Terra Firma, Teil II - Kritik zu Star Trek: Discovery 3.10

SPOILER

Star Trek: Discovery 3.10 setzt nahtlos an den ersten Teil der Doppelfolge an. Warum es für diese Handlung gleich zwei Episoden braucht, bleibt jedoch auch am Ende von “Terra Firma, Teil II” unklar.

Warum sollte mich das kümmern?

Das Spiegeluniversum und seine Bewohner sind böse-böse. Vom Grunde auf und mit Spaß daran. Wir haben es begriffen. Es ist langweilig. Mir stellt sich eher die Frage, wie irgendjemand bis ins Erwachsenenalter hinein überlebt und warum man das dort überhaupt wollen würde. Was treibt die Leute an?

Wieso muss ich auch diese Woche rund 40 Minuten Charakteren, die mir völlig egal sind, dabei zusehen, wie sie sich gegenseitig foltern und umbringen? Und dann wird noch nicht einmal spannend gefoltert. Ein Knöpfchen drücken und die Folterkammer erledigt es von alleine - das ist doch öde für … fast alle Beteiligten. Und ja, darüber habe ich mir Gedanken gemacht, weil alles andere so furchtbar egal ist. Wir kennen und mögen keinen der Spiegel-Charaktere, warum erhalten sie also so viel Screentime? Gefühlt teilweise mehr als ihre Prime-Gegenparts in der ganzen bisherigen Staffel.

Statt Lorca selbst (Prime oder Spiegel) bekommen wir irgendeinen bisher fremden Charakter (Erster Offizier Duggard) präsentiert, der drei Worte sagen darf, ehe auch er getötet wird. Weil das im Spiegeluniversum nunmal so läuft. Ist quasi eine alternative Form der Begrüßung. Ich wiederhole: Wieso existiert da überhaupt noch irgendwer?

Es ist mir völlig wumpe, ob Mirror-Burnham ihre Einstellung ändert oder nicht und wer wann wie wen wegen was dort hintergeht. Es wollen sich eh alle ständig töten, dann ist das auch egal. Ja klar, es ist ein Test für Georgiou und soll zeigen, dass sie sich weiterentwickelt hat. Dass ihr das Prime-Universum doch ganz gut gefällt und sie Möglichkeiten sieht, auch ihr Universum mit Lehren aus ihrer Zeit auf der U.S.S. Discovery zu etwas Besserem zu machen. Allerdings sollte Georgiou bewusst sein, dass das Zeigen von Weichheit zu dieser Zeit in dieser Welt sehr, sehr dumm ist und auch herzlich wenig ändern dürfte.

Vor allem aber hätte man in den letzten drei Staffeln zumindest hin und wieder ein klein wenig mehr auf die Veränderungen von Georgiou eingehen müssen. Streicht jeden zweiten Kampf und jeden dritten ihrer sarkastisch-bösen Kommentare und packt stattdessen etwas Charakterentwicklung hinein. Dann hätten die minutenlangen Ansprachen des Bedauerns und mit sentimentaler Musik untermalten pseudo-emotionalen Szenen bei Prime-Michael und auch der gesamten Disco-Crew vielleicht gewirkt. Vielleicht.

War sonst noch was?

Es wurde bestätigt, dass Carl ein/der Hüter der Ewigkeit ist. Um es ganz deutlich zu machen, hat man sogar die Stimme aus der Klassik-Folge “Griff in die Geschichte” (Raumschiff Enterprise 1.28) nochmal herangezogen. Das passt ebenso wie das Retro-Design des Portals jedoch wenig in die Disco-Optik, was durch einen ziemlich unnötigen CGI-Shot der explodierenden Holztür kurz zuvor zusätzlich untermalt wurde.

Auf jeden Fall hat Georgiou den Test bestanden. Sie hat sich geändert und will nicht zurück ins Spiegel-Universum, aber im 32. Jahrhundert kann sie wegen der Raum-Zeit-Erkrankung auch nicht bleiben. Also geht es durchs Hüter-Portal davon zu irgendeinem Zeitpunkt der Prime-Vergangenheit. Willkommen zur Sektion 31. Achso, und der mysteriöse “San”, nach dem sie in ihrem Visionen rief, war ein “Husan”, der für sie irgendwann mal sehr wichtig war. Aber das dürfte auch egal sein.

Darüber hinaus ist es rätselhaft, warum man überhaupt noch Handlung auf der Prime-Discovery mit in die Folge baut. Es kommen Adira, Reno, Stamets und Booker für einen Technobabble-Austausch zusammen, was uns jedoch auch nicht weiter bringt. Booker installiert einen W-Lan-Verstärker der Smaragdkette, damit das schwache Signal des im Nebel verschollenen Kelpianer-Schiffs entschlüsselt werden kann. Das Ergebnis erfahren wir nicht.

Immerhin darf Admiral Vance noch zwei relevante Fragen stellen: Wieso zur Hölle lassen sie ohne einzuschreiten oder mal nachzufragen Booker Technik des Feindes in das wichtigste Schiff der Sternenflotte einbauen? Und hier, Saru, wieso wartest du auf einmal mit der Benachrichtigung der Führungsriege, jetzt wo es um Kelpianer geht?

Fazit

Es ist klar, dass es für die Sektion-31-Serie einen vielschichtigeren Charakter braucht, als es Mirror-Georgiou sein konnte. Warum man für die (wenig überzeugende) Erklärung einer wesensgeänderten Philippa aber gleich eine Doppelfolge kurz vor Ende der dritten Discovery-Staffel opfern muss, ist ein unverständliches Ärgernis.

Star Trek: Discovery

Originaltitel: Star Trek: Discovery
Erstaustrahlung 24. September 2017 bei CBS All Access / 25. September 2017 bei Netflix
Darsteller: Sonequa Martin-Green (Michael Burnham), Jason Isaacs (Captain Gabriel Lorca), Michelle Yeoh (Captain Georgiou), Doug Jones (Lt. Saru), Anthony Rapp (Lt. Stamets), Shazad Latif (Lt. Tyler), Maulik Pancholy (Dr. Nambue), Chris Obi (T’Kuvma), Shazad Latif (Kol), Mary Chieffo (L’Rell), Rekha Sharma (Commander Landry), Rainn Wilson (Harry Mudd), James Frain (Sarek)
Produzenten: Gretchen Berg & Aaron Harberts, Alex Kurtzman, Eugene Roddenberry, Trevor Roth, Kirsten Beyer
Entwickelt von: Bryan Fuller & Alex Kurtzman
Staffeln: 4+
Anzahl der Episoden: 42+


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