Tom Weavers ursprünglich 1995 veröffentlichter Interviewband “They fought in the Creature Features” verwischt im handlichen Nachdruck ein wenig den Eindruck einer fortlaufenden Veränderung seiner Vorgehensweise. Einige seiner inzwischen mehr als ein Dutzend Interviewbände mit Essays/Artikeln aus verschiedenen Magazinpublikationen bestehen weiterhin aus dem klassischen, aber auch stereotyp erscheinenden Frage und Antwortspiel, in dessen Verlauf Tom Weaver durch seine geschickte Fragestellung die nicht informierten Leser auf den neusten Stand bringen muss. In anderen Büchern wie dem vorliegenden werden die Antworten der Interviewten in kompakt geschriebene Essays ihrer Karrieren und ihrer jeweiligen Leben integriert, so das sich ein echtes Gespräch nicht entwickeln kann. An John Agar lässt sich dieser Unterschied am ehesten belegen. Tom Weaver hat ihn in einem frühen Band klassisch interviewt, hier fasst er mehr den Kontext zusammen. Die Antworten sind spärlicher und die Texte wirken routinierter, weniger spontan und driften vor allem nicht ab. Viele der besten Antworten kamen als ungeplanter Verlauf einer ungezwungenen Konversation zwischen zwei Menschen zustande, von denen einer – Weaver – die Arbeit des Anderen insbesondere in den B- oder C- Filmen respektierte und mit seiner Recherche und seinem Wissen das Gedächtnis des Partners förmlich stimulierte. Auch wenn das Gerüst dieser Gespräche immer feststand, hat sich Weaver als so routinierter und interessierter Gesprächspartner erwiesen, dass er auch Exkurse gut intrigieren und extrapolieren konnte. Dadurch wirken die hier vorliegenden „Gespräche“ eher wie begleitende Zusammenfassungen der verschiedenen Karrieren, in denen die einzelnen Höhepunkte – in erster Linie Genreproduktionen – auch verbal unterstützt vorgestellt und der Rest gestreift werden. Wahrscheinlich ist es Zufall, dass die ersten beiden Gespräche mit John Agar und Julia Adams auch die „Creature“ Filme als Thema haben. Später greift er in der langen erfolgreichen Karriere des „Flipper“ Entwicklers sowie Produzenten und Stuntkoordinators für Unterwasserszenen Rocu Browning die Hintergründe der Entstehung des „Schreckens des Amazonas“ ausführlicher auf. Dieses Interview wird von sehr seltenen Fotos begleitet. Mit Richard Denning folgt eine alternative Seite der Münze, denn während Browning das Monster in den Unterwasserszenen gespielt hat, verkörperte Denning nicht nur in diesen Film den von seiner wissenschaftlichen Obsession getriebenen Antagonisten. Natürlich ist es manchmal in der hier präsentierten Form frustrierend, sich die wichtigsten Interviews zu einem Thema quasi wie bei einem Mosaik zusammensuchen zu müssen, aber sie ergeben zumindest hinsichtlich der „Creature“ Trilogie ein abgeschlossenes dreidimensionales Bild mit sehr vielen sich inhaltlich überschneidenden Momenten. Dieses Bild runden im Verlaufe der Interviewsammlung Rex Reoson, Jeff Morrow und Lori Nelson ab, die an den beiden Fortsetzungen mitgearbeitet haben.
Zusammen mit zwei Co- Autoren hat Tom Weaver im Jahr 2014 wahrscheinlich die ultimative Produktionsgeschichte dieser liebenswerten und ungewöhnlichen Trilogie verfasst, so dass er mit diesen Interviews zwanzig Jahre vor der Veröffentlichung des Buches und vierzig Jahre nach dem Entstehen der Filme ein Fundament aus erster Hand gelegt hat. Wenn Richard Anderson über die Dreharbeiten zu „Forbidden Planet“ spricht oder John Archer auf „Destination Moon“ eingeht, dann fragt sich der Leser, ob es sich wirklich um Kämpfer aus den „Creature Features“ handelt, aber die Titel dienen in erster Linie als Einstimmung und haben nur selten wirklich etwas mit den insgesamt dreiundzwanzig Schauspielern aus „Classic Horror, Science Fiction and Serials“ zu tun. Hat man sich erst an die Vorgehensweise Tom Weavers gewöhnt, dann eröffnet diese indirekte Art der Gesprächsführung aber auch die Möglichkeit, über den Horizont hinaus zu schauen und vor allem trotz der Kompaktheit der Interviews inklusiv einer Chronologie ihrer cineastischen Auftritte allerdings nur bis zu Jahre 1995, da keines der Interviews überarbeitet, die Daten ergänzt und/ oder ggfs. Sterbedaten hinzugefügt worden sind, sehr viel mehr sachliche Informationen über die Filme zu erhalten, in denen sie mitspielten. Wenn ein Richard Anderson allerdings über die Anfänge Hollywoods spricht, dann erweitert sich plötzlich nicht zum letzten Mal überraschend die Perspektive. Erfolgreiche Männer in greifbaren Geschäften wie Schrotthandel oder Bänker haben die Chance ergriffen, am aufkommenden Filmboom zu partizipieren und im Grunde haben sich fünf Männer mit ihren Studios diese Welt anfänglich geteilt. Vieles berichtet Anderson aus zweiter Hand, aber mit seiner bodenständig sympathischen Art und Weise relativiert er schnell den Elfenbeinturm Hollywoods mit seinen Eitelkeiten und führt ihn auf ein greifbares Niveau zurück.
Wie groß die Unterschiede ihrer Karrierewahrnehmung sind, zeigt sich zwischen Billy Benedict, der in sechzig Jahren in mehr als zweihundert Filmen und Fernsehsendungen aber niemals wie es seine Absicht gewesen ist als Tänzer mitspielte und trotzdem sehr bescheiden geblieben ist, während sich der Horrorfan Turban Bey über die Einordnung eine wichtigen Teils seiner Filme als Camp ärgert. Er zeigt in seinen pointierten Antworten deutlich auf, dass selbst die an B oder C- Filmen beteiligten Menschen hart gearbeitet und deswegen zumindest Respekt verdient hätten. Die größte Schwäche der vorliegenden Ausgabe ist das Interview mit Lloyd Bridges, das zwar thematisch einen guten Kontrast zu Arnolds Anmerkungen über „Destination Moon“ beinhaltet, aber ansonsten der sehr langen und sehr erfolgreichen über das Jahr des Interviews hinaus reichenden Karriere an keiner Stelle wirklich gerecht wird. Auf der anderen interessanten Seite ergänzt der Stuntkoordinator Ricou Browning im nächsten Interview sehr vier zu den Produktionsbedingungen der erfolgreichen „Sea Hunt“ Fernsehserie und zusätzlich lassen sich die Anmerkungen Bridges über die angeblich so billige Konkurrenz zu „Destination Moon“ sehr gut in einen Zusammenhang zu Arnolds abfälligen Bemerkungen über die angeblichen Front Runner mit eben diesem Bridges in der Hauptrolle bringen und geben der vorliegenden Sammlung wahrscheinlich eher zufällig einen starken Zusammenhalt – es ist nicht das einzige Interview, das einzelne Facetten aus unterschiedlichen Perspektiven zufrieden stellend und vielschichtig beleuchtet -, aber der Leser erwartet bei einem derartig erfolgreichen Mann eher mehr Informationen und vor allem auch eine kritischere, intensivere Auseinandersetzung mit seiner Karriere. Es ist vielleicht auch das einzige Name, der sofort auffällig ist, während sich die meisten anderen Interviews eher mit den harten Arbeitern der zweiten oder gar dritten Reihe beschäftigen, für die Schauspielerei ohne Frage der beste Job, aber in erster Linie ein Job und keine Berufung gewesen ist. William Schallert ergänzt diese These noch um seine Zusammenarbeit mit Joe Dante, der im Grunde mehr über seine Filme weiß als er selbst. Zwischen den Zeilen kann der aufmerksame Leser erkennen, dass viele der hier Interviewten trotz oder vielleicht auch gerade wegen ihrer bodenständig bescheidenen Herangehensweise an diesen Job trotzdem ein wenig stolz sind, das sich eine Enkelgeneration vor allem für ihre phantastischen Filme interessiert.
Zu den ausführlichsten Gesprächen gehört das Interview mit Robert Cornthwaite, der auf viele Aspekte der Entstehung von „The Thing from another World“ eingeht. In letzter Sekunde erweitert Tom Weaver das Spektrum auf dessen Zusammenarbeit mit Howard Hawks sowie den zahlreichen anderen Science Fiction Filmen, in denen er über „War of the Worlds“ bis hin zu Joe Dantes „Matinee“ die Welt gerettet hat. Mit seinen detaillierten, aber nicht immer bewiesenen Aussagen von James Arness bis zur Nyby/ Hawks Verbindung gibt er einen sehr guten Einblick in die Entstehungsgeschichte dieses Klassikers, auch wenn das Bedauern gegenüber John Carpenters Ignoranz den Darstellern des Originals gegenüber ein wenig aufgesetzt erscheint. Wie viele andere der hier interviewten arbeitenden Schauspieler ist er dankbar, ein Leben lang von seinem Beruf zerren zu können, auch wenn er schließlich in einen bürgerlichen Beruf zurückgezogen hat.
Wie unterschiedlich - vielleicht auch beeinflusst durch die Lebenserfahrung - sein können, zeigen die Interviews mit Mark Goddard und June Lockhart. In beiden geht es unter anderem um "Lost in Space". Während Mark Goddard relativ jung und unerfahren zum Set gestossen ist, hatte sich June Lockhart als "Lassies" Ziehmutter auf der kleinen Bildschirmleinwand etabliert. Beide bestätigen, dass der Produzent Irwin Allen in erster Linie an den technischen Spielereien und der Einhaltung der Budgets interessiert gewesen ist, während die Schauspieler untergeordnete Rolle übernahmen. Mark Goddard sieht das als Schwäche des erfolgreichen Produzenten, der später in den siebziger Jahren namhafte Schauspieler für seine Desasterfilme nicht aus künstlerischen, sondern ausschließlich kommerziellen Gründen verpflichtete. June Lockhart kann aufgrund der harten Produktionsbedingungen einer fortlaufenden Serie deutlich mehr relativieren und sieht die Schauspieler selbst in der Pflicht. Auch wenn beide sich gerne den Fans stellen und zu den Treffen der damaligen Crew kommen, spürt der Leser in fast jeder Zeile Goddards Verbitterung nicht nur über die Serie, sondern vor allem seine eigene Karriere, während Lockhart mit dem Erreichten relativ zufrieden ist. Nur in Kombination ergeben diese beiden Interviews ein ambivalentes Bild dieser Irwin Allen Produktion, die neben der sie verdrängenden "Star Trek" Serie unwahrscheinlich früh gealtert ist.
Wie schon angedeutet sprechen vor allem Rex Reoson und Jeff Morrow nicht nur über die „Creature“ Streifen, sondern setzen sich intensiv mit „This Island Earth“ auseinander. Dabei entpuppt sich insbesondere Jeff Morrow als belesener Science Fiction Anhänger, der den Film gut in seine Zeit einordnet.Neben Lloyd Bridges ist es Don Taylor mit seiner langen erfolgreichen Karriere als Schauspieler und Regisseur, der über die Grenzen des Genres hinausblickend einen besseren Einblick hinter die Kulissen Hollywoods geben könnte. Während in dem zu kurzen Lloyd Bridges Gespräch zu viel gestreift wird, sind Taylors Anmerkungen nicht nur pointierter und kompakter, Tom Weaver als Gesprächsführer erstarrt weniger vor Ehrfurcht, sondern leitet Taylor zu den Aspekten der Karriere, die seinen Gesprächspartner am meisten interessieren.
Das Thema „Serials“ lief in vielen seiner Interviewbücher eher am Rande ab. Mit Luise „Captain Marvel“ Currie verfügt er aber über eine Gesprächspartnerin, die nicht nur aus der Position der Mutter auf die Faszination dieser wöchentlichen Kinounterhaltung eingeht und wie einige andere ihrer Kollegen sich selbst in die Kinos geschlichen hat, um diese Fortsetzungsgeschichten anzuschauen. Sie betont wie viele andere der Interviewten zwar auf der einen Seite die ärmlichen Zustände, unter denen Studios wie Monogram oder Republic produziert haben, weißt aber auch auf deren Effektivität und Beweglichkeit hin, die einen scharfen Kontrast zu einer ihrer ersten Rollen in „Citizen Kane“ ausbildete. George Wallace spricht über den Einfluss des „Rocket Man“ Serials.
Bezeichnend ist auch, dass ein Mann wie Eugenie Lourie, der mit Renoir zusammengearbeitet hat, in erster Linie für seine drei „Dinosaurier“ Filme und „The Colossus of New York“ bekannt und von Fans immer wieder befragt wird. Seine ausführlichen Antworten zu den vier Science Fiction Filme, die er im Laufe weniger Jahre gedreht hat, sind aber nicht nur respektvoll, sie geben einen guten Einblick in die Produktionsbedingungen.
Auch wenn Don Taylor in erster Linie über die Schwierigkeiten spricht, in den fünfziger Jahren vom Schauspieler zum Regisseur umzuschulen, geht er selbstkritisch mit seinen eigenen Regiearbeiten um. Neben Lloyd Bridges der bekannteste Name der Sammlung, wobei nur ein sehr kleiner Aspekt seiner langen Karriere beleuchtet wird.
Den Abschluss bildet die Mutter von Spock und dem Starman der Fernsehserie Jane Wyatt, deren Karriere mit „Lost Horizon“ von Frank Capra begann und die ausführlich über diesen Film berichtet. Wieder ausgestattet mit teilweise sehr seltenen, überzeugend wieder gegebenen Fotos teilweise hinter den Kulissen der Streifen aufgenommen ist der Nachdruck von „They fought in Creature Features“ überfällig. Schade ist nur, dass Tom Weaver nicht keine Mühe gegeben und die Credits auf den neusten Stand gebracht und vor allem die nicht selten geäußerten Erwartungen an kleinere Rollen oder Comebacks in Schlussnoten aufgegriffen und extrapoliert hat. Dann wäre die Sammlung in dieser Hinsicht perfekt und könnte vor allem den über das Internet hinausschauenden Fans/ Sammlern durch die persönlichen Anekdoten, die humorvoll warmherzig und nur in zwei Fällen eher unfair/ kritisch vorgetragenen werden, neue Perspektiven auf und in die geliebten Filme geben.
MacFarlands Books
Print ISBN: 978-0-7864-9575-7
Ebook ISBN: 978-1-4766-1686-5
93 photos, filmography, index
328pp. softcover (6 x 9) 2014 [1995]