John McTiernan- der Rise and Fall of an Action Movie Icon

Larry Taylor

Larry Taylor betrachtet in seiner Studie „The ise and Fall of an Action Movie Icon“ die nicht unbedingt tragisch, aber konsequent zu nennende Karriere von John McTiernan, der in den späten achtziger und frühen neunziger Jahren mit drei aufeinanderfolgenden Kinohits „Predator“, „Die Hard“ und schließlich „The Hunt for Red October“ zu einem der gefragtesten Filmemacher Hollywoods geworden ist.  Sein Absturz bis schließlich ins Gefängnis wegen einer Falschaussage gegenüber einem CIA Agenten dokumentiert aber auch ein anscheinend seit vielen Jahren innewohnendes Misstrauen bis zur Paranoia gegenüber seiner zumindest beruflichen  Umwelt, aber auch eine unkritische Realitätsferne dem eigenen Schaffen gegenüber.

Die Studie ist ohne Frage kurzweilig geschrieben, aber Larry Taylor macht die ganze Arbeit betrachtend zwei grundsätzliche Fehler. Zum einen hat John McTiernan dem Autoren folgend nur zwei reine Actionfilme inszeniert, während „The Hunt for Red October“ vor allem ein intelligenter Technologiethriller ohne Action, aber einem sehr packenden psychologischen Duell gewesen ist. „The Last Action Hero“ kann ebenfalls nicht in diese Kategorie fallen, da es sich ja in der ursprünglichen Fassung um eine Parodie des Testosteron Genres der achtziger Jahre mit Stallone, Schwarzenegger, van Damme oder Cuck Norris handelt.  Die zweite Schwäche ist eklatanter und nimmt einigen der interessanten Filmbetrachtungen einen Teil ihres Wert.  Larry Taylor ist parteiisch.  Wenn Filme positiv für die drei Meilensteine in seiner Karriere oder das Remake „The Thomas Crown Affair“  zumindest interessant und modern erscheint, dann handelt es sich ausschließlich um John McTiernans Stärken. Wenn Filme floppen wie „The Last Action Hero“, dann sind an dem Debakel vor allem die Studios mit ihren unzähligen Drehbuchautoren und  unhaltbaren Prämiere Terminen schuld oder die Testvorführungen, die aus einem brutalen, aber effektiven und stimmungsvollen historischen „Gruselstreifen“  wie „The 13th Warrior“  einen Torso machen. 

Zu selten sucht der Autor auch die Schuld bei dem Objekt seiner Begierde, wobei er dessen anscheinend auch charakterliche Schwächen mehr und mehr aufgreift.  Als McTiernans Fall aus dem Pantheon der Hollywoodregisseure auch nicht mehr von einem treuen Chronisten angezweifelt werden kann und mit einigen kleineren kritischen Kommentaren begleitet wird, sucht er meistens die Stärken in den schwächeren Filmen aus und bleibt hinsichtlich der Kritik nicht selten oberflächlich bis  absichtlich ungenau. Warum man einen Sportkampffilm wie „Rollerball“ vor allem in den wichtigen spieltechnischen Passagen nicht richtig inszeniert, bleibt unausgesprochen. Da wird lieber die mutige Wahl der Hauptdarstellerin mit  der breiten Masse kritisiert.

Zurück zur Ausgangslage des Buches. Larry Taylor geht in einer Art Doppelphalanx argumentativ vor.  Zum einen beleuchtet er McTiernans europäisch geprägten Hintergrund, der anscheinend und nur selten bewiesen auch seine drei Actionfilme so einzigartig herausragend gemacht hat, zum anderen entwickelt er mit wenigen Worten über das sich nach den experimentellen siebziger Jahren wieder ändernde Hollywood zur ersten Spielwiese des Regisseurs.  Ehemalige Sportler als neue Leinwandsuperstars vor allem in brutalen Actionfilmen haben begonnen,  die intellektuellen Filme der siebziger Jahre abzulösen. Gemeinsam mit den Wellen an phantastischen Filmen, welche die Wunderkinder Steven Spielberg und George Lucas inszenierten oder als Produzenten initiierten. 

