Perry Rhodan eine wichtige Entscheidung abgenommen, was ermüdend wirkt.

Auf der zweiten Handlungsebene versucht Onat das Heskar Zugriff au die Archiverinnerungen der tief gefrorenen Träger zu erlangen, in dem sie mittels eines Priesters Caina aufgetaut und umgehend betäubt werden. Dieser zweite Handlungsbogen besteht im Grunde nur aus misslungenen Aktionen, was ohne Frage Rhodan und seinem Team beim Auffinden der anderen Archivträger und dem Löschen der Daten nicht in die Hände spielt. Weniger überzeugend ist, dass Onat das Heskar quasi erst relativ spät aus dem Nichts heraus die wahre Form des Archivs enthüllt und jetzt nachdem Rhodan schon unterwegs ist, nach einfacheren Methoden sucht, die Daten zu löschen. Es ist erstaunlich, wie kompakt sein Wissen wirklich ist. Das am Ende des Romans diese tragische, unterentwickelte Figur an einer fast irdischen Krankheit sterben muss, ist der Versuch, eine doppelte Ironie zu setzen. Nur konnte Onat das Heskar mit seinen bisherigen Auftritten wenige Akzente setzen und erschien eher wie ein Plagiat von Es, das die Menschen laufen ließ, um ihn entscheidenden Momenten fast sarkastisch böse ihnen Steine in den Weg zu legen, ohne selbst davon etwas zu haben. Viele Fragen, die sich zum Beispiel der Ara genauso wie die Rudergängerin stellen, bleiben unbeantwortet. Egal wie unüberzeugend die Idee ist, eine Rasse von Extrahirnträgern mit geheimen Datensätzen, die sie aus dem Nichts heraus erhalten und deren Inhalt im Grunde bislang für das arkonidische Imperium auch irrelevant ist, müsste genau auffallen wie die ständigen Unruhen unter den Naats.

Rhodans Weg führt trotz oder gerade aller Warnungen mit den Umwegen über die einzelnen Archivträger zur geheimnisvollen wie wichtigen Elysischen Welt, auf der laut den Legenden alle bisherigen verstorbenen Herrscher ihre jeweiligen Nachfolger quasi in eine Art erzieherisches Gebet nehmen, um ihnen die zukünftige Verantwortung für ihre Taten und das ihnen anvertraute Volk nahe zu bringen. Diese Legende erinnert ein wenig an die König Arthur Saga mit dem König, der irgendwann in größter Not wiederkehren wird. Es ist ein schöner Abschluss eines ambivalenten Romans. Immer wenn Oliver Plaschka die Handlung ignoriert und beim arkonidischen Volk in die Details geht, lebt sein Roman trotz der absichtlich vorhandenen irdischen Ähnlichkeiten förmlich auf. Wenn er gezwungen ist, den eher wirren und auf Zufällen basierenden Zyklus weiter voranzutreiben – beim vorhandenen langsamen Tempo eher eine Beiläufigkeit – sackt das Niveau seines Taschenheftes kontinuierlich ab und zurück bleibt eine frustrierende Mischung aus inhaltlichen Längen und einem irritierend farbigen Hintergrund.           

  • Format: Kindle Edition
  • Dateigröße: 617 KB
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe: 163 Seiten
  • Verlag: Perry Rhodan digital (10. April 2014)
  • Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.
  • Sprache: Deutsch
Kategorie: