Homo Sapiens 404- Band 13 "Auf die Knie"

Claudia Kern

Am Ende der zweiten Staffel hat Claudia Kern dem Leser einige sehr große Baustellen hinterlassen. Der Tod von Lanzo hat nicht nur im Team eine riesige Lücke hinterlassen. Sein Bruder Arnest ist der Schwermut verfallen.  Es ist interessant, dass Claudia Kern anfänglich den bislang dominierenden Arnest entsprechend seiner Trauer als Persönlichkeit reduziert. Er ist hilflos, kann seinen Aggressionen keinen freien Lauf lassen.  Am Ende des Romans bietet Claudia Kern für diesen Plotaspekt eine vielleicht zu frühe Lösung an. Hier hätte die Spannungskurve verlängert werden können, zum hinsichtlich der verschiedenen Verschwörungen es auf den ersten Blick um eine Ebene zu viel handelt. Weiterhin ist es immer schwierig, einen Hauptcharakter auf der einen Seite zu „töten“ , ihn später wieder ins Leben zurückzuführen.

Ein aus der zweiten Staffel übernommenes Handlungselement ist Ama´Rus Erkrankung, die nur von dem ANDEREN kontrolliert wird. Claudia Kern belässt es bei Anspielungen. Da die ambivalente Figur zwischen Stolz und schlechtem Gewissen ohne Frage noch ausbaufähig ist, bleibt die Entwicklung abzuwarten.

Inhaltlich startet allerdings Claudia Kern positiv durch.  Die Menschen haben sich mit einer Handvoll rostiger Schiffe unter der langen Leine der Jockeys in neu geschaffenen Habitaten versammelt.  Zusätzlich gibt es der Tradition „Kampfstern Galacticas“ folgend die Flotte, ein Zusammenschluss von einigen Schiffen, deren idealisiertes Ziel der Gegenschlag ist. Eher widerwillig nähert sich die „T.S. Eliott“ dem Verbund. An Bord erleben sie eine Überraschung. Gonzales ist nach dem Fall ihres Habitats, für den die Besatzung der Eliott mit verantwortlich ist, zu einer pseudoreligiösen Führerin der verzweifelten Menschen geworden. Was anfänglich als eher eine Art Ablenkung gesehen worden ist, entpuppt sich inzwischen fast als Gotteslästerung. Der eigentliche Plan ist allerdings, ebenfalls wie in „Kampfstern Galactica“ oder Tubbs „Earl Dumarest“ Serie zur Erde als Ursprung der Menschheit vorzudringen.  Im Gegensatz zu den beiden Serien ist die Position der Erde, auf welcher der künstlich geschaffene Zombie Virus das erste Mal ausgebrochen ist, bekannt. Die Jockeys haben die ins Sonnensystem führenden Sprungtore lahm gelegt. Zusätzlich sind sie in erster Linie von automatischen Abwehrwaffen gesichert. Der perfide Plan ist, die „Elliot“ mit einer Teilbesatzung als Prellbock loszuschicken, während Kipling und Ama‘ Ru als Geiseln auf den anderen Schiffen der religiösen Fanatiker zurückbleiben sollen.  

Mit dieser Ausgangsposition wird der Plot im Gegensatz zu den letzten Romanen wieder aufgeteilt.  Sehr positiv ist, dass Kipling sich dieses Mal nicht nur die internen Netze des Schiffes „bohren“ kann und so tatsächlich im Folgeband zu Fuß die Flucht suchen muss. Seine unheimlichen Hackerfähigkeiten sind in den letzten Romanen zu oft strapaziert worden und die Glaubwürdigkeit litt darunter. Kipling gehört auch der Rückblick auf der Erde, welcher unmittelbar an die zweite Staffel anschließt. Nihilistisch und den „Zombie“ Vorlagen entsprechend zeichnet Claudia Kern nicht nur in dem hier vorliegenden Auftakt zur dritten Staffel ein brutales, dunkles Bild der immer weiter sich ausbreitenden „Zombie“ Seuche, die positiv an sehr viele cineastische Vorlagen erinnert. Da sich alle Figuren dieser Vorlagen bewusst sind und anscheinend nur ein einziger Film nach der ersten Begegnung mit den Jockeys entstandener Film populär geworden ist, baut Claudia Kern eine Sympathiebrüche zum Leser. Alle erkennen die liebevoll eingebauten Vorlagen wieder.      

 
Die „Zurück zur Erde“ Handlungsebene birgt in vielerlei Hinsicht enormes Potential. Im Rückblick erfahren die Menschen, dass die Zombie Videos der Realität entsprechen. Aus der Fluchtgemeinschaft ist jetzt eine Gruppe geworden, die nicht mehr durchs All streift oder flieht, sondern opportunistisch die Initiative ergreifen kann. Aus dem extra auf die Erde los gelassenen Zombie Virus kann insbesondere auf dem Brutplaneten sehr viel mehr gemacht werden als in den leider auch etwas stereotypen Auseinandersetzungen im All.

Die Zweiteilung der Handlung hilft aber auch, den Hintergrund weiter zu erläutern. Insbesondere Ama´Ru mit ihren Stärken und Schwächen, sowie dem ambivalenten ANDEREN ist ausbaufähig. Mit derben Dialogen, einer rasanten Handlung und einem Ziel – die Rückkehr zur Erde – bietet der Auftaktroman der inzwischen dritten Staffel eine solide, cineastisch positiv inspirierte Atmosphäre an.

 

  • Format: Kindle Edition
  • Dateigröße: 651 KB
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe: 78 Seiten
  • Verlag: Rohde Verlag (4. August 2014)
  • Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.
  • Sprache: Deutsch
  • ASIN: B00MAM65IW