In diesem Umfeld  konnte John McTiernan mit „Nomads“ seinen ersten Horrorfilm mit Pierce Brosnan in der Hauptrolle drehen.  Auch wenn der Film eher nur ein Geheimtipps auf  vor allem europäischen Festivals gewesen ist, erweckt er die Aufmerksamkeit unter anderem von Arnold Schwarzenegger, dem das Manuskript zweier junger Drehbuchdebütanten zugespielt worden ist.  Daraus entstand mit „Predator“ eine neue Art von Science Fiction Action Unterhaltung, wobei die Grundzüge nicht unbedingt im Dschungel spielend wie bei „Alien“ auf das Golden Age der Science Fiction zurückgreifen. 

Wie bei den meisten wichtigen Filmen McTiernans teilt Larry Taylor  die Betrachtung dieser Werke in drei Sektoren ein. Die Vorbereitung  des Films mit oder ohne Regisseur; die Dreharbeiten mit ihren Herausforderungen und schließlich die Resonanz sowohl an der Kinokasse, bei den Kritikern vor allem auch in Hinblick auf das Gesamtwerk des nach Larry Taylor Auteurs McTiernan. Vor  allem die Einblicke in die Dreharbeiten der sehr unterschiedlichen Produktionen geben nicht nur einen Einblick in McTiernans Arbeitsweise, sie sind kompakt und fokussiert. Alleine es bleibt wieder der unbestimmte Eindruck, als wenn McTiernan zwar in dieser Zeit seiner Karriere immer wieder die richtigen Männer und Frauen hinsichtlich der Zusammenarbeit gefunden hat, aber im Grunde selbst immer im Mittelpunkt des absoluten Geschehens stand.  An dieser Darstellung sollten aber Zweifel bestehen, denn sonst wären die späteren kleineren Produktionen mit einem dominanten John McTiernan nicht so furchtbar schief gelaufen. Hier scheint das Alphamännchen McTiernan plötzlich fast gerne die Verantwortung in fremde Hände gegeben zu haben. 

Warum nach diesen drei Filmen die Karriere des Filmemachers derartig aus dem Leim gegangen ist, kann Larry Taylor selbst nicht sagen.  Zwei mäßige Erfolge, basierend vor allem wie bei „Medicine Man“ auch auf durchschnittlichen Drehbüchern und schließlich die katastrophale Produktion von „The Last Action Hero“ .  Larry taylor vergleicht McTiernan immer wieder mit Michael Cimino, wobei dieser nach dem anfänglich kommerziellen Desaster von „Heaven´s Gate“ (  und nicht wie mehrfach geschrieben „Days of Heaven“,  der von Terrence Malick stammt) nach einer jahrelangen Abstinenz  nicht nur wieder aufgestanden ist, sondern  wenige aber sehr gute Filme drehen konnte. Weiterhin wird „Heaven´s Gate“ inzwischen als Meisterwerk angesehen und ist in die Criterion DVD Reihe aufgenommen worden.  Bei „The Last Action Hero“ stellt Larry Taylor den teilweise ungleichen bis widersprüchlichen Tonfall einzelner Filmteile gegenüber. Ohne Frage Schuld der Drehbuchautoren, aber ganz ehrlich, warum hat sich ein McTiernan auf dem Höhepunkt seiner Macht nicht entschlossener um das Drehbuch seines selbst ernannten Lieblingsprojektes gekümmert? Anscheinend handelt es sich um eine grundsätzliche Schwäche des Amerikaners. Visuell ohne Frage ein talentierter Regisseur scheint er sich bei den drei erfolgreichen Produktionen auf sehr gute Drehbücher verlassen zu haben, um seine Filme so zu inszenieren. Je schwächer die Scripts geworden sind, desto weniger hat er das Ruder herumreißen können.  Ohne Frage ist er an einigen der Misserfolge nicht unbedingt schuldig, aber ihm einen  generellen Freifahrtsschein auszustellen, ist auch nicht opportun. 

Da McTiernan sieben Jahre nach „Die Hard“ auch die zweite Fortsetzung inszeniert hat, nimmt dieses Thema einen breiten  Raum ein. Die Interpretation ist interessant, wobei Larry taylor die beiden McTiernan Filme als eine Art geschlossenen Kreislauf  ansieht, in den Renny Harlins erste Fortsetzung gerade noch reinpasst, während Teil IV und V die grundlegenden Stärken der Serie gänzlich zu Ungunsten sinnfreier Action ignorieren.  Dieser Abschnitt ist die stärkste Passage des Buches und manchmal wünscht sich der Leser, Larry Taylor hätte noch an einigen anderen Filmen seine  interpretatorischen Freiheiten besser spielen lassen.     

Mit der beruflichen Achterbahnfahrt kam es auch zu privaten Problemen.  Dabei geht Larry Taylor ebenso vor.  Eine dritte Ehefrau findet nicht statt,  plötzlich ist er zum vierten Mal verheiratet.  Dabei ist McTiernan nur zweimal verheiratet gewesen.  Immer wieder impliziert Larry Taylor, dass das Arbeiten mit den nur an Geld und Erfolg interessierten Produzenten McTiernan hat paranoid werden lassen. Er ignoriert die Grundidee, das dieses krankhafte Misstrauen vielleicht schon immer im Filmemacher geschlummert hat. Bevor er seinen Produzenten wegen möglicher Sabotage an der Produktion von „Rollerball“ hat abhören lassen, hat er immerhin ein ähnliches Manöver bei seiner ersten Frau während der Trennungsphase durchführen lassen.  McTiernan ist auch nicht wegen des Abhörens seines Produzenten verurteilt worden, sondern weil er einen CIA Agenten, einen Bundesbeamten angelogen hat. Da  hilft es auch nicht, diese Tatsache dann zu leugnen und wieder zuzugeben. Interessant ist, dass  Larry Taylor als Grundlage Tonbandaufzeichnungen anführt, auf denen McTiernan das Abhören beauftragt und vor allem bezahlt hat, um dann zu argumentieren, es gibt keine Beweise, dass dieses Abhören tatsächlich durch den Privatdetektiv stattgefunden hat. Alleine eine derartige Straftat in die Wege zu leiten  könnte für  eine Verurteilung ausreichend sein und dafür gibt es keine Entschuldigungen. 

Spätestens mit dem Antritt seiner Haftstrafe und einigen nicht unbedingt schmeichelhaften Interviews in Frankreich ist John McTiernan endgültig zu einer Persona Non Grata in Hollywood geworden. Da hilft auch nicht der Ausblick auf zwei kurze Trailer eines Videospieles, die der Regisseur  actiontechnisch überzeugend inszeniert hat.  Die Gründe für seinen Fall  liegen teilweise auch in seinem eigenen Werk und der Persönlichkeit des Regisseurs liegen.

Ohne Frage ist John McTiernan ein talentierter, vor allem visuell orientierter Filmemacher gewesen. Das geht aus dieser auch aufgrund seiner Kompaktheit sehr gut und kurzweilig zu lesenden Studie deutlich hervor. Larry Taylor bringt einzelne Aspekte auch ohne Frage auch einen manchmal zu unkritischen Punkt, aber zu den ganz  großen Filmemachern Hollywoods  scheint McTiernan eine wichtige Fähigkeit zu fehlen. Er kann keine Story entwickeln oder zumindest ein drehbuchtechnisches Fiasko mit einer unkonventionellen Inszenierung oder eigenen Ideen abwenden. Und diese  offensichtliche Schwäche oder der Verzicht auf einen kongenialen Drehbuchautoren, der kontinuierlich mit ihm arbeiten sollte, trägt neben der schwierigen Persönlichkeit dazu bei, dass John McTiernans Fall  von Hollywoods Regisseur Spitze nicht unbedingt exemplarisch, aber Warnung genug ist,  niemals in seinem Streben nachzulassen und nichts als wirklich gegeben hinzunehmen.

Das Buch ist solide bebildert, wobei Larry Taylor  vor allem positiv Hintergrundaufnahmen von den Dreharbeiten ausgesucht hat.     

  • Paperback: 222 pages
  • Publisher: McFarland (June 19, 2018)
  • Language: English
  • ISBN-10: 1476673160
  • ISBN-13: 978-1476673165
Kategorie: