Perry Rhodan Planetenromane 47/48 "Gucky und das Zeitraumschiff"/ "Die schwarze Macht"

Klaus Fischer, Gucky und das Zeitraumschiff, Die schwarze Macht, Titelbild, Rezension
Klaus Fischer

Neben 3 Romanen für die Atlan Serie hat Klaus Fischer nur die beiden hier zusammengefassten Planetenromane für die Perry Rhodan Serie verfasst. In den beiden inhaltlich kombinierten Nachwörtern geht Rainer Nagel einmal auf den Autoren Klaus Fischer ein, der nicht nur für die ungewöhnliche Form des Fernraumschiffs SOL verantwortlich gewesen ist, sondern auch noch für die verschiedenen TERRA Reihen eine Handvoll von auch heute noch empfehlenswerten Werken verfasst hat. Im zweiten Nachwort geht der Herausgeber auf ein wichtiges Thema der beiden vierzehn Jahre voneinander entfernt veröffentlichten Planetenromane ein. Die Kommunikation mit dem Unbekannten.  Schon in seiner Jugend hat sich Klaus Fischer für fremde Sprachen interessiert und die intensive Auseinandersetzung mit fremden Menschen ist eingeflossen. Neben weniger klassischen, als opportunistischen First Contact Geschichten zeichnet vor allem den ersten Roman „Gucky und das Zeitraumschiff“ noch eine Besonderheit aus.  Neben einem der zahlreichen Verwandten von Reginald Bull – kein Novum – die Idee einer gezielten Zeitreise, um einen Verlust in der Vergangenheit wie das Verschwinden des Onkels auszugleichen. Im Gegensatz zu den immer wieder in regelmäßigen Abständen in der Perry Rhodan Serie eingesetzten Prämisse einer koordinierten oder unfreiwilligen Zeitreise mit der Furcht vor dem entsprechenden Zeitparadoxon zeigt Klaus Fischer fast impliziert und rückblickend dem verblüfften Reginald Bull erklärt eine gänzlich andere Gefahr auf, die viele moderne Zeitreisethriller eher implizieren. Jede Manipulation der Vergangenheit verändert nicht die Gegenwart oder gar Zukunft, sondern erschafft ein gänzlich neues paralleles Universum.  Da sich Klaus Fischer im ersten Band bis auf den bekannten, ungewöhnlich effektiv wie pragmatisch humorlos eingesetzten Gucky auf zwei Nebenfiguren konzentriert, die keine weiteren Auftritte in der Serie haben, könnte sogar wie Martin Schlesingers später veröffentlichter Band „Der andere Mond“ (324) sogar die ganze Handlung in einem Paralleluniversum spielen.  

Klaus Fischers erster Beitrag zur Perry Rhodan Serie leidet weniger unter dem allwissenden, neutralen und damit erhabenen Erzähler, sondern der Tatsache, dass der Autor den Plot ausgesprochen gut und für den Leser immer sehr verständlich detailliert entwickelt, bevor er dann allerdings die unterschiedlichen Handlungsaspekte wieder zusammenführen und vor allem zu stark auf das „Coming of Age“ des bislang eher zurückhaltenden, unsicheren Reginald Bull Verwandten konzentrieren muss.   In  „Die schwarze Macht“ ist einer der wichtigsten Protagonisten Rene Bontainer, dessen Großvater Perry Rhodan zweimal das Leben gerettet hat. Sowohl Bull als auch Bontainer leiden unter den zu langen Schatten ihrer Verwandten. Im Verlaufe der Romane – ein sehr stark verbindendes Element, das Klaus Fischers Erfahrung als Lehrer unterstreicht – werden sie an den Herausforderungen reifen; sie lernen eigene Entscheidungen inklusiv der entsprechenden Verantwortung für teilweise isolierte Gruppen zu übernehmen und werden wie in den alten Seefahrergeschichten zu   Männern.  Dabei stellt sie Klaus Fischer zwar in den Mittelpunkt des Geschehens, aber trotz ihrer teilweise originellen, prägnanten Ideen müssen sie sich trotzdem weiter entwickeln und vor allem auch zusätzlich lernen, dass Entscheidungen teilweise über Leben und Tod in der Gruppe getroffen werden.  Diese Mischung aus ihren katalytischen Ideen und der späteren Umsetzung lassen sich auch heute noch gut lesen.

