Perry Rhodan Neo 118"Roboter-Revolte"

Kai Hirdt

Kai Hirdts “Roboter- Revolte” führt im achten von insgesamt zehn Teilen des “Die Posbis” Zyklus vor allem den Handlungsstrang um Eric Leyden weiter. Die Figur wird nicht unbedingt sympathischer und angesichts des begrenzten Umfangs des Zyklus wirkt die Fokussierung auf diese sich seit einiger Zeit dahin schleppende Handlung eher plottechnisch hinderlich. Innerhalb einer sehr stark begrenzten Frist soll Eric Leyden zumindest aus menschlicher Sicht Konstruktionsfehler bei den Posbis beheben. Innerhalb kurzer Zeit kann er durch die Untersuchung der beiden Posbisprobanden und den logischen Ausschluss anderer Varianten den den Impulswandler als defektes Bauteil isolieren. Der Fehler tritt bei beiden Posbis auf und könnte demnach eine Art systematisches Problem sein.

Er verbindet zusätzlich das lebende Plasma mit der Positronik. Gleichzeitig kann er das Problem nicht nur benennen, sondern auch ein Ersatzteil entwickeln. Im Gegenzug für diese "Rettung" der Posbis Spezis soll die Vernichtungsandrohung zurück gezogen werden. Kai Hirdt bemüht sich, diese Situation ausführlich zu beschreiben und die verschiedenen technischen Details zu erläutern. Aber wie einige andere Szenen im Rahmen von Perry Rhodan „Neo“ ist das ganze Konzept fragwürdig. Die Terraner tauchen auf der Szene als relative Neulinge auf und können gleich eine Lösung präsentieren. Mehr und mehr wird Eric Leyden zu einem Posbi Spezialisten. Ein Teil seines Teams entwickelt vorsichtshalber im Falle seines eher unwahrscheinlichen Scheiterns einen Plan bei, bei dem die Submatriarchin aufgrund der Bedrohung ihrer Sippe und dem Wissen, dass ihr Überleben von einem Menschen abhängen soll, eine wichtige Rolle spielt. Der Leser kann nachvollziehen, dass diese potentielle „Rettung“ durch die fehlerhaften Menschen für die Posbis schwierig zu verstehen ist, aber auf der anderen Seite wirkt es auch unglaubwürdig, dass die intellektuell überlegenen Posbis nicht viel schneller eine Lösung inklusiv der entsprechenden Materialen hervorzaubern können. Der ganze Handlungsbogen wirkt sehr stark unabhängig von den detaillierten überzeugenden Beschreibungen inhaltlich sehr bemüht.

Die Ablenkungsmanöver mit der fingierten Meuterei und dem Angriff mit sechs unbemannten Korvetten wirken genauso konstruiert als aus sich heraus entwickelt. Zumindest werden zwei Variationen einstudiert, was angesichts der Kürze der Zeit und der im Grunde begrenzten Zugriffsmöglichkeiten erstaunlich ist. Parallel findet dann eine echte Meuterei an Bord statt. Kai Hirdt schindet einige Seiten, das Problem wird erstaunlich pragmatisch gelöst und die „Reparatur“ an den Posbis kann weitergehen.

Auf den letzten Seiten überstürzen sich die Ereignisse und Kai Hirdt bietet zu viele „Deus Ex Machina“ Auflösungen für die noch aufgeworfenen Probleme an. Zumindest hat der Autor zusammen mit der Exposeredaktion den Mut, diese überstürzenden Handlungen inklusiv der entsprechenden Reparaturen nicht in einem gänzlichen Triumph enden zu lassen.  Ein weiteres Problem ist, dass auf der einen Seite wie angesprochen in die Tiefe der „Posbi“ Histroie zurück gegriffen wird, auf der anderen Seite diese zu menschlich agieren. Es ist nicht das erste Mal, dass diese fehlende Balance im Rahmen der „Neo“ Romane zu beobachten ist.  

 Auf der zweiten Handlungsebene kehrt Perry Rhodans Zeitreisetruppe wieder in die Gegenwart zurück. Die geplante und leider wenig überzeugend beschriebene Zeitreise inklusiv der entsprechend zur Verfügung gestellten Materialien wird kurzfristig aufgearbeitet. Der Urposbi ist ja immer noch an Bord der CREST mit der Weltuntergangsbombe in Richtung Sol System unterwegs. Dank der Mutanten gelingt es schließlich, den plasmatechnisch sehr aufmerksamen wachenden Urposbi gegen alle Wahrscheinlichkeiten effektiv und kurzzeitig auszuschalten.

