Cotton Reloaded 20- Eiskalter Tod

Kerstin Hamann

Mit „Eiskalter Tod“ feiert Kerstin Hamann ihr Debüt in der „Cotton Reloaded“ Serie. Leider mit einer Serienkillerfolge. Zu den Stärken ihres Romans gehört, dass sie das Verhältnis zwischen Cotton und Decker überzeugender definiert als viele ihrer männlichen Kollegen. Die knisternd erotische Spannung zwischen diesen beiden „Arbeitstieren“ mit so unterschiedlichem Hintergrund ist von der ersten Szene an, in der Decker mit einem kleinen Schuss Eifersucht die Verabredung Cottons mit einer attraktiven Blonden unterbricht über die Reise in Cottons Heimatstadt bis zum abschließenden Epilog wohl dosiert in die Handlung gestreut. Die Dialoge sind nicht nur pointierter, sondern zweideutiger. Ohne bestimmte Grenzen zu überschreiten und mit Cottons erfolgreichem Hang zu Einzelaktionen wirken die Figuren dreidimensional und interessant gezeichnet.

Das lässt sich über den eigentlichen Plot nicht sagen. Ein Serienkiller bringt anscheinend wahllos Frauen um. Nach dem dritten Mord werden Decker und Cotton eingeschaltet. Auf der Parallelhandlungsebene erfährt der Leser, dass die Morde natürlich nicht wahllos sind und der Täter nach einem perfiden Plan vorgeht, den er nur einmal mangels Anhaltspunkt unterbrechen muss. An Hand dieses kleinen Anhaltspunktes beginnen die Ermittlungen und führen schließlich zum erfolgreichen Ende. Das Serienkillersubgenre ist schwer zu greifen. Die psychotischen Massenmörder mit ihren in der Jugend liegenden Trieben sind spätestens seit „Hannibal“ oder „Sieben“ wohl bekannt. Es ist schwer, diesen Geschichten neue Impulse zu geben. Das Interessante am vorliegenden Roman ist ohne Frage, wie der Täter seine Opfer aussucht und hier hat sich Kerstin Hamann auch ausgesprochen viel Mühe gegeben. Hinzu kommt der Wettlauf mit der Zeit, denn der Täter schlägt alle fünf Tage auf eine interessante wie auf den ersten Blick unauffällige Art und Weise zu. Auch während der Ermittlungen Cottons und Deckers kann er weiter töten. Wenn sich am Ende die Schlinge zuzieht und der Täter gestellt wird, folgt allerdings der etwas mechanische, wenig überraschende und vor allem nicht gegen die Gesetzmäßigkeiten der Genres agierende Showdown inklusiv der entsprechenden Motivsuche. Diese ist wenig überraschend und nach den ersten Hinweisen aus der Nachbarschaft ist diese Frage relativ schnell geklärt. Auch die Persönlichkeit des kranken Einzeltäters mit seinen Motiven ist zu wenig nachhaltig entwickelt, um dem Roman die entsprechende Balance zu geben. Zu mechanisch wird dieses Thema abgehandelt, zu wenig charismatisch sind die Nebenfiguren gezeichnet. Es ist schade, dass Kerstin Hamann die Sorgfalt, die sie positiv den beiden Hauptfiguren hat zu kommen lassen, nicht auf die Nebenfiguren und vor allem den Antagonisten übertragen konnte. Sonst wäre aus dem bis auf die Auswahl der Opfer sehr mechanisch konzipierten Roman ein überdurchschnittlicher Beitrag zur „Cotton Reloaded“ Reihe geworden. 

Erstaunlich ist, dass die Spezialisten sehr lange brauchen, um die einzelnen am Tatort gefundenen Spuren der Mordwaffe zuzuordnen. Alleine mangels alternativer Spuren und aus der Literatur hätten sie zumindest der Realität sehr nahe kommen können und müssen. Wahrscheinlich fehlt allen nur die Phantasie und niemand kann sich vorstellen, dass Cotton oder Decker die Pulpliteratur des 19. und 20. Jahrhunderts gewälzt haben, in der diese Idee mehrfach verwandt worden ist. 

 Diese Schwäche versucht Kerstin Hamann durch Tempo auszugleichen, was nicht immer gelingt.  Der nostalgische Abstecher in Cottons Heimat mit der Möglichkeit, mehr über seinen Hintergrund zu erfahren, wird ebenfalls rüde abgebrochen, so dass eine Weiterentwicklung seiner Vergangenheit unterbleibt. Zusammengefasst ist der vorliegende „Cotton Reloaded“ ein durchschnittlicher Beitrag zur Serie, der nach Alexander Lohmanns überdurchschnittlichen Paranoia Thriller nur hinsichtlich der Hauptfiguren hintergründig unterhalten kann, während der eigentliche Fall von zu vielen Klischees in den Ansätzen

Bastei Entertainment
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Ersterscheinung: 08.05.2014
ISBN: 978-3-8387-5513-7

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