Heliosphere 2265 Band 47 "Nanokiller"

Nanokiller, Titelbild, Rezension
Andreas Suchanek

„Nanokiller“ ist der letzte Roman vor der abschließenden Trilogie, in welcher Andreas Suchanek neben einem größeren Umfang und deswegen auch einem komplexeren Plot eine Beantwortung der meisten Fragen verspricht. „Nanokiller“ ist in dieser Hinsicht ein Zwitter, den mit dem Auftauchen der Zeitreisenden wie Rosenbaum – er ist nicht ums Leben bekommen- schlägt Andreas Suchanek auf der einen Seite den Bogen zurück zu früheren Romanen, auf der anderen Seite entwickelt der Autor eine weitere Front anstatt die zahllosen durchaus interessanten Plotenden solide wie konsequent abzuschließen. Natürlich zeigen solche Wendungen auch die Komplexität der Serie und sollen den Leser wie auch die Protagonisten – Kirby braucht sehr lange, bis die Zusammenhänge erkannt werden und ein Rückblick dient als weitere Information wie auch Ausgleich zu den Actionhandlungen – überraschen. Aber dieses Element ist zu diesem Zeitpunkt der Serie nicht mehr notwendig, da die „Nanokiller“ und ihre Bekämpfung schon für ausreichend Spannungen sorgen sollten.

 Die Allianz arbeitet ja unter Zeit- und vor allem auch Hochdruck daran, die Nanokiller des Diktators Sjöberg auszuschalten, um einen Massenmord an der eigenen Bevölkerung durch Sjöberg im Falle einer Rebellion zu verhindern. Die entwickelten Atto Zellen sollen die Aktivierung der Nanokiller verhindern, werden aber selbst zu einer Bedrohung.

 Auf dieser Handlungsebene hat sich Andreas Suchanek einen zu schnellen Erfolg durch die Rebellen zu Herzen genommen und differenziert die Erfolgsaussichten. Die „Deus Ex Machina“ Lösung ist zwar weiterhin nicht vom Tisch, aber erweist sich nicht als die ultimative Abwehrwaffe, als welche sie in einigen der vorangegangenen Romanen schon gesehen worden ist. Da die Rebellen am Ende Erfolg haben, scheint außer Frage zu stehen. Interessant ist nur, wie leicht sie mit mäßiger Tarnung in wichtige Einrichtungen eines paranoiden und Macht besessenen Diktators eindringen können. Selbst als dieser schon vom Stoßtrupp der Rebellen weiß, fällt es ihnen mit wenigen Kniffen immer noch erstaunlich leicht, weit vorzustoßen.

 Auf der zweiten Handlungsebene sucht Kirby nach Wegen, direkt gegen Sjöberg nach der Ausschaltung der Nanokiller vorzugehen und untersucht ein altes Zentrum der Kensington Familie. Begleitet wird dieser Spannungsbogen von einigen obligatorischen Rückblicken, in denen Andreas Suchanek zufrieden stellend bis interessant sein „Heliosphere 2265“ Universum weiter ausbaut und zumindest einige wenige neue Fakten präsentiert. Wie angesprochen trifft Kirby dann auf einen der Zeitreisenden, der sich als Verbündeter erweist. Die Idee der Zeitreisenden ist immer noch ein sehr schwieriges Sujet. Das Überraschungselement am Ende der ersten Miniserie ist inzwischen verpufft und es stellt sich die Frage, ob diese Möglichkeit der Zeitmanipulation nicht einen Schritt zu weiter geht. Die Angreifer aus einer anderen Dimension sind vielleicht noch zu ertragen, aber die Zeitreise erdrückt viele spannende Ansätze dieser nicht selten durch ihre stringente Gradlinigkeit in der Grundausrichtung überzeugenden Space Opera Serie.

 Neben einigen weiteren Informationen und vor allem einem weiteren unwahrscheinlichen Überlebenden bereitet sich im Hintergrund die Allianz auf einen Großangriff sowohl auf das Imperium als auch die Ash´Gul`Kon vor. Bislang konnte der Leser nicht davon ausgehen, das die entsprechenden Mittel vorhanden sind und vor allem eine solche Aktion zum gegenwärtigen Stand der Vorbereitungen gegen den Nanokiller auch nur einen Hauch von Erfolg haben könnte.

 

Wieder überschlagen sich die Ereignisse und der Leser fragt sich unwillkürlich, ob Andreas Suchanek sich jetzt hinsichtlich eines Abschluss des laufenden Zyklus mit Band 50 auch einen Bärendienst erwiesen hat. Spätestens mit der Aufnahme dieser Idee hätte der Autor seine verschiedenen Handlungsbogen nicht einmal negativ glätten müssen und eine stärkere Fokussierung auf eine auf allen Ebenen geradlinige Erzählstruktur legen können, anstatt wie im vorliegenden Band nur vordergründig neue Ideen aus bekannten Mustern bzw. dank des Rückgriffs auf angeblich „tote“ Charaktere zu vollziehen. Natürlich ist es für die Allianz wichtig, neue Verbündete zu finden, aber müssen es wirklich diese sein? Hätte der Autor Sjöberg und seine Technik nicht so übermächtig gemacht, dann hätte es Andreas Suchanek jetzt ohne Frage auch leichter.

 Erstaunlich ist, dass die Handlungsträger im Grunde auf beiden Seiten zu reagieren und ganz selten agieren. Auch wenn es ausreichend offene Flanken gibt, hat der Leser das unbestimmte Gefühl, als wenn das Korsett zu eng geschnürt und die Initiative förmlich erdrückt worden ist. In diesem Punkt wirkten vor allem die ersten Romane freier und „unbeschwerter“, auch wenn es natürlich leichter ist, die Helden gegen eine auf den ersten Blick unüberwindliche Bedrohung ankämpfen zu lassen. Momentan ist diese Balance ein wenig verloren gegangen.

 Als Vorbereitung auf das mehrfach angesprochene Finale versucht „Nanokiller“ die verschiedenen Fronten zu positionieren und wirkt dadurch zu Lasten der Spannungsschraube auch zu statisch unabhängig von den vielen, eher hektisch erscheinenden Szenen. 

  • Format: Kindle Edition
  • Dateigröße: 1852 KB
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe: 119 Seiten
  • Verlag: Greenlight Press; Auflage: 1 (27. Februar 2018)
  • Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.
  • Sprache: Deutsch
  • ASIN: B07B4GMS6Z