Krieg der Welten Band 1

Krieg der Welten, Comic, Band 1, Titelbild
Dobbs / Vicente Cifuentes

Wie stark George Pals amerikanisierte Version von H.G. Wells „War of the Worlds“ die meisten Zuschauer beeinflusst hat und vielleicht auch noch immer manipuliert, zeigt die zweibändige Adaption des Science Fiction Klassikers durch Dobbs und seinen Zeichner Cifuentes. Es wäre ohne Frage sinnvoller gewesen, die beiden Alben in Form eines Splitter Doppelbandes zu publizieren. So endet die dunkle Geschichte vorerst in dem Moment, in dem der Protagonist erkennen muss, dass die Marsianer im Grunde nicht die Erde nur erobern wollen, sondern das Ziel die Auslöschung der Menschheit unter anderem durch Giftgas ist, das die dreibeinigen angreifenden Monster schließlich versprühen. Aus heutiger Sicht ein Rückgriff in das dunkle Zeitalter vor und während des Ersten Weltkriegs und einer Erinnerung, dass H.G. Wells mit seinem Stoff die Kriegsgreul sehr viel intensiver und schockierender im Vorwege beschrieben hat als es George Pal in seiner Adaption des Stoffes sich vorstellen konnte. Auch die zweite Adaption mit Tom Cruise in der Hauptrolle wirkt in dieser Hinsicht fast harmlos.

 Wie bei „Die Zeitmaschine“, aber sehr viel umfangreicher konzentriert sich Dobbs auf die wichtigsten Aspekte der literarischen Vorlage und erzählt sie in einem fast rasanten Tempo. Der Leser kennt ohne Frage schon den zugrunde liegenden Plot und freut sich eher, einzelne sehr direkte Bezüge herauszupicken.

 Zu den Höhepunkten gehört eine Traumsequenz, in welcher der Protagonist scheinbar dem ersten Angriff der Marsianer nach der Landung in Großbritannien zusammen mit seinem Freund und Mentor entkommen kann. In Wirklichkeit ist dieser Freund unabhängig von der weißen Farbe als Symbol des Friedenswillen in der ersten Welle eingeäschert worden. Ab diesem Moment befindet sich der Protagonist im Grunde kontinuierlich auf der Flucht. Er kann seine Frau zu Verwandten bringen, deren Ort wahrscheinlich nur wenige Tage länger vor den Marsianern geschützt ist. Er kehrt noch einmal in die Stadt zurück, um sein Hochzeitsfoto zu retten. Ab dieser Sekunde mit dem Angriff auf den eine Brücke überquerenden Zug; dem Pyrrhussieg der britischen Soldaten durch die Ausschaltung eines Dreibeins; die Hinrichtung der Flüchtlinge – der Protagonist entkommt nur, weil er sich mit einer Kanonenkugel als Gewicht tief unter der Wasseroberfläche aufhält- und schließlich dem angesprochenen Giftgasangriff befindet er sich kontinuierlich wie fast alle Menschen auf der Flucht.

 Was ketzerisch erscheint die Tatsache, dass dieser friedfertige, aber gehetzte Mensch seine erste brutale Tat an einem Priester begeht, der die Marsianer als Boten Gottes ansieht, um die Sünden der Menschen zu reinigen.

 Von einem hohen Tempo gekennzeichnet lebt die Geschichte weniger von der stringenten Handlung als den wunderschönen Zeichnungen Vincente Cifuentes und der ausdrucksstarken Farbgebung Mateo Vattanis. Insbesondere Vattani greift immer wieder auf durchgehend realistische Farben zurück, vor denen sich die brutalen feurigen Angriffe der Marsianer abspielen. Im Gegensatz zu „Die Zeitmaschine“, in welcher das viktorianische England ein wenig zu detailliert verliebt im Vergleich zur ambivalenten Zukunft abgebildet worden ist, sind die Kontraste zwischen den stimmungsvollen sehr genauen Zeichnungen und den absichtlich eckig, kantig und modern wirkenden marsianischen Kampfmaschinen nicht so ausgeprägt. Vielleicht ist es Zufall, aber manchmal fühlt sich der Leser vor allem beim Anblick der ersten in der Erde steckenden noch glühenden Rakete vom Mars eher an die Pulpgeschichten der dreißiger Jahre erinnert denn an eine moderne Adaption eines wirklich klassischen Stoffes.

 Aber das Team arbeitet hervorragend und selbst Kenner der Vorlage schnell einfangend diese dunkle, am Ende nihilistische erste Hälfte von H.G. Wells Roman überzeugend heraus und fügt dem Stoff teilweise mit nur wenigen Bildern und markanten Gesichtern sympathische, dreidimensionale Figuren hinzu, deren Schicksal den Leser rührt. Das ist die größte Stärke dieser vielleicht bislang besten, aber nicht einzigen Comicadaption des berühmten Invasion Romans H.G. Wells, wobei sehr viel Wert auf eine enge Anbindung an dessen Roman gelegt wird, während viele in der Phantasie der Leser schwirrende Freiheiten sowohl von George Pal als auch natürlich Orson Welles stammen.

ISBN:
978-3-95839-503-9
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Erschienen am:
20.07.2017
Autor
Dobbs
Zeichner
Vicente Cifuentes
Übersetzer
Tanja Krämling
Einband
Hardcover
Seitenzahl
56
Band
2 von 6
Kategorie: