Perry Rhodan "Stardust" 10 - Allianz der Verlorenen

Rüdiger Schäfer

Rüdiger Schäfer ist nicht zu beneiden. So muss er die nicht unbedingt logischen Ergebnisse des neunten „Stardust“ Abenteuers in seinem Roman fortführen und irgendwie mit den Raumschlachten auch noch Spannung erzeugen. Diese Prämisse kann er aber anscheinend selbst nicht ernst nehmen, denn stoisch arbeitet er sich zwar durch seinen Roman, im Grunde fällt ihm aber zu wenig ein, um überzeugen zu können.

Schon die plötzlich bei Mehul Tondesi erscheinenden Mutantenfähigkeiten, die den Menschen einen Augenblick der Hoffnung in einer im Grunde aussichtslosen Situation – Amöbenraumer – geben, wird derartig deplatziert und auffällig konstruiert entwickelt, das man sich fragt, ob ein unlogisches Gleichgewicht zum opportunistischen Arzt erschaffen werden sollte, welcher das Virus zwar nicht heilen, aber zumindest die tödlichen Auswirkungen aufschieben kann. In beiden Szenarien haben sich Uwe Anton und die Exposeautoren buchstäblich in eine Klemme geschrieben, aus der sie sich bemüht und wenig inspiriert wieder zu befreien suchen. Mit Tondesis Opfergang haben die Menschen den Überrangcode erhalten, der ihnen einmaligen geholfen hat. Wer weiß, ob Variationen nicht auch in den verbliebenen zwei Romanen gegen den übermächtigen Feind helfen können. Mit dem Über- Doktor als klassischer und damit auch klischeehafter Nachfahre der Aras Varrim- Ga verfügt die Serie über einen zweiten Retter, der natürlich für die zweite Bedrohung zuständig ist. Eine Verlangsamung der Viruswirkung hat er schon erreicht. Die Thesen werden wiederholt und nehmen einen gehörigen Raum im vorliegenden Band ein. Wahrscheinlich wird er aus den Tiefen des Alls mit Hilfe der unbegrenzt zur Verfügung stehenden Mittel der „Stardust“ Terraner (ein unterschätzter Aspekt in der Perry Rhodan Serie, die mit Wirtschaftlichkeit so viel zu tun hat wie die Politiker mit effektivem Sparen) ein endgültiges Gegenmittel zu entwickeln. Da diese Ideen schon mehrfach im Kanon der Serie recycelt worden sind, kann sich Rüdiger Schäfer anstrengen wie er will, er erzeugt keine Spannung.

Gegen die Amöbenraumer helfen nur Sabotageakte. Eine in der Theorie opportune wie sinnlose Vorgehensweise, da die Produktionsrate deutlich höher ist als effektive Sabotageakte unabhängig von der Glaubwürdigkeit gegenüber einer in allen Richtungen überlegenen Intelligenz von Beginn an in Frage gestellt wird. In Kombination haben Uwe Anton und seine Mitstreiter trotz aller Vorhersehbarkeiten der „Stardust“ Menschheit eine doppelt schwierige Aufgabe auf den Leib geschrieben, deren Auflösung allerdings die Autoren überfordert. Diese Doppelung spiegelt sich an in den Antagonisten Anthur und der Generex wieder, die in ihrer Gefährlichkeit sich überbieten und es trotzdem nicht geschafft haben, mit gezielten Vorgehen die „Stardust“ Menschheit warum auch immer auszulösen. Mit einem Schmunzeln fragt sich der Leser, was passieren würde, wenn sie auf die geballten Kräfte der Menschheit treffen würden, die trotz Kommunikationsmöglichkeiten und entsprechenden Kampfkapazitäten und vor allem auch Rhodans Präsenz in diesem System weder aktiviert noch angefordert worden ist. Das wirkt auch unglaubwürdig.

Auch wie mit den einzelnen Bedrohungen umgegangen wird, ist nicht nachvollziehbar. Auf der einen Seite liegt der Fokus auf der Bekämpfung der Amöbenraumer, deren Produktion man allerdings nicht mit effektiven Mitteln erledigen kann, auf der anderen Seite geht man gegen die Verursacher des Virus zu wenig geradlinig vor. Das die militärisch intellektuellen Mittel gestreckt werden müssen und eine Bekämpfung der beiden Bedrohungen nicht möglich ist, wird an keiner Stelle erwähnt. So muss es an den Autoren liegen, die trotz verschiedener, nicht selten ins Nichts laufender Nebenhandlungen nicht in der Lage sind, die gesamte Bedrohung adäquat zu bekämpfen und damit den Leser wirklich mitzunehmen. Rüdiger Schäfer greift wieder verzweifelt auf das Stilmittel zurück, die verschiedenen militärischen Auseinandersetzungen aus der Sicht des einfachen Soldaten und damit kurzzeitig lebender Figuren zu schildern, um dem Geschehen eine emotionale Dramaturgie und vor allem auch Dramatik zu geben. Redlich bemüht baut er keine Spannung auf und wie viele Military Science Fiction geschulten Autoren kommt er aus der Filmschule und baut die CGI Effekte quasi eins zu eins in einen Heftroman um, anstatt sich wie nur eine Handvoll von Autoren mit den Begebenheiten des Raumes wirklich zu befassen und einen authentischen Weg hinsichtlich der Beschreibung von Raumschlachten zu gehen. Wenn Rüdiger Schäfer am Ende aber über die Visualität Hollywoods hinaus auch die inhaltlichen Klischees – von reiner Liebe bis zur Selbstopferung – bemüht, dann fragt man zusätzlich, was ausgerechnet ein ehemaliger Fan und inzwischen „eingekaufter“ Profi dabei denkt. Vor zehn Jahren hätte er angesichts der miesen Qualität der Serie den Kopf geschüttelt, jetzt trägt er mit einem weiteren auch in stilistischer Hinsicht handwerklich höchstens adäquaten Tiefpunkt zum „Perry Rhodan“ Universum bei.    

Pabel verlag, Heftroman, 64 Seiten

Erscheinen Oktober 2014

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