Ein weiteres verbindendes Element ist die Idee, dass das Universum mehr Überraschungen bereit hält, als selbst die solare Flotte denkt. In „ Gucky und das Zeitraumschiff“ erfolgt die Begegnung mit der eigentlichen an Bord des seltsamen Schiffes befindlichen Rasse erst in zweiten Hälfte des Buches mit einer Art Rückblick, der aber im Vergleich zur Erstauflage bedeutend kürzer und vor allem effektiver ausfällt.  In „Die schwarze Macht“ – der Titel ist einer der effektivsten versteckten Hinweise aller Planetenromane zusammen -  treffen die Menschen auf eines der fremdartigsten Wesen der ganzen Serie.  Es ist ein Lavaleben, mit dem sie auf sehr ungewöhnliche Art und Weise kommunizieren. In „Gucky und das Zeitraumschiff“ stoßen sie auf die schmetterlingsähnliche  Rasse der  Criis. Während aber das Lavaleben die Menschen in einer Art MacGuffin an einen überlebensnotwendigen Punkt versetzen kann, sind es im ersten Buch Gucky und seine beiden Kameraden, die den Criis helfen. In beiden Romanen ist aber die Kommunikation mit dem Unbekannten nicht nur friedlich, sondern für beide Rassen förderlich.

In „Gucky und das Zeitraumschiff“ wird ein unbekanntes Objekt am Rande der Milchstraße gefunden, das sich mit hoher Geschwindigkeit nähert.  In „Die schwarze Macht“ ist es eine ehemalige Korvette , die aufgrund der Krise nach den Angriffen der Dolan zu einem Passagierraumschiff umfunktioniert worden ist. Das Schiff ist alt und eigentlich sollten die Maschinen ausgetauscht werden. Während im ersten Planetenroman die Untersuchung des fremden Raumschiffes im Mittelpunkt steht und vor allem Klaus Fischer originell viele Details bereithält, ist der zweite Roman deutlich bodenständiger. Beginnend mit einem der seltenen Exkurse in die wirtschaftlichen Exzesse nach einem schweren Angriff auf die Erde mit entsprechenden Folgen für die Raumfahrer zeigt er in „Die schwarze Macht“, wie mit Genialität und Spucke ein altes Raumschiff noch betrieben werden kann. In „Die schwarze Macht“ folgt der Autor eher den Mustern der sehr populären Katastrophenstreifen mit einer bunt gemischten Besatzung/ Passagierliste, die alle eine Vergangenheit haben und sich gegenseitig misstrauen. Hier ragt der im Dolankrieg psychisch geschädigter General van Handtken positiv heraus. Mit Kriiegstraumata ist die laufende Serie ja bislang eher stiefmütterlich umgegangen. In „Gucky und das Zeitraumschiff“ setzt Klaus Fischer einen entgegengesetzten Prototypen ein: USO Major Pittstein ist ein typischer Militär, der bis zum bitteren Ende und über seine Rettung hinaus eher theoretisches Recht vor effektives Handeln setzt. Rainer Nagel spricht es in seinen Nachworten eher oberflächlich an, aber die beiden hier zusammengefassten Klaus Fischer Romane überzeugen vor allem auf einer emotional humanistischen Ebene.  In diesen Extremsituationen – in beiden Romanen sind Menschen von ihrer natürlichen Umwelt und vor allem der Heimat abgeschnitten – trennt sich ohne vorzuverurteilen die Spreu vom Weizen.

Nicht nur die Reise in die Tiefen des Alls spielt eine wichtige Rolle. In „Die schwarze Macht“ spricht Klaus Fischer die Idee der Zeitdilation zumindest gegen Ende des Buches an. In „Gucky und das Zeitraumschiff“ reisen die Protagonisten ja nicht nur unbewusst durch die Zeit,  Archibald Bull will ja mit einer gezielten Zeitreise seinen Großvater retten, der in Echtzeit bei einem Angriff der Blues gefallen ist. Während der Autor in „Gucky und das Zeitraumschiff“ mit dem Aspekt des Zeitparadoxons spielt, wird diese Möglichkeit am Ende des besser konzeptuell umgesetzten und aufgrund der Verwendung von unbekannten Protagonisten aus sich selbst heraus deutlich spannenderen Bandes eher nur gestreift. 

Während der erste Band teilweise stilistisch noch ein Kind seiner Zeit – den siebziger Jahren – ist, wirkt „Die schwarze Macht“ unabhängig von der fast klischeehaften Prämisse mit einem gestrandeten Raumschiff im Nichts deutlich spannender und vielschichtiger. Die Wiederentdeckung dieser interessanten Romane im Rahmen der Planetenromane sollte auch den Blick für die anderen Science Fiction Arbeiten öffnen, die Klaus Fischer leider viel zu wenig im Rahmen seiner Karriere insbesondere für die TERRA Reihen des Pabelverlages verfasst hat.  Zwischen den Zeilen hat Klaus Fischer immer wieder mit vergleichbaren Ausgangsszenarien gespielt, aber diese sehr unterschiedlich vor allem dank seiner dreidimensionalen interessanten, aber auch Fehler behafteten Protagonisten entwickelt.

Zaubermond Verlag, Taschenbuch

332 Seiten

www.zaubermond.de

Kategorie: