Anime-Kritik zu Inuyashiki - Ein alter Mann im Splatter-Fest

Herr Inuyashiki hat den Zenit seines Lebens hinter sich. Mit 58 Jahren sieht er schon so betagt aus wie 78. Seine Kollegen behandeln ihn wie einen alten Mann, der in seinem Leben nichts erreicht hat. Seine Frau und seine zwei Kinder ignorieren ihn, als wäre er der letzte Dreck, obwohl er sich gerade erst um ein Eigenheim bemüht hat. Als wäre das nicht genug, wird bei Inuyashiki Krebs diagnostiziert. Der Mann ist am Ende, bricht in einem Park in der Nähe von einem Teenager weinend zusammen.

Plötzlich erleuchtet ein grelles Licht die Nacht. Auf der Stelle, wo der 58-jährige Japaner eben noch stand, ist nun ein riesiges Erdloch zu sehen. Eine fliegende Untertasse ist auf ihm und dem Teenager abgestürzt und hat beide sofort getötet. Das Leben ist wirklich nicht fair für Herrn Inuyashiki.

Die gecrashten Außerirdischen unterhalten sich panisch. Mit dem Raumschiff scheint alles zu stimmen, erklärt die erste Stimme, aber einer primitiven Zivilisation darf man sich doch nicht einfach so offenbaren! Eine zweite Stimme beruhigt, dass man die Erdlinge doch einfach wieder mechanisch wiederherstellen könnte. An Bord wären zwar nur Waffenbauteile, aber was soll schon groß passieren? So fliegt das UFO davon und sowohl der alte Mann als auch der Teenager stehen im Park als wäre nichts gewesen.

Inuyashiki Protagonist

Ein Unfall mit Folgen

Damit beginnt der etwas andere, nach dem Protagonisten benannte, Anime Inuyashiki. Ein Mann im Unglück kriegt eine zweite Chance im Leben - als eine Art Terminator. Sein neuer Körper unterscheidet sich optisch zwar nicht vom Alten, macht ihn jedoch immun gegen jede Art von Verletzung. Sein Krebs ist dahin, er beginnt, nach und nach neue Kräfte zu entdecken. So schleicht sich Inuyashiki heimlich in Krankenhäuser und heilt die Patienten von jeder erdenklichen Krankheit.

Der Teenager Hiro findet sich nach dem Unfall ebenfalls mit einem neuen Körper wieder, ist nur wesentlich geschickter im Umgang mit den Waffensystemen. Jeden Tag wählt er ein zufälliges Haus in Tokio aus und tötet sämtliche Bewohner, ob Frauen, Tiere oder Kinder. Warum der 17-jährige aus dem Nichts ein Massenmörder wird, entzieht sich jeglicher Logik. Offenbar war Hiro schon immer ein massiv gestörter Soziopath und kann nicht mit den neu erlangten Kräften umgehen.

Das zieht sich leider durch die gesamte Serie: Hiro geht über hunderte Leichen und scheint sich bei Konfrontationen überrascht, dass er als böse wahrgenommen wird. An anderen Stellen ist er aber nur ein Teenager, der auch Mitgefühl für einige Menschen empfindet. Stattdessen fokussiert sich das Studio auf explizite Gewaltdarstellungen, die Folge für Folge auf den Zuschauer niederprasseln, wie Blutfontänen auf den Asphalt Tokios.

Natürlich kommt es irgendwann zu finalen Eskalationen zwischen Hiro, Herrn Inuyashiki und der Polizei. Wie das Ganze endet, ist fast schon egal, denn die Population der japanischen Großstadt fällt in Massen, Explosionen und Blut dominieren das Bild. Hier ist nur Platz für Schwarz und Weiß - Ordnung gegen Genozid. Vielleicht sind die Autoren nach der Hälfte der Produktion auch einfach eingeschlafen und das Animationsteam hatte das gesamte Budget für sich. Damit mag man Michael Bay nacheifern, dessen Filme im direkten Vergleich jedoch wie Shakespeare-Romane aufgebaut sind.

Inuyashiki Antagonist

Die Sache mit 3D-Animationen

Natürlich kann ein Zuschauer nach dem Motto “Style over Substance” Spaß haben. Gerade im Anime-Bereich kann gute Animationskunst sehr viel retten. Bei Inuyashiki hat das handwerklich eigentlich gekonnte Studio MAPPA jedoch leider auf unausgereifte 3D-Animationen zurückgegriffen. Diese stören besonders, da etwa die Hälfte der Szenen per Hand gezeichnet sind. Mithilfe von Cel-Shading wurden dann die 3D-Sequenzen integriert worden, was für einige sehr dilettantisch wirkende Momente sorgt.

Hätte man die 3D-Technik situationsabhängig eingesetzt, zum Beispiel ausschließlich in Action-Sequenzen, könnte man dies als künstlerische Freiheit abschreiben. Die abwechselnde Mischung innerhalb von Szenen und sogar Einstellungen sieht aber einfach nicht gut aus. Das kann man vielleicht mit Produktionsproblemen oder einem nur mittelmäßigen Budget erklären, aber leider nicht gutheißen.

Fazit

Inuyashiki wirft eine spannende Prämisse sehr schnell über Bord und verschwendet einen Protagonisten, der aufgrund seines Alters im Anime Seltenheitswert hat. Die Action-Sequenzen sind dank häufig eingesetzten, unbefriedigenden 3D-Animationen nicht schön anzusehen und der Gewaltgrad ist ein Selbstzweck. Wer sich schnell durch die Folgen schaut, kann mit der Serie vielleicht einen lustigen Trash-Abend machen, viel mehr aber auch nicht.

Inuyashiki gibt es bei Amazon Prime für Abonnenten kostenlos im Stream zu sehen.

zusätzlicher Bildnachweis: 
© Aniplex

Inuyashiki: first anime trailer!

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