In “Botschaft von den Sternen” , dem inzwischen siebenten Roman der Miniserie “Die Methans”, führt Exposeautor Rüdiger Schäfer den Plot auf zwei Handlungsebene fort, welche zusammengefasst die Schwächen des „Neo“ Konzepts unterstreichen. Im Vergleich zu den Heftromanen besteht ein Zyklus auf im Grunde zwanzig Teilen – ein Taschenheft entspricht ungefähr zwei Heftromanen - , wobei schon nach der Hälfte Rüdiger Schäfer und Michael Buchholz die Vorlage nicht mehr mit entsprechenden Respekt behandeln, sondern sie eher wie einen Gemischtwarenladen ansehen, in dem ein Unternehmensberater alles auf den Kopf gestellt hat, um es zu modernisieren. Kritisch gefragt wirkt diese Vorgehensweise nicht nur nicht überzeugend, sie negiert viele gute Ideen aus der alten Serie. Warum nicht tatsächlich „Neo“ auch die Chance geben, etwas Neues, etwas Originelles zu präsentieren. Der Hintergrund ist anders, aber warum muss ich zu viele Charaktere „missbrauchen“ und quasi in den Spannungsbogen quetschen, der aus sich heraus nicht einmal wirklich originell ist? Zusätzlich kommt hinzu, dass Rüdiger Schäfer und Michael Buchholz genau die Fehler machen, welche zumindest Rüdiger Schäfer als Fan manchmal dem alten Autorenteam vorgehalten hat. „Deus Ex Machina“ Lösungen. In diesem Fall wird einfach ein Mutant rekrutiert, der über die entsprechenden Fähigkeiten verfügt. Im vorliegenden Band ist es Rabeya Khatun, die mit ihren süßen siebzehn Jahren die Fähigkeit hat, durch die Berührung eines Gegenstandes, die Gefühle und vielleicht auch Emotionen einer Person zu empfinden, welche vorher in diesem Fall das Plüschtier von Thomas de Zoltral- Rhodan berührt hat. Der Junge ist entführt worden und es kommen nur zwei Mehandor Handelsraumer in Frage, welche das Sonnensystem in dieser Zeit verlassen haben. Durch die Berührung der Puppe erfährt die Mutantin nicht nur, dass Thomas entweder Raumschiffkommandant oder Perry Rhodans Nachfolger werden wollte. Letzter Aspekt ist interessant, da vor allem Perry Rhodan als charismatischer Anführer bislang nicht in Erscheinung getreten ist und zusätzlich er in seiner seltsamen Sonderfunktion keine herrschende Position hat. Entweder ist es ein Denkfehler der Autoren oder durch eine Dimensionsverschiebung ist einen kurzen Augenblick die Perry Rhodan Anführergestalt aus der Erstauflage in das „Neo“ Universum eingesickert. Diese kleinen Unstimmigkeiten sind nicht neu. Es ist nicht einfach, ein Konzept zu kopieren und zu modernisieren. Es ist nur schade, dass vor allem kritische Nebenfiguren der Erstauflage unter dieser Modernisierung leiden. Wie gut das der Entführer Thomas Rhodan die Haluter Figur weggenommen hat, so kann Khatun wichtige Informationen über den potentiellen Entführer sammeln und an die Rentnergang bestehend aus Allan Mercant, Homer G. Adams, William Tifflor und Bai- Jun weitergeben, die mit ihren privaten Ermittlungen die Polizeibehörden auf der Erde schon ausreichend blamiert haben und mindestens einen Schritt weiter sind. Obwohl sich Rüdiger Schäfer an einer Art futuristischem Schengen Abkommen versucht, ist Kontrolle besser als Toleranz. So haben die „Red“ Mitglieder des „Neo“ Universums die Dinge relativ schnell im Griff und können mittels eines eigens zur Verfügung gestellten Raumschiff schnell der im Grunde kalten Spur folgen. Dazu benötigt man allerdings eine zweite „Deus Ex Machina“ Lösung. Anne Sloane kann Bilder aus dem Gedächtnis der erschöpften Mutantin Khatun quasi als Holoprojektion sichtbar machen, so dass sie sogar das Raumschiff auf dem jetzigen (?) Landeplatz sehen kann. Das erscheint sehr stark an den Haaren herbeigezogen. Um den Bogen zur Vergangenheit zu schlagen, hat Thora während ihrer Expedition mit Crest einem unendlich reichen Handelsfürsten eine Abfuhr erteilt, weil sie erst die Mission mit Crest beenden wollte.
Obwohl in der Zusammenfassung leider sehr klischeehaft, verfügt dieser Spannungsbogen noch über einige wenige positive Elemente. Verwundert stellt man fest, dass Homer G. Adams über anscheinend ausreichend Freizeit verfügt, um auch nach wichtigen Verschwunden zu suchen. Die Idee, die relative Unsterblichkeit nicht zu verteilen und so eine Handvoll gesunde Achtzigjährige durch die Galaxis toben zu lassen, ist nicht unoriginell. Nur sollte diese Idee auch konsequent unter Berücksichtigung natürlicher Enden auch durchgehalten werden. Es gibt auch zwei eher unglückliche Wege, um dieses natürliche Altern und damit aus der Serie ausscheiden – wobei so langsam wie „Neo“ fortschreitet, werden eher einige Leser sterben als Charaktere an Altersschwäche – zu verhindern. Eine Zelldusche, die wie in der Erstauflage gleich zu Beginn der Serie den Charakter auch verjüngt. Obwohl das durch biologische Veränderungen möglich ist oder nur ein Gefühl darstellt, spielt dabei keine entscheidende Rolle. Die andere Möglichkeit wäre wie bei Perry Rhodan eine Art Zwangszelldusche, um dessen Gejammer hinsichtlich der Verantwortung und seinem besonders unwürdigen Status hinsichtlich des ewigen Lebens gleich im Keim zu ersticken. Bei Perry Rhodan sind die „Neo“ Autoren ja buchstäblich eingeknickt und haben ihm quasi im Off unwissentlich die Zelldusche gegeben. Wie kann eine derartig großartige Idee gegen die Erwartungen der Leser entwickelt und dann so amateurartig relativiert werden? Ein weiteres Problem an diesem Handlungsbogen ist, er wirkt weder spannend noch sind die Grundlagen wirklich originell. Unabhängig davon, dass er erstens nicht mit den Methans zu tun hat und zweitens die Problematik der Überfrachtung ohne nachhalige Extrapolation der Ideen auch nicht behebt. Da hilft nicht einmal, dass Rüdiger Schäfer redlich bemüht ist, einen stilistisch akzeptablen Roman abzuliefern.
Auch der zweite Handlungsbogen enthält unabhängig vom Informationsgehalt eher Längen, so dass sich im Vorwege zusammenfassend nach Kai Hirdts rückblickend positivem Ausreißer wieder die Frage stellt, ob Rüdiger Schäfer zusammen mit Michael Buchholz nur ein Frank Borsch Imitat als Exposeautor ist. Auch hier gibt es eine Art „Deus Ex Machina“ Lösung in Form der Intervallkanonen, die eher durch einen Zufall an Bord der BOOTY gefunden werden. Mit dem Genie Tim Schablonski hat Perry Rhodan eine Art Technik Mutant in der Crew, der schnell die Kontrolle inklusiv des Findens der geheimnisvollen Waffe übernimmt. Damit ist das Raumschiff schon einmal fünf Maahk Raumern überlegen, so dass sich die Frage stellt, warum so viel um eine potentielle Invasion der Methanatmer vor allem in den bisherigen Zyklen gemacht worden ist. Frank Borsch hatte zumindest die Idee, ein eher degeneriertes arkonidisches Volk mit dieser Bedrohung aus der Vergangenheit zu konfrontieren. Wie bei der Besetzung der Erde durch die Arkoniden hätte sich daraus ein neuer, sehr interessanter und vielleicht auch origineller Handlungsbogen ergeben können, aber mit Atlan – wie Perry Rhodan ja behauptet – verfügen die Arkoniden über einen meisterlichen Strategen, ohne das dieser bislang diese Fähigkeiten unter Beweis stellen musste, so dass nicht einmal richtig vor der Invasion gewarnt werden muss. Denn zerfällt der Handlungsbogen in mehrere Abschnitte. Eine unbekannte Gefahr – möglicherweise die Posbis auf der nächsten Staffel – hat sich militärisch und seine Waffenkapazitäten überspannend an Handelsraumern versucht, während eine Spur zu einer geheimnisvollen Welt führt, die in den nächsten Taschenheften untersucht werden soll. Da die Maahks Flotte momentan außer Reichweite ist, kann mittels der anscheinend fast allmächtigen BOOTY nicht nur die Erde wieder angesteuert, sondern die CREST quasi als Huckepackgefährt aufgenommen und mit in das geheimnisvolle System transportiert werden, das die Arkoniden aus Tradition meiden. Das stellt eine natürliche Versuchung für die Menschen dar. Während der erste Handlungsbogen mit Thomas Rhodans Entführung eher auf zu vielen Zufällen basiert und bieder strukturiert worden ist, überschlagen sich auf der zweiten Handlungsebene die Informationen, ohne das eine stringenter Spannungsbogen entsteht. Die BOOTY ist zu allmächtig, aber diese Idee stammt eher aus der Erstauflage, in welcher Perry Rhodan sich ja als eine Art Pirat die besten Raumschiffe der Feinde „erstohlen“ hat. Hier wird ein solches Schiff eher gefunden. Das ist akzeptabel. Die seltsamen Angreifer mit ihren Zischlauten erdrücken den sich nicht weiter entwickelnden Handlungsbogen um die Methans. Natürlich wird damit der nächste Minizyklus vorbereitet, aber insbesondere Altleser haben eher den Eindruck, als wenn Rüdiger Schäfer und Michael Buchholz schon die Ideen für diese Miniserie ausgegangen sind. Der Konflikt zwischen den Arkoniden/ Menschen inklusiv der entsprechenden Verräter enthält ausreichend Potential, um diese zehn Taschenhefte zu füllen. Über die Kultur der Maahks/ Methans erfährt der Leser gar nicht. Sie bleiben Chiffren. Auch die Haluter/ Bestien sind bis auf eine kurze Exkursion inklusiv eines tragischen Todesfalls in wenigen Rückblenden eher oberflächlich abgehandelt worden. Eine klassische Entwicklung des Handlungsbogen aus sich heraus findet nicht statt. Wie in fast allen anderen „Neo“ Romanen wirkt die passive Reaktion auf die Ereignisse durch den wenig charismatischen, aber zumindest basisdemokratischen Perry Rhodan eher ermüdend und „Botschaft von den Sternen“ fällt jegliche innere Dynamik, ohne damit grundsätzliche die positive Überfrachtung mit Versatzstücken aus der Originalserie zu ignorieren.
Pabel Verlag, 160 Seiten
Taschenheft