Westworld

Originaltitel: 
Westworld
Land: 
USA
Laufzeit: 
89 min
Regie: 
Michael Crichton
Drehbuch: 
Michael Crichton
Darsteller: 
Yul Brynner, Richard Benjamin, James Brolin, Majel Barrett, Alan Oppenheimer
Kinostart: 
24.01.74

Delos ist ein Freizeitpark der ganz besonderen Art. Für 1000 Dollar pro Tag kann man hier in eine Rolle schlüpfen und für ein paar Tage ein ganz anderes Leben führen.

Delos bietet 3 Bereiche an: das antike Rom, das europäische Mittelalter und den Wilden Westen. Das Besondere an diesem Urlaub: eine Vielzahl von Robotern interagieren mit den Besuchern. Sie sind nicht nur einfach Statisten, die der jeweiligen Themenwelt Leben einhauchen, nein, sie sollen den Urlauber ganz speziell unterhalten. Es gibt Sex-Modelle, die den Besuchern stilgerecht zur Verfügung stehen: z.B. in Form von Leibeigenen im Mittelalter. Es gibt Duell-Modelle, mit denen der Gast kämpfen kann, wie den Revolvermann im Wilden Westen oder den Schwarzen Ritter im Mittelalter. Und wenn der Sheriff mal bei einem Banküberfall erschossen wird, kann der Gast auch gern selbst in die Rolle des Gesetzeshüters schlüpfen.

Für den Reibungslosen Ablauf sorgen hinter den Kulissen ein Heer von Technikern, die alles im Auge behalten, die Roboter schnell umprogrammieren oder anderweitig auf die Wünsche der Gäste reagieren. Nachts werden die Roboter überholt, und falls nötig repariert.

In letzter Zeit gibt es aber einige Probleme. Immer öfter fallen Roboter komplett aus. Dies geschieht scheinbar völlig grundlos. Erst waren die römische und die mittelalterliche Welt betroffen, jetzt beginnt es auch in Westworld. Aber es kommt noch schlimmer: Die Roboter beginnen die Besucher zu verletzen. Das Sexmodell gibt dem Besucher eine schallende Ohrfeige, eine Schlange schnappt zu und dann stößt der schwarze Ritter dem Gast sein Schwert in den Bauch. Jetzt bricht alles zusammen. Die Roboter können nicht abgeschaltet werden, denn sie laufen auf Batterie weiter.

Für Peter Martin beginnt ein Alptraum. Gerade hat der Revolvermann seinen Freund erschossen, und nun ist dieser hinter ihm her. Ein Techniker macht Peter klar, dass er gegen den Revolvermann keine Chance hat. Doch Peter glaubt, dass der Mensch der Maschine überlegen ist. Zumindest ist Peter nicht dumm, er bemerkt, dass er die Sensoren des Robots täuschen kann. Schließlich gelingt es ihm den Roboter mit einer Fackel in Brand zu setzen.


 

Filmkritik:
von Dirk Wilkens-Hagenkötter (für SF-Radio.net)

Westworld basiert nicht nur auf einem Roman von Michael Crichton, es war sogar sein Regie Debüt. Von daher sind gewisse Ähnlichkeit mit Crichtons Jurrasik Park vielleicht verständlich. Hier wie dort geht es um einen Freizeitpark, dessen nie dagewesene Attraktion rebelliert. In dem einen sind es Roboter in dem anderen sind es Dinos. In beiden Fällen geht es um Techniken, die in der Realität kurz vor der Verwirklichung stehen. Wenn man heute viel von Klonen und Genmanipulation spricht, so werden die Dinos in Jurassic Park durch eben diese fast greifbare Technik gezüchtet.

Als Westworld 1973 gedreht wurde, stand das Digitale Computerzeitalter unmittelbar bevor. So, wie wir heute Bedenken, ja Angst vor Genfood und Klonschafen haben, so sah man die um sich greifende Technisierung 1973 sehr argwöhnisch. Science Fiction Geschichten werden oft genutzt, um auf Gefahren aufmerksam zu machen, oder zumindest ein Fragezeichen zu setzen.

