Perry Rhodan Neo 115 "Angriff der Posbis"

Rüdiger Schäfer

Exposeautor Rüdiger Schäfer schafft es gleich zu Beginn seines Romans „Angriff der Posbis“ die Leser zu verärgern. Einem erfahrenen Mann am Ruder sollte die Dreidimensionalität des Raumes ein Begriff sein. Die CREST wird von zwölf Fragmentraumern im All gestellt. Der Bakmaatu Atju übermittelt der Taktikoffizierin an Bord der CREST einen nur in der Theorie sehr komplexen Plan, mit dem die CREST entkommen kann. Diese ganze Szene krankt aus zwei Gründen.  Da werden erst Flugwege verbaut und dann nutzt die CREST die Deckung eines der Schiffe, um den 11 anderen Einheiten zu entkommen.  Zum einen ist die CREST deutlich größer als die Posbiraumer und könnte sich nur bedingt dahinter verstecken. Viel schlimmer ist, dass die Posbis trotz ihrer überlegenen logischen Vorgehensweise sich gegenseitig den Raum verstellen. Rüdiger Schäfer macht in dieser ganzen Szene aber nicht deutlich, was wirklich die Absicht des Fragmentraumer ist. Sollte die Festsetzung der CREST das allgemeine Ziel gewesen sein, dann agieren sie von Beginn an hilflos bis dumm. Sollte die Ausschaltung des Raumschiffs eine mögliche Alternative darstellen, dann stellt sich die Frage, warum die Posbis das Raumschiff nicht gleich angegriffen und ggfs. rücksichtslos auch das mathematisch nicht als Deckung geeignete eigene Raumschiff mit vernichtet haben, um das große Ziel zu erreichen. Nicht nur die räumlichen Dimensionen werden als Manko der Serie immer wieder ignoriert, in diesem Taschenheft lässt Rüdiger Schäfer die Posbis zu menschlich handeln und nimmt ihnen damit die Fremdartigkeit, welche sie zumindest anfänglich in der Erstauflage der Perry Rhodan Serie ausgezeichnet hat.

Warum die Fragmentraumer aus alter Tradition bei einer gänzlich logisch agierenden Rasse noch über Liduuri Wohntrakte verfügen, um in diesem Fall Crest zusammen mit zwei Begleitern an Bord eines Rebellen Fragmentraumschiffs zu deren Stützpunkt gebracht zu werden, um das nicht wahre Leben des Arkoniden zu retten, ist eine weitere Frage, die unbeantwortet bleibt.  Thora und Perry Rhodan begleiten den alten Arkoniden. Die Flugzeit nutzt Rüdiger Schäfer zu einem weiteren Rückblick, in dem stellvertretend für den Leser die Geschichte des Posbis erzählt wird. Rüdiger Schäfer gibt sich viel Mühe, etwas Originelles zustande zu bringen, aber grundsätzlich kommt dem Leser diese Historie sehr bekannt vor. Der Autor geht sehr stark in die Details ein und versucht mit Hinweisen auch in Richtung der „Meister der Insel“   weitere Handlungsarme vorzubereiten. Am Ende dieses langen Rückblicks wissen die Menschen und die Leser zumindest, warum erstens die Posbis jetzt auftauchen und was zweitens warum sie plötzlich die Milchstraße von Menschen oder anderen natürlichen Wesen zu reinigen suchen. Das Geschehen wird am kompakt und jederzeit nachvollziehbar erzählt, so dass diese Seiten sich unterhaltsam und informativ kompakt zu gleich lesen lassen.

Rüdiger Schäfer versucht dann den Handlungsbogen durch Action wieder auszugleichen. Es kommt nicht nur zur erfolgreichen Behandlung von Crest, sondern die Flotte der Anich taucht auf. Die CREST greift leider auch nicht als wirklich originelle Idee in der letzten Minute ein, so dass die zweite Hälfte des Romans auch ein wenig chaotisch erscheint. Neben den verschiedenen Fluchtversuchen sind es die Raumschlachten, in denen Rüdiger Schäfer im Gegensatz zum Auftakt des Romans ein wenig räumliches Gespür entwickelt.  Leider macht er diesen Aufbau wieder zunichte, in dem er unnötig einen Brückenschlag zur Erstauflage schlägt. Eine Nebenfigur Professor Oxley schlägt vor, sich mit den Posbis/ Fragmentraumer zu einigen und die Roboter gegen die Maahks ziehen zu lassen. Dieser Vorwurf ist zwar effektiv und die theoretisch einzige Möglichkeit, buchstäblich zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, aber die Auswirkungen sind deutlich umfangreicher und vor allem sollte die Vorbereitung sehr viel minutiöser sein als im vorliegenden Roman beschrieben. Es ist auch schwierig, die Posbis zu einer einseitigen parteiischen Einflussnahme in einem Konflikt zu bewegen, der sie im Kern nur bedingt etwas angeht, aber die Vorgehensweise hier wirkt zu simpel. Aus dem Rückblick der Vergangenheit weiß der Leser, dass nicht nur die Erde, sondern einige andere Planeten des Sonnensystems wieder in den Brennpunkt von Ereignissen zurückkehren, die lange zurückliegen.        

Noch mehr als der schon blasse Perry Rhodan scheint ausgerechnet Rüdiger Schäfer gar nichts mit Atlan anfangen zu können.  Die Figur wirkt weiterhin blass und unentschlossen. Damit fehlt der „Neo“ Serie auch wenn es antiquiert erscheint ein dominantes Element. Es müssen nicht die klassischen Anführer der Erstauflage sein, auch wenn K.H. Scheer aus heutiger Sicht auch kritisch zu betrachten zumindest charismatische Persönlichkeiten entworfen hat. Aber in der vorliegenden Form erscheinen beide Figuren verschenkt, zumal sich die Handlungsführung entweder wie in den letzten Taschenheften dieses Minizyklus als phlegmatisch auf Füllstoffe setzend oder wie im vorliegenden Band hektisch, unkontrolliert und klischeehaft entwickelt.  Ohne konkret auf Atlan einzugehen erscheint der geheimnisvollen Arkonide im Gästequartier den Vorgaben zu entsprechen. Er verfügte über einen Zellaktivator, der inzwischen in anderen Händen ist. Er kennt nicht nur Menschen, sondern ist schon längere Zeit auf der Erde gewesen. Die Befreiung des Geheimnisvollen erfolgt wenn gar nichts geht natürlich über einen Häckerangriff, der durch die Nachlässigkeit der Aras begünstigt worden ist. In diesem Punkt scheint sich die Technik nicht sonderlich weiter zu entwickeln und der „Mensch“ immer der Maschine überlegen zu sein. Der Roman bzw. diese Handlungsebene endet wie der letzte Band mit dem Auftauchen von Fragmentraumern, die vielleicht anders als erwartet sein könnten. Die Befreiung wirkt zu einfach und das sich der potentielle Atlan auf die natürlich unter zeitlichem Druck stehende Suche nach seinem Zellaktivator machen muss, ist leider ein weiteres Klischees der alten Serie, das aber positiv gesprochen bislang rudimentär mangels Geräten eingesetzt worden ist.

Zurück aber zu den Charakteren, die pragmatisch, aber wenig lebendig wie Schachfiguren auf einem zu klein geratenen Exposespielfeld eher chaotisch hin und her geschoben werden. Die anderen Charaktere können dieses auf die aus der alten Serie bekannten Hauptfiguren bezogene Persönlichkeitsvakuum nicht ausgleichen und langsam ist es ermüdend, auf der zweiten Handlungsebene ausschließlich dem leider inzwischen degenerierten Westentaschen Indiana Jones Leyden inklusiv Katze sowie Team zu folgen. 

Zumindest behauptet Eric Leyden an Bord des Mehandorschiffs frech, er wäre wahres Leben. Zur Überraschung aller wollen die Roboter das Überprüfen.  Rüdiger Schäfer geht zumindest auf den Prüfungsverlauf mit einem Ring um den Finger ein. Die Überraschung ist groß, als sie wirklich zum wahren Leben ernannt werden.   Danach beginnt aber Rüdiger Schäfer zu schwimmen. Es gibt keine Definition von wahres Leben, auch keine Kriterien. Immerhin schreibt der Autor über eine Roboterzivilisation, die anscheinend sich auf eine Art unbestimmtes „Gefühl“ verlässt. Hinzu kommt, das diese Erkenntnis auch ein wenig der Historie widerspricht, die der Autor im gleichen Roman selbst entwickelt hat. Wer das Verhalten der beiden Matriachinnen an Bord von Leydens Schiff verfolgt, kann gar nicht verstehen, dass sich die Posbis überhaupt mit dieser Thematik lange beschäftigen.  Viel mehr bleibt das unbestimmte Gefühl, als habe sich Rüdiger Schäfer in die Ecke geschrieben und versucht ambivalent, aber leider nicht elegant irgendwie dieser Situation zu entkommen. Da sich auch die Posbis anstecken lassen, kommt Leyden zumindest ein positiver Gedanke. Aber zusammenfassend ist die Leyden Handlungsebene weiterhin ein Schwachpunkt der Serie, da sie inhaltlich den Plot nicht voranbringt und vor allem die Handlungen inzwischen absurd erscheinen.   

Ein weiterer Füllroman dieses Minizyklus, der leider negativ die Faszination der Posbis entschleiert und vor allem den zugrundeliegenden Handlungsbogen beginnend mit der naiv beschriebenen Flucht gleich zu Beginn an keiner Stelle wirklich positiv voranträgt.

 

 

Pabel Verlag, Taschenheft 160 Seiten

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