Coco Zamis/ Das Haus Zamis 41 "Teufelstaufe"

Rüdiger Silber, Logan Dee

Im vorliegenden Doppelband geht es in erster Linie um Coco Zamis Suche nach ihrem ungeborenen Kind, das der Vater des Kindes – nicht wie die Zamis glauben Asmodi, sondern ihr Todfeind Dorian Hunter – versteckt haben soll.  Rüdiger Silber präsentiert mit „Der Dämonenstab“ – dieses Artefakt steht nicht im Mittelpunkt der Handlung, sondern ist das I Tüpfelchen eines kompakt geschriebenen Teilbandes – eine ausgesprochen geradlinige Geschichte, in welcher Coco Zamis mit den Grenzen ihrer Fähigkeiten auf eine ganz besondere Art und Weise konfrontiert wird. Anfänglich macht sie sich auf, nach Dorian Hunters Grab sowohl in Wien als auch London zu suchen.  In Wien greift der Autor auf einige stimmungsvolle Beschreibungen von einer besonderen Lokalität bis zum Friedhof zurück.  In London verschiebt sich nach einer perfiden Falle schnell der Fokus, als Coco Zamis dem angeblich verstorbenen Dorian Hunter begegnet, der mit einer dämonischen Wächterin in einem alten Haus lebt.  Sowohl für die Stammleser der Serie als auch Coco Zamis ist es eine Überraschung, Dorian Hunter nicht nur wieder zu begegnen, er scheint sich nicht an die junge Hexe und vor allem an das gemeinsame Kind zu erinnern. Natürlich bewegt sich Rüdiger Silber in dieser Hinsicht auf einem sehr schmalen Grad, denn Coco Zamis akzeptiert dessen seltsames Verhalten zu schnell. So denkt, dass Dorian Hunter unter einem Fluch zu leiden hat und vor allem die Haushälterin mehr weiß, als sie Preis geben kann oder geben will. Kurz vor der Entdeckung des Kindes überschlagen sich die Ereignisse in negativer Hinsicht und sie wird des Hauses verwiesen. Der Spannungsaufbau ist bis zu dieser Szene relativ konsequent und Rüdiger Silber versucht Coco Zamis mit einigen kurzen Rückblicken in ihre Kindheit sowohl als Mitglied der schwarzen Familie zu beschreiben, zu deren Opfern in diesem Fall zwei Ghoule gehören denn auch als Mutter, die sich um ihr Kind sorgt. Dorian Hunter dagegen wirkt zu distanziert, zu geschmeidig nett, zu wenig kantig und vor allem zu weltfremd in dieser Inkarnation, als das man den Charakter als Ganzes wirklich anerkennen kann. Bei den Verhandlungen um den „Dämonenstab“ mit dem schmierig geschmeidigen, aber anscheinend fast unwiderstehlich attraktiven Dämonen Chacal, der ein Auge auf Coco geworfen hat, verschiebt sich die brüchige Balance.   Als sie schließlich noch als Teil eines Kaufpreises verschachert werden soll,  durchbricht sie den nicht einfachen Kreislauf und versucht aktiv in das Geschehen einzugreifen. Das Ende dieses Teilromans ist ein wenig zu offen, es werden weiterhin mehr Fragen aufgeworfen als auch nur ansatzweise beantwortet.

„Teufelstaufe“ von Logan Dee setzt zwar unmittelbar an Rüdiger Silbers Teil an, der Fokus ist aber verschoben. Coco Zamis hat jetzt eine Beziehung zum Dämonen Chancal , leidet aber unter surrealistisch gefärbten Alpträumen, die impliziert in sadomasochistischen Szenarien gipfeln. Da „Der Dämonenstab“ bis auf den Exzess auf den Friedhöfen ein ruhiger, emotional aufgebauter Roman gewesen ist, treiben diese anfänglich dominierenden, vom Leser noch nicht richtig einzuordnenden Szenen die Handlung  voran. Am Ende des Bandes laufen die Traum- und die Gegenwartshandlung in einer Figur zusammen, wobei der Leser angesichts der bisherigen Fakten nicht feststellen kann, was Realität und was Alptraum ist. Die in einem Freak Zirkus spielenden Szenen sind von eindrucksvoller Perversität. Logan Dee führt ein Markenzeichen der Serie fort, in dem Erotik und Gewalt miteinander kombiniert, aber nicht zu sehr extrapoliert werden. Mit den verschiedenen Tiermenschen sowie ihrem Dompteur,  der Isolation Cocos und schließlich der Auflösung dieses Spannungsbogens werden die in der Gegenwart spielenden eher behutsamen bis leider ein wenig langweiligen Szenen relativiert.

So interessant Chancal auch als Figur sein könnte, so wenig macht Logan Dee bislang aus dieser Figur. Dabei sind interessante Aspekte ohne Frage vorhanden.  So entsteht das Bild eines zweiten Kults.  Die dunkle Loge inklusiv des Satankults, die bei Asmodi anscheinend grundsätzlich feindliche Reaktionen auslöst. Natürlich muss der Leser abwarten, in wie weit und vor allem wie weitreichend dieses Thema vertieft wird, aber die Ansätze sind vielversprechend, zumal sich der kontinuierliche und ständige Konflikt mit Asmodi inzwischen ein wenig abgenutzt hat. Auch die letzten „Zamorra“ Zaubermond Romane litten unter diesen Mechanismen und suchten teilweise vergeblich nach originellen Variationen.  Während die Traumpassagen einen breiten Raum einnehmen, wirkt die Gegenwartshandlung bis zum blutigen Finale angesichts der verschiedenen in „Der Dämonenstab“  eher phlegmatisch. Der Plot konzentriert sich zwar auf die Beziehung zwischen Coco und Chancal, aber bedenkt der Leser, dass Coco Zamis kurzzeitig den Vater ihres Kindes vielleicht als eine Inkarnation, vielleicht aber auch als gefangene reale Person wieder getroffen hat, wirkt die erotische Beziehung zu isoliert. In Kombination mit dem Ende, das für Coco Zamis eine Art Selbstfindung einläuten soll – obwohl sie ihr Kind noch nicht richtig wieder gefunden hat und im Grunde ohne Asmodis lange Leine noch weiter entfernt ist als zu Beginn dieser Miniserie – wirkt Chancal als Figur und vielleicht als Gegenentwurf zu Dorian Hunter sogar verschenkt.

Zusammengefasst präsentiert „Teufelstaufe“ einige sehr einfallsreich geschriebenen, aber grundsätzlich nicht unbedingt originelle Szene, die gegen Ende des Plots nicht zufriedenstellend zusammenlaufen, sondern rückblickend ein wenig wie Füllwerk erscheinen. Interessant und für „Das Haus Zamis“ weiterhin markant sind die surrealistischen Traumsequenzen, die vielleicht ein wenig um ihrer selbst willen so ausarten. Aber das erwartet der Leser auch von einer Horror Roman Serie.     

  

Zaubermond Verlag, Taschenbuch

200 Seiten, Erschienen März 2015

www.zaubermond.de

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