Westworld allerdings ist doch mehr ein Kind seiner Zeit. Er spielt mit den Ängsten der Zuschauer ohne wirklich ins Detail zu gehen. So besteht dann auch der Film in den ersten 60 Minuten aus einer Darstellung von Delos und den 3 Freizeitparks und in der letzten halben Stunde aus einer reinen Verfolgungsjagd zwischen Yul Brynner, dem Revolvermann und Richard Benjamin, der den Peter Martin spielt. Immerhin übte Westworld aber schon einen gewissen Einfluss auf andere Roboterfilme aus. So ist es sicher kein Zufall, wenn der Revolvermann praktisch auf die gleiche Weise ausgeschaltet wird, wie der Terminator im 1. Film. Aber auch, wenn Westworld nur der Unterhaltung dient ist es schon interessant einen Vergleich zwischen der Zukunftsvorstellung von 1973 und unserer Zeit zu ziehen.

Wenn in Westworld die Roboter nacheinander falsch funktionieren, so wird das vom Cheftechniker mit einer Krankheit verglichen, die sich rasend schnell ausbreitet.

Es wäre damals lächerlich gewesen, hätte man tatsächlich von Viren gesprochen, die die Programmierung der Roboter durcheinander bringen. So musste dieser vage Vergleich mit einer Krankheit ausreichen. Aber heute wissen wir, dass Computer tatsächlich von Viren befallen werden können. Keine biologischen natürlich, aber ein Virus hätte die gleichen Auswirkungen, wie es in Westworld zu sehen ist. Jedes System, selbst das Belüftungssystem ist von diesem Virus betroffen. Von daher zeigt Westworld tatsächlich ein Bild von computergesteuerten Maschinen, wie es heute der Fall ist. Und heute würde es auch nicht komisch wirken, wenn der Cheftechniker gesagt hätte, das System sei von einem Virus befallen. Ebenso glaubhaft erscheint uns das Bild eines Freizeitparks wie Delos. Sind es im Film noch die oberen 10.000, die sich einen Urlaub in Delos leisten können, und in den Genuß eines Rollenspiels kommen, in dem es auch erlaubt ist, zu töten, so kennen wir heute genügend Computerspiele, wo es ganz genauso ist. Gerade die Ego-Shooter sind das Delos für den Durchschnitsmenschen. Und sieht man, welchen Aufwand in realen Freizeitparks betrieben wird, um den Besucher eine Erlebniswelt zu bieten, eine Traumwelt, um der realen Welt zu entfliehen, so ahnt man, dass man irgendwann wohl wirklich auch Roboter einsetzen wird.

2 andere Aspekte haben sich nicht so entwickelt, das eine wurde in Westworld überschätzt, das andere unterschätzt. Überschätzt wurde die Machbarkeit von menschenähnlichen Robotern. Da sind wir heute kaum einen Schritt weiter als 1973. Unterschätzt wurde die Bedeutung der Software für ein System. 1973 war es noch üblich Maschinen und Computer auf der Hardware-Ebene zu programmieren. Programmänderungen waren sehr umständlich, da man nicht einfach neue Software aufspielen konnte. In Westworld müssen die Techniker einen Roboter noch aufschrauben und in den Innereien hantieren, um Programmfehler zu korrigieren. Es gibt keinen Schlitz, in dem man eine CD-Rom mit neuem Betriebssystem einführen könnte.

1976 entstand die Fortsetzung „Futureworld“. Er beschäftigt sich mit anderen Aspekten der menschlichen Roboter. Schließlich gab es 1980 eine TV Serie „Beyond Westworld“, die aber nach 5 Folgen schon abgesetzt wurde.

2003 tauchten Gerüchte auf, das Westworld neu verfilmt werden sollte. Arnold Schwarzenegger war für eine Hauptrolle im Gespräch. Das hat sich natürlich jetzt zerschlagen, wo er in die Politik gegangen ist.