Mit „Delta Omicron“ beginnt der APEX Verlag eine Reihe mit Nachdrucken von Karl- Ulrich Burgdorfs vor allem in den siebziger Jahren publizierten Romanen. Der Autor hat diese sorgfältig überarbeitet, teilweise sogar erweiternd umgeschrieben. „Delta Omicron“ ist zwar 1981 in einer von Wolfgang Jeschke zusammengestellten Anthologie des Heyne Verlages das erste Mal publiziert worden, der Roman trägt aber nicht negativ gemeint alle markanten Merkmale eines Heftromans, der in dieser Form vor allem vom „Zauberkreis“ Verlag als Hort vieler sich entwickelnder deutscher Science Fiction regelmäßig publiziert worden ist. Vielleicht hat der in Münster lebende Autor das Manuskript auch ursprünglich für diese Reihe geschrieben.
Rainer Schorm hat ein etwas zu euphorisches Vorwort geschrieben. Der Plot ist ohne Frage stringent und spannend, wobei Karl- Ulrich Burgdorf nach dem dynamischen Auftaktkapitel fast die Hälfte der ersten Romanhälfte benötigt, um seinen Protagonisten Michael Mannighouse an Bord des Raumschiffs CEYLON zu bringen und dann inklusiv einer entsprechend spezialisierten Crew auf den Weg schickt. Zu diesem Zeitpunkt liegen die Ursache des Unglücks an Bord des Forschungsasteroiden TEST 31 und die möglichen Hintermänner offen auf dem Tisch. Es geht nur um eine Art Beweissicherung, denn für mehr könnte diese gut ausgerüstete, allerdings angesichts des Potentials der Feinde hilflos überforderte Crew nicht geeignet sein.
Das Finale wirkt ausgesprochen hektisch, ein wenig zu stark konstruiert und die einzelnen Versatzstücke fallen in Gentlemenart zu schnell zusammen. Angesichts der ganzen Brisanz wundert es einen, das die Anlage nicht noch stärker gesichert und vor allem auch der Anflug in das zwar aus den Akten getilgte, aber trotzdem leicht zu findende System nicht besser gesichert worden ist. Karl- Ulrich Burgdorf hat gegen Ende noch ein zynisches As im Ärmel, das angesichts der selbst in den siebziger und achtziger Jahren nicht originellen Endes den Leser zufriedenstellt. Selbst Hollywood hat diesen Ansatz auf einer etwas intimeren, aber auch näher an der Gegenwart spielenden Ebene mit nur kleinen Nuancen in einer der unterschätzten Fortsetzungen der siebziger Jahre cineastisch schon durchgespielt.
Auch wenn die zweite Hälfte des Romans handlungstechnisch deutlich stringenter und dadurch auch überzeugender ist, wirken die ersten Seiten viel länger nach. Unabhängig vom klassischen Schockmoment zum Auftakt, dessen mannigfaltige Bedeutung der Leser erst in der Mitte des Romans erkennen wird, zeichnet Karl- Ulrich Burgdorf eine interessante Zukunftswelt, die sich nicht nur auf die technischen Entwicklungen, sondern teilweise auch auf das Zwischenmenschliche konzentriert. Unwillkürlich wird der Leser auch ein wenig an die markanten exotischen Szenen in „Raumpatrouille Orion“ positiv erinnert, wenn die Crew um Allister McLane einmal nicht die Menschheit retten muss.
Michael Manninghouse ist ein zugänglicher Protagonist, der einen besonderen Job macht. Die Mission entfernt ihn mehr von seiner sehr lebenslustigen Freundin, treibt ihn in die Machtzentrale der Erde auf Malta und schließlich in das System DELTA OMICORN. Karl- Ulrich Burgdorf gibt sich Mühe, die Figur dreidimensional zu zeichnen, wobei sein Held was wider Willen manchmal ein wenig zu schablonenhaft, zu wenig nachhaltig überrascht agiert. Der Hintergrund ist solide entwickelt, aber irgendwo fehlt dem Charakter auch ein wenig entweder die heroische Schärfe oder die passive Bestürzung angesichts der Situation, mit welcher Karl Ulrich Burgdorf ihn stellvertretend für den Leser durch die Präsidentin konfrontiert.
Um Manninghouse herum hat der Autor eine Reihe von eher pragmatisch agierenden Figuren platziert, bei denen sich der Leser manchmal wünscht, dass sie mehr aus sich herausgehen. So bleibt zum Beispiel der arme William Maurer an Bord der TEST 31 dem Leser länger im Gedächtnis als die „bösen“ Schurken oder gar die ambivalente Präsidentin.
„Delta Omicorn“ liest sich nicht schlecht. Es ist eine flotte Unterhaltung mit einigen guten Ideen, wobei der Plot insbesondere im direkten Vergleich zu einigen anderen Heftromanen dieser Ära doch mehr von der Zeit eingeholt worden ist und gegen komplexere Paranoiathriller wie die ersten zwölf „Heliosphere 2265“ E Books angesichts der logischerweise auch mangelnden Komplexität ein wenig abfällt.
Apex Verlag
Sprache: Deutsch
ISBN: 9783746777085
Format: Taschenbuch
Seiten: 168