Perry Rhodan Arkon 8 "Die Stunde des Smilers"

Perry Rhodan Arkon 8, Die Stunde des Smilers, Titelbild
Michael Marcus Thurner

Michael Marcus Thurners „Die Stunde des Smilers“ ist ohne Frage ein sehr stringenter und auch spannender Roman, der eine Reihe wichtiger Weichen für die finale Auseinandersetzung stellt, in deren Mittelpunkt weniger Bostich als wieder Perry Rhodan steht. Auf der anderen Seite schaut Thurner hinter die dunklen Facetten des USO im Allgemeinen und Roland Tekener im Besonderen. Dieser Aspekt ist eines der rückblickend leider so oberflächlich abgehandelten Punkte, an den sich noch eine Reihe von Schwächen anschließen.

Am Ende steht ein Pyrrhussieg. Nur wenn die Arkoniden dem Beispiel Bostichs folgend möglichst weit aus der Milchstraße gebracht werden, verlieren die dunklen Impulse ihre Stärke und die Betroffenen können wahrscheinlich wieder ihren Verstand gewinnen. Damit haben Tekener und Rhodan keinen Sieg über den Geheimbund errungen, sondern nur einen Spielstein aus diesem komischen Schachspiel in Sicherheit gebracht. Allerdings verzichten Marc A. Herren in seinen Exposes und Michael Marcus Thurner in seinem geradlinigen Roman auf tiefer gehende Erklärungen, so dass kein abschließendes Urteil über diese Heilung durch kalten Entzug anscheinend ohne Spätfolgen gefällt werden kann. Sie geht auf jeden Fall sehr schnell und angesichts der langen Exposition erscheint sie auch ein wenig zu stark improvisiert, um in dieser Form überzeugen zu können.

 Auch der grundlegende Plan der Verschwörer, das Arkonsystem einnehmen zu wollen, erscheint zu platt ausgeführt. Zu auffällig erscheint die Wirkung des dunklen Impulses, der ja keine Kontrolle über die Extrahirne der Arkoniden ermöglicht, sondern die Träger unlogisch, Brutal und vor allem unkontrolliert agieren lässt. Sollte es die grundlegende Idee sein, sich eher an Arkon zu rächen und mit dem Bruderkrieg inklusiv des paranoiden Misstrauens die Machtstruktur zu unterminieren und vor allem die einzelnen Welten zu isolieren, dann geht dieses Konzept bislang sehr gut auf. Alleine eine Eroberung Arkons als Machtbasis eines in dieser Form momentan noch nicht zu kontrollierenden Arkonidenreichs wird argumentativ zu wenig unterstützt und hängt leider wie einige andere Ideen dieses Romans deutlich in der Luft.

 Marc A. Herren und Michael Marcus Thurner entledigen sich eines Problems auf zu simple Art und Weise. Es ist erstaunlich, wie sowohl Tekener als auch später Sahira auf Rhodan und Gucky treffen. Sahira auf einem gänzlich anderen Weg wird quasi vom Mausbiber einfach abgeholt, während Tekeners Ankunft auf der Atlantis an keiner Stelle wirklich erklärt wird. Spielt auch keine Rolle, denn die vier wichtigsten Helden müssen sich abstimmen, damit Tekener auf Aralon zu einer sehr gefährlichen Mission aufbrechen kann. Er soll Bostich entführen. Das Ende erinnert natürlich an den berühmten Western „Butch Cassidy & Sundance Kid“, wobei Tekener den Bogen nicht nur überspannt, sondern die Autoren eine wichtige Idee vergessen. Die beiden sympathischen Banditen sterben am Ende des Films, während Bostich und Tekener ja eigentlich überleben sollte. Der Smiler ist ohne Frage ein Meister der Improvisation, aber hier gehen Herren und Thurner einen Schritt zu weit, in dem sie keine echte Antwort anbieten. Vielleicht hat sich der Österreicher zu sehr auf seine Umfrage konzentriert, ob eine bestimmte Protagonisten sterben soll oder nicht.

 Es gibt aber eine weitere, sehr bedenkliche Schwäche, auf die Thurner am Ende derartig lapidar bis oberflächlich eingeht, dass man glauben kann, er hat den Mittelteil des Romans nicht geschrieben oder wollte sich mit der Figur des Smilers nicht weiter auseinandersetzen. Während der Mission auf Aralon ist Tekener auf die Hilfe des interessant gestalteten Mantarheilers Hool- Daneda angewiesen, der als USO Spezialist im Grunde zu Recht nicht gut auf Tekener zu sprechen ist. Bei einem gemeinsamen Einsatz sind vor Jahren zwei anderen USO Agenten ums Leben gekommen und Hool- Daneda sieht die Schuld bei Tekener. Er hilft zwar Moody und Tekener, aber sein Misstrauen bleibt bestehen. Thurner schreibt einen grandiosen Dialog zwischen Hool- Daneda und Tekener über Pflichterfüllung, Frust, das Gefühlsleben der Agenten und vor allem die Perspektive der Unsterblichen, die bei ihren Handlungen immer das große Ganze im Blick haben müssen. Der Blick auf die potential dunkle Seite eines Unsterblichen wird dadurch noch unterstützt, dass ausgerechnet Tekener bei diesen Entscheidungen im Gegensatz zu anderen Unsterblichen am meisten mit sich gerungen hat. Am Ende des Romans „verrät“ er alle Agenten der USO und deren Netzwerk auf Aralon, um Bostich  zu retten. Dabei spielt es keine Rolle, ob dieser Enttarnung aktiv erfolgt ist oder aufgrund seiner Handlungen die Agenten gezwungen sind, ihre Identitäten selbst Preis zu geben. Thurner gibt in dieser wichtigen Szene keine Antworten mehr auf die Fragen, die er wenige Seite vorher aufgeworfen hat. Tekeners Argumente wirken aus diesem Blickwinkel wie eine Farce, da er sich durch das in dieser Hinsicht zu einfach konstruierte Manuskript selbst in eine schwierige Situation manövriert hat, aus der ihn andere Schläfer retten müssen.

 Auch wenn die Handlung der „Arkon“ Romane in einem Zeitraum weniger Tage spielt, hat der Leser das unbestimmte Gefühl, als verliere Marc A. Herren nach dem interessanten Aufbau mehr und mehr den eingehenden Blick auf seinen Plotverlauf und versucht nicht nur mit diesem Roman, sondern schon den letzten beiden Bänden den Handlungsfaden deutlich zu raffen und zu konzentrieren. Dabei setzt der Exposeautor und sein Team leider zu sehr auf den Faktor Zufall. Wenn ein Team über derartig charismatische Protagonisten wie Tekener oder schon unglaubliche drei Bände vorher den arkonidischen Hund verfügt, dann muss mehr rauskommen, als ein oberflächlich actionreich geschriebener kurzweiliger Roman, der leider so viele Ungereimtheiten und Fragen offen lässt, dass es den Leser schmerzt. 

Pabel Verlag, 64 Seiten

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