Am Ende des Romans wird die CREST mit ihrer bislang abwartenden, zögerlichen Haltung aber noch in einem entscheidenden, in Hinblick auf den finalen Countdown wichtigen Punkt aktiv. Die Operationen der Mutanten sind zumindest leidlich spannend beschrieben worden. Allerdings sind die Fähigkeiten der Mutanten insbesondere in Hinblick auf ihre Möglichkeiten zu allmächtig, zu effektiv, als das der ganze Handlungsbogen befriedigen kann.

 Emotionen werden durch eine beginnende Liebesgeschichte in die Handlung eingeführt. Umgeben ist der Rest der Perry Rhodan Handlungsebene wieder durch ein passives Transportieren der Helden an einen entsprechend wichtigen Ort. Rüdiger Schäfer, Michael Buchholz und Kai Hirdt versuchen ohne Frage im Vergleich zu der in dieser Hinsicht sehr offenen Geschichte der Posbis den Plasmawesen mehr als einen Hintergrund zu geben. Immer wieder werden einzelne Punkte angesprochen und hinterfragt. Der Zusammenhang mit den Liduuri und der Idee, das die Menschen Nachkommen dieser Wesen sein könnten, wird ausführlich erläutert und diskutiert. Wie auf der Leyden Handlungsebene sind die Autoren aber eher unwillig, abschließende Antworten zu geben. Das Ende dieses Spannungsbogen ist wieder eine Einschleusungsaktion. Zu viele Zufälle stehen den relevanten Hintergrundinformationen gegenüber, so dass auf der Perry Rhodan Ebene so gut wie gar keine Spannung aufgebaut werden kann.

 Über den ganzen Roman betrachtet geht Kai Hirdt hinsichtlich der Zeichnung der Figuren ambivalent vor. Noch immer haben viele Autoren der "Neo" Serie Probleme mit Perry Rhodan. Mal zu weich und eher zu passiv beschrieben, dann zu schroff und herrisch. Vor allem fehlt dieser Figur das Charismas, das Besondere. Natürlich hat Scheer in einer auch politisch gänzlich anderen Ära geschrieben, aber im positiven Sinne er hat Leitfiguren  r zusammen mit dem humanistischeren Walter Ernsting exzellent entwickelt. Kai Hirdt lässt nicht nur Perry Rhodan auftreten, sondern auch Atlan. Zuständig für das zweite Ablenkungsmanöver und auf der zweiten eher verhaltenen emotionalen Ebene angehimmelt scheint sich der Arkonide mehr für das Brecheisen zu interessieren und in der Schublade Raumschlachten/ Action angesiedelt zu sein. Damit werden wichtige, in einem sehr langen seine Vergangenheit beleuchtenden Roman entwickelte Aspekte seiner Persönlichkeit wieder zur Seite geschoben. Nur die jungen Mutanten teilweise nicht ausreichend auf die Einsätze vorbereitet oder physisch labil ragen auf der Personenseite aus dem Buch heraus und stellen hinsichtlich der Mischung aus Persönlichkeit/ Handlungen den Leser eher zufrieden.

 Frustrierend kommt hinzu, dass die im Grunde sinnfreie Reise in die Vergangenheit einen zu weiten Schatten wirft, aus dem sich Kai Hirdt nicht nachhaltig befreien kann. Über allem schwebt ja ein Plot, der dank der Weltuntergangswaffe eher wie ein James Bond Klischee daherkommt und grundsätzlich wenig originell erscheint. Alleine die Vernichtung des Solsystems durch ein erfolgreiches, aber irgendwie seltsam sich bis zur Positionierung der Gegner dahin ziehendes Manöver der Posbis könnte diesen Plotarm noch retten. Aber so mutig, das bestehende Universum durcheinander wirbelndes Ereignis ist nicht unbedingt zu erwarten.

 Einzelne Szenen sind solide erzählt, aber als Ganzes funktioniert „Roboter-Revolte“ unabhängig von dem knalligen Titel eher wie eine Mischung aus qualitativ zu unterschiedlichen Versatzstücken, die keinen überzeugen Roman bilden.    

 

Pabel Verlag

Taschenheft 160 Seiten

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