Andromeda - Conundrum

Michael Pfrommer & Kurt Kobler

"Andromeda Conundrum" ist der vierte Band der "Meister der Insel" Extended Fan Serie. Schon am Ende von "Andromeda- Dungeon" haben die beiden Autoren Michael Pfrommer und Kurt Kobler die Weichen für eine Loslösung von der Altserie allerdings vor dem bekannten Hintergrund gestellt. Die DUPLEX ist in ein Paralleluniversum eingetaucht, nachdem der Masterplan mit dem Erwecken der dreizehn "Meister der Insel" gescheitert ist.

Am Ende des Buches zeigen die Autoren mit einem wahren Geniestreich, dass die "Meister der Insel" trotz ihrer Schreckensherrschaft und Tyrannei auf eine perverse Art und Weise auch ein Segen für die Andromeda Galaxis sein könnten. Es ist allerdings ein politisch fragwürdiger Weg, den die Autoren beschreiten wollen. Im Umkehrschluss rechtfertigen sie harte Hände, die für Ordnung sorgen. Das ist ein Weg, den selbst K.H. Scheer mit seinen streithaften Demokraten niemals gegangen ist. Auch wenn der Exposeautor der ersten Phase immer als erzkonservativ bis militärtechnisch Affin verschriene worden ist, legte er Wert darauf, die guten als streitbare Demokraten darzustellen und generell Diktatoren sowie Unterdrücker zu geißeln. Es bleibt abzuwarten, in welche Richtung sich die Serie noch entwickelt, aber unabhängig vom überraschenden Ende sogar unter Einbeziehung einer weiteren sehr bekannten extrovertierten multiplen Persönlichkeit der Hauptserie provozieren die beiden Autoren mit dieser Facette. Dabei sollte nicht in Vergessenheit geraten, dass zum Beispiel die Paddler in den „Meister der Inseln“ das Böse an sich gesehen haben.

Noch eine andere Frage wird aufgeworfen. Traut sich der Stellvertreter Perry Rhodans es sich nicht zu, in dieser Galaxis Frieden zu schaffen. Immerhin hat er Atlan an seiner Seite, der genau diesen Kampf gegen die „Meister der Insel“ in seinem Universum ja schon hinter sich hatte. Es bleibt abzuwarten, ob die Autoren wirklich den Plot in diese Richtung weiter vorantreiben wollen und zumindest im Paralleluniversum durch eine Art doppelte Hintertür der ultimative Plan von Faktor XIV gegen alle Wahrscheinlichkeiten und mit Unterstützung der Feinde in Erfüllung gehen kann. 

Bis dahin ist "Andromeda Conudrum" - Conudrum bedeutet Rätsel - ist stringenter Roman mit einigen sehr guten Exkursen und guten Nebenideen, aber auch einer Rerihe von Längen.

Wie in den letzten Bänden spielt das Thema Doppelungen eine wichtige Rolle. So wird ein weiterer Duplo im Paralleluniversum hinzugefügt: Perry Rhodan. Gleich zu Beginn rettet ihn sein langjähriger Freund Atlan, obwohl sowohl der Extrasinn als er wissen müssten, das vor ihnen nicht der echte Perry Rhodan sein kann. Grundsätzlich ist die Idee, den Duplos der bekannten Persönlichkeiten mehr eigenständige Aktionen zu geben und sie quasi dadurch an die Originale heranzuführen keine schlechte Idee. Aber zusammen mit den wechselnden Persönlichkeiten nimmt diese Variation über Hand. Neben dem Duplo als neuer Atlan Begleiter verfolgt der Leser weiter das Schicksal des Archäologen Fox, der als Schale für den geheimnisvollen weiteren "Meister der Insel", Faktor XIV diente. Im vorliegenden Roman ist Fox nicht mehr unter dem direkten Einfluss des MDIs und verliert prompt an Persönlichkeit.

Am Ende von "Andromeda Dungeon" gab es eine erotisch lange, aber nicht unbedingt prickelnde, sehr künstlich erscheinende Liebesszene zwischen Atlan und einer weiteren neuen Figur, in der sich eine alte Liebschaft von Atlan versteckt hat. Die Bezüge zur alten Serie sind interessant gestaltet, aber in einer Welt voller Doppelungen schießen die Autoren über das Ziel hinaus. Vor allem weil im Vergleich zur Originalserie dieser neuen Inkarnation die gefährliche Schärfe fehlt. Sie mühen sich, eine dreidimensionale Frau zu skizzieren, aber es geht hier in diesem Augenblick um viel viel mehr.

Auch wenn die beiden Autoren immer wieder betonen lassen, dass in diesem Paralleluniversen sehr viel gleich dem Ausgangsuniversum der Serie verlaufen ist, könnte diese Aussage doppeldeutig verstanden werden. In Bezug auf das Serienuniversum gehen sie mit dem fiktiven Jahr 1975 weit zurück. Viele der wichtigen Entwicklungen haben neben der Gründung der Dritten Macht und vorher dem Fund des Arkonidenraumers auf dem Mond in dieser Ära erst ihren Ausgang genommen, so dass noch nicht erkannt werden kann, ob auf intergalaktischer Ebene wirklich so viel parallel gelaufen ist. Wie schnell Entwicklungen andere Bahne durch den Flügelschlag eines Schmetterlings nehmen können, zeigen Michael Pfrommer und Kurt Kobler ja selbst über die ganze inhaltliche Bandbreite des Romans.

1975 ist ja das Jahr, in dem Perry Rhodan einer rätselhaften Spur weniger durch die Zeit, vor allem durch den Raum zu einem legendären Planeten. Am Ende sollte mit der Zelldusche die Basis für die Jahrtausende umfassende Entwicklung der Serie gelegt werden. Kurt Kobler und Michael Pfrommer greifen den Punkt aus der Perspektive der Akonen auf, die auf der Suche nach dem legendären System auf dem entsprechenden Planeten mit den bekannten Mausbibern landen. Die Leser sind wissenstechnisch den Akonen deutlich voraus. Dadurch ist das Lesevergnügen deutlich höher, wobei die Autoren sehr gesittet, fast zu distanziert mit den Prämissen umgehen. Ein wenig mehr Skurrilität hätte dem Auftakt nicht geschadet.

Bei den Charakteren entwickeln die Autoren vor allem Atlan zu wenig weiter. Angesichts seiner extrem langen Lebenserfahrung wirkt der Arkonide emotional gefangen und bewegt sich auch nur in einem sehr kleinen Rahmen vorwärts bzw. rückwärts. Interessant ist, dass die Trauerarbeit um seine verflossene Liebe Mirona Thetin einen derartig weiten Raum einnimmt, dass ihre Taten in Vergessenheit geraten. Subjektivität ist vielleicht die eine Seite, aber der Atlan der Erstauflage konnte schon zwischen Notwendigkeiten und eigenen Wünschen/ Vorstellungen besser unterscheiden.  

Der „neue“ Perry Rhodan ist anfänglich formbar, auch wenn er aus einem anderen Universum stammt. Gegen Ende scheint er mehr von seinem Vorbild instinktiv zu übernehmen und leitet die Superintelligenz ES provokativ, aber auch stimmig. Ob diese charakterliche Entwicklung in so kurzer Zeit wirklich vonstatten gehen kann, steht auf einem anderen Blatt, so dass manchmal plottechnische Notwendigkeiten eher dominieren als das sich die Handlung aus sich selbst heraus logisch entwickelt.

Auch beim vierten Teil der „Andromeda“ Serie stehen sich Inhalt und Stil manchmal konträr gegenüber. Von den Ideen her ist es weiterhin ein ausgesprochen ambitioniertes, im Paralleluniversum auch von den Fesseln der Originalserie positiv losgelöstes Projekt. Mehr und mehr lösen sich die Autoren von der ursprünglichen Idee des letzten Masterplans und öffnen während der Plotverläufe immer wieder neue für den Leser auch nicht vorhersehbare Türen.

Auf der anderen Seite wirkt der Roman stellenweise auch wieder stilistisch ein wenig steif und distanziert. Der Funke will nicht immer wirklich überspringen und anstatt an einigen Stellen das Tempo anzuziehen, stilistisch Druck zu machen, verschleppen sie plötzlich und fügen weitergehende Erklärungen hinzu, die an dieser Stelle nicht unbedingt angebracht gewesen sind.

„Andromeda Conundrum“  ist eine solide Fortsetzung dieser mit viel Herzblut geschriebenen Fanserie. Ein Neuanstieg ist unabhängig von den immer wieder überzeugenden Zusammenfassungen in den ersten Kapiteln nicht unbedingt zu empfehlen. Die „MDI Extended“ müssen schon von Beginn an gelesen werden, damit sich das volle Panorama der Miniserie entfalten kann.   

 

 

 

 

Titelbild Andromeda-Conundrum - (c) Roland Wolf

198 Seiten
Din A5 Softcover 

Titelbild: Roland Wolf, Raimund Peter, Michael Pfrommer
TERRANISCHER CLUB EDEN - September 2015

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