„Kurs auf die Kokos- Inseln“ ist der mittlere Roman der zweiten Kapitän Nemo Trilogie aus dem Blitz Verlag. Da Alfred Wallon die Geschichte im Grunde weniger als aufeinander aufbauende Romanserie, sondern als einen fortlaufenden Handlungsstrang verfasst hat, macht es wenig Sinn, den ersten Band „Krakatau stirbt“ bei der Lektüre auszulassen.
„Kurs auf die Kokos- Inseln“ setzt unmittelbar an. Kapitän Nemo setzt den holländischen Geschäftsmann de Bruyn auf einer einsamen Insel mit seinen Leuten ab. Er hat von dort allerdings aus Nemos Sicht berechtigte Chancen, wieder in die Zivilisation und damit zu seinen Handelsschiffen zurückzukehren. Nemo versucht sich nur ein wenig Zeit zu erkaufen, während er mit der Nautilus der Kartenspur aus de Bruyns Unterlagen folgt. Gleichzeitig erfüllt er den letzten Wunsch des im Sterben gelegenen Lemuriers auf der inzwischen untergegangenen Insel Krakatau.
Auf der einen Seite beschreibt Alfred Wallons de Bruyns Rückkehr in die Zivilisation basierend auf einem glücklichen Zufall. Schnell befindet er sich wieder an Deck eines seines Schiffe und nimmt die Verfolgung auf. Auf der anderen Seite als Hauptteil beschreibt Wallon die Reise zu den Kokos Inseln. Seinem Instinkt folgend sucht Kapitän Nemo die im Grunde von Menschen nicht bewohnten Atolle von North Keeling auf, während die britische Flotte im größeren Atoll von South Keeling stationiert ist. Sie retten nicht nur einen ehemaligen Sträfling und zwischenzeitlichen Aufseher, der sich nach dem Ausbruch einer Seuche auf das Atoll gerettet hat, sondern finden tatsächlich Hinweise auf eine zweite lemurische Station.
Während im ersten Band nicht zuletzt durch den drohenden Vulkanausbruch Action vorherrschte, konzentriert sich Alfred Wallon in diesem zweiten Band eher auf Atmosphäre und baut den phantastischen Hintergrund sehr viel effektiver aus. Nur am Ende des Romans muss Nemo noch einmal zu den altbekannten Mitteln greifen. Allerdings erscheint sowohl Nemos Sorge als auch seine Vorgehensweise unnötig, da es andere effektivere und hoffentlich auch abschließende Mittel gegeben hat, um de Bruyns und seine Männer auszuschalten.
Alfred Wallon folgt ein wenig der Struktur von Jules Vernes eigenem Roman „Die geheimnisvolle Insel“. Zwar ist es keine Gruppe von Gestrandeten, sondern ein einzelner Überlebender, der auf einem seltsamen Atoll inklusiv Süßwasserquelle zu überleben sucht, aber die Männer mit den glänzenden Anzügen erinnern stark an Kapitän Nemos Männer in ihren Tauchanzügen aus dem entsprechenden Roman. Wahrscheinlich ist es nur ein Zufall, aber Jules Vernes werden sich unwillkürlich an den zweiten und letzten Kaitän Nemo Roman aus der Feder des großen französischen Autoren erinnern.
In „Krakatau stirbt“ deutete Alfred Wallon noch das Vorhandensein der alten lemurischen Kultur inklusiv der Überwachung der aus Sicht des uralten Volkes immer noch wilden und nicht zu kontrollierenden Menschen nur an. Im vorliegenden zweiten Roman der Trilogie geht der Autor den entsprechenden Schritt weiter und beginnt eine auf den ersten Blick weiterhin technisch hoch stehende Kultur zu entwickeln, die aber wie die alten Arkoniden nicht mehr in der Lage ist, die vorhandene Technik entweder auf den neusten Stand zu halten oder auf unvorhersehbare Ereignisse wie den Zusammenspruch der Transmitterstraße zwischen den Station zu reagieren.
Mit Kapitän Nemo treffen die Lemurer nicht nur auf einen inzwischen friedliebenden Menschen, der sich mit seinen Männern nur noch der reinen Forschung verschrieben hat, sondern zumindest die Dimensionen dieser Technik erahnen kann.
Die Begegnung auf Augenhöhe leitet auch zum letzten Roman der Trilogie „Die Station unter dem Eis“ über. Wenn ein Leser über den Horizont dieser Trilogie hinausblickt, wird es schwierig, die Zeit in diesem Kapitän Nemo Universum vor den ersten Band metaphorisch gesprochen wieder zurückzudrehen. Mit den vorliegenden Büchern hat Alfred Wallon ganz bewusst seinem Kapitän Nemo Universum eine deutlich phantastischere und über den damals von Jules extrapolierten Stand der Technik weit hinausgehende Note verliehen. Diese Spuren lassen sich nicht mehr mit einem Vulkanausbruch oder schwerem Erdbeben beseitigen.
Viel mehr entwickelt Alfred Wallon die Figur des Kapitän Nemos, aber auch diesen Aspekt aus Jules Vernes Werk konsequent in eine bislang interessante, vor allem auch humanitäre Richtung weiter. Wallons Kapitän Nemo wirkt allerdings auch ein wenig wie Perry Rhodan, als dieser vor über sechzig Jahren der Arkoniden auf dem Mond begegnet ist. Kapitän Nemo ist zwar von der ihm als einzigen Menschen gezeigten Technik beeindruckt, er erkennt aber auch schnell, das er den Lemurern etwas bieten kann. Etwas, über das die Wächter trotz ihrer gigantischen Anlage nicht mehr verfügen. Diese Ausbalancierung der jeweiligen Kräfte und Interessen bestimmt den Mittelteil des Buches, in welchem der Leser den eher eindimensional gestalteten holländischen Schurken de Bruyan an keiner Stelle wirklich vermisst.
„Kurs auf die Kokos- Inseln“ ist basierend allerdings auch auf bekannten und nicht immer wirklich neuen phantastischen Ideen noch überzeugender als der zufrieden stellende Auftakt der Trilogie und weckt eine Erwartungshaltung im Leser hinsichtlich des Finales auf bzw. unter einem der berühmt berüchtigten weißen Flecken des Wel