Heliosphere 2264- Band 49 "Kampf um Terra"

Andreas Suchanek

In seinem leider sehr wenig aussagekräftigen Nachwort geht Andreas Suchanek auf die neuen Projekte außerhalb der „Green Light Press“ ein, die ihn dazu bewogen haben, sowohl „Heliosphere 2265“ auf eine längere Zeit als auch seine Krimiserie nach der zweiten Staffel pausieren zu lassen.  Wenigstens ist der sympathische Autor ehrlich und schließt seine Serien zwischenzeitlich ab. Sascha Vennemann hat sein „Kind“ nach nur wenigen Heften sang- und klanglos sterben lassen, um wieder regelmäßig für wahrscheinlich besser bezahlende Serien wie „Maddrax“ schreiben zu lassen.

Zwischen dem ersten Band der abschließenden Trilogie und diesem nur vordergründigen Doppelband und Mittelteil liegen fast sechs Monate des Erscheinens. Lange Zeit ist Pünktlichkeit eines der Markenzeichen der Serie gewesen. Andreas Suchanek ist zwischenzeitlich erkrankt gewesen, was einige Verzögerungen ohne Frage entschuldigt.

Aber nach seiner „Rückkehr“ hat der Stammleser das unbestimmte Gefühl, als wolle der Karlsruher Autor die Serie nur zu einem Ende bringen. Er wirkt leider ausgeschrieben. Dabei ist der Szenario, der ganze Kosmos ohne Frage ausbaufähig und Andreas Suchanek hat sich bei seinen vor allem in den ersten Miniserien umfangreichen und verschachtelten Plots als ein Autor erwiesen, der planen kann. Es wäre sinnvoll gewesen, dieser Serie Co- Autoren hinzuzufügen, die als Teamplayer mit ein wenig mehr Flair, vielleicht auch Freude statt Arbeit am Schreiben und einige weiteren Ideen den Plot besser am Leben gehalten hätten.

Sinnvoll ist es, wie andere semiprofessionelle Serien – siehe „Rettungskreuzer Ikarus“ – das Format zu ändern, mit Miniserien über wenige Romane oder einem kompletten in sich abgeschlossenen Einzelabenteuer die Fackel hochzuhalten. Dazu unterschiedliche Autoren mit anderen Schwerpunkten. Andreas Suchanek kann und sollte immer wieder einen eigenen Zyklus basierend auf der Haupthandlung und wie die ersten Zwölfteiler in sich abgeschlossen einflechten, wenn er wieder Esprit und Kraft hat.

In der vorliegenden Form ist dieses furiose Finale mit der ominösen Warnung, dass es nicht DAS Ende ist und das vor allem im letzten Roman noch etwas kommt leider nur für die Stammleser noch von Interesse, die wie bei der „Perry Rhodan“ Serie auf der einen Seite das jeweilige Zyklusfinale ermüdet kaum noch erwarten können und von der Hoffnung getragen, das alles wenn nicht besser, zumindest anders wird weiterlesen.

Die Grundhandlung ist klar definiert, wird aber ambivalent erzählt. Die Allianz der Republik hat Sjöberg zurück ins Sonnensystem getrieben. Es fehlt der finale Angriff. Die superbösen, da außerirdischen Ash´Gul`Kon haben anscheinend die individuellen Rückschläge im Kampf um die Herrschaft im bekannten Universum eher genutzt, um die Menschen in Sicherheit zu wiegen und mittels eines weiteren, dieses Mal nicht zu konternden Geniestreichs endgültig die Vernichtung der Menschheit vorzubereiten. In dieser Hinsicht bietet „Kampf um Terra“ keine neuen Informationen und vor allem im Kern auch keinen wirklich neuen Handlungsstrang an. Aus dem Nichts heraus lässt Andreas Suchanek aber eine bekannte, längst verschollen gegoltene Figur wieder auftreten, wobei der Leser auch angesichts der ambivalenten Wechselfähigkeiten einiger Figuren nicht sicher sein kann, ob er es mit einem Original oder einer Kopie zutun hat.      

In diesem Schlachtengetümmel gehen die Protagonisten fast unter. Auch wenn der Leser mit den Stammbesatzungen vertraut ist und Andreas Suchanek eine Reihe von Nebenfiguren aufgebaut und wieder tödlich hat fallen lassen, bringt es nicht, von wirkliche4r Todesgefahr zu sprechen. Zu oft hat der Autor leider die Leser genarrt und zu selten sind relevante Figuren nachhaltig und endgültig gestorben. Das kann auf der einen Seite positiv sein. Niemand will einen wichtigen Protagonisten in einer fortlaufenden Serie sterben sehen. Aber wenn ich diese Gefahr immer wieder impliziere oder an einigen Stellen sogar expliziert andeute oder anspreche, dann muss ein Autor auch Vollzug melden und sie konsequent sterben lassen. Sonst wird er ungläubig.  Natürlich kann niemand eine tiefergehende Charakterisierung der Protagonisten während eines Finales erwarten, aber Andreas Suchanek geht angesichts der doch wieder alles ins Mark erschütternden Ereignisse so oberflächlich mit Protagonisten auf beiden Seiten um, dass es schade ist. Und wenn ein alter Bekannter von den Toten wie angesprochen wieder aufersteht, ist das angesichts der bisherigen achtundvierzig Abenteuer leider keine nachhaltige Überraschung, sondern eine Wiederholung.  Vor allem, weil Andreas Suchanek quasi beiden Seiten ihren Wiedergänger schenkt und damit das leider ermüdende Konzept der Doppelung auf eine frustrierende, aber nicht überraschende Spitze treibt.  

Ein weiteres Manko ist der Plotverlauf dieses Doppelbandes. Das Druckbild der zweiten Bandhälfte ist dabei bei unveränderter Einstellung so groß und die Abstände zwischen den Zeilen merklich breiter, als wenn Andreas Suchanek den zweiten Teil eher großflächig als inhaltlich großzügig geplant hätte.

Die Allianz kämpft sich weiter in Richtung Sonnensystem. Dabei werden einzelne Basen angegriffen. Sjöberg hat sich zurückgezogen, will die bevorstehende Niederlage nicht anerkennen. Die Allianz hat ja die technologisch aufgemotzte HYPERION, Sjöberg zieht aus seinem Koffer ein geheimes Superschlachtschiff, das auf den Raumbasen im Sonnensystem zusammengebaut und umgehend auch angesichts der Verluste perfekt bemannt in den Kampf schickt wird. Basierend auf einem raffinierten, nicht durchkreuzenden Plan, der quasi im Handlungsverlauf dem Leser auf Augenhöhe zur  Verfügung gestellt wird.

Während die Allianz immer wieder auch noch jedem Sieg gegen Sjöberg Truppen, die Ausschaltung der Nanokiller im greifbaren Rahmen oder der Aufgabe einiger Flottenteile betont, dass man vorsichtig sein muss, das Sjöberg immer noch gefährlich ist und das mit dem Kampf um Terra der schwierigste Teil der Mission noch bevorsteht, argumentiert sich Sjöberg dank dieser Wunderwaffen und seinem allen Menschen überlegenen Intellekt wieder in die „Endsieg“ und nicht mehr „Endkampf“ Stimmung. Leider wiederholen sich diese Handlungsfäden immer wieder. Nicht nur in diesem Roman, sondern in der ganzen Miniserie.

Auch wenn es hart klingt. Vielleicht hätte Andreas Suchanek das Paradebeispiel für einen derartigen Plot noch einmal lesen sollen. K.H. Scheer hat mit dem Kampf gegen die „MDI“ vor allem in der zweiten Zyklushälfte ein exzellentes Beispiel beschrieben, wie ein unterlegener Gegner mit natürlich Exposetechnischem Glück, aber auch Sturheit und vor allem Originalität einen überlegenen Gegner konsequent bekämpft.

Die Ash´Gul`Kon planen weiterhin. Die Fremden sind bislang eine große Enttäuschung. Andreas Suchanek muss hier einen Plan präsentieren, der diese lange abwartende philosophierende Haltung auch zufriedenstellend erläutert. Also muss im letzten Roman im Grunde noch etwas oder jemand aus dem Nichts auftauchen. Eine verborgene Geheimwaffe wäre genauso unglaubwürdig wie die Idee, das die Ash´Gul´Kon schauen wollte, wer aus dem Duell böses Imperium/ gute Allianz als Sieger hervorgeht, um die dann geschwächte Partei zu vernichten. Bei vielen anderen Antagonisten wäre das zwar ein bekannter, aber nicht einmal schlechter Plan. Doch wenn ich einen derartigen Übergegner vor allem auch ein wenig an Lovecrafts geheimnisvolle Alte in einer Art Zeitgefängnis seit Äonen gefangen entwickele, dann sollte ein Autor sie auch aktiver in die Handlung einbauen.

Bei beiden Handlungsebenen bleibt natürlich das Finale abzuwarten. Es handelt sich um eine Augenblicksbetrachtung. Zufriedenstellend wäre aber nur eine Möglichkeit. Sjöberg besiegt die Allianz, ruft sich wieder zum Herrscher über die bekannte Galaxis aus und wird dann von den Ash´Gul`Kon assimiliert, so dass es zu einem Sieg des Ultimativen Bösen kommt. Alles andere wäre im Grunde aufgrund des sich wie Kaugummi hinziehenden, sehr vorsichtig und ambivalent zwischen den solide geschriebenen Actionszenen entwickelten Zwischenplots eine Enttäuschung.   

Am Ende des Romans herrscht keine Vorfreude auf das Finale vor. Da helfen auch Andreas Suchaneks immer euphorische Hinweise auf den nächsten Band im Nachwort nicht viel. Auch diese Karte hat der sympathische Autor zu oft gespielt. Wahrscheinlich wünscht er sich genauso eine Pause wie der Leser. Schade angesichts des ambitionierten Starts. Aber vielleicht sollte Andreas Suchanek – so die Verkaufszahlen noch überzeugen – sein Kind unter wachsamen Augen in die Hände anderer Autoren geben, die in diesem vielfältigen und nur rudimentär entwickelten Universum andere originelle und mit der Haupthandlung nur bedingt in einem Zusammenhang stehende Abenteuer erzählen. Das könnte auch Andreas Suchanek einen positiven Schub geben.

„Kampf um Terra“ schließt sich den letzten Romanen an. Oberflächliche Spannung, vordergründig durch wechselnde Schauplätze ein hohes Tempo; inhaltlich mehr Andeutungen als wirkliche Fortschritte und am Ende die Hinweise auf das Staffel- vielleicht sogar Serienfinale, das angeblich alles auf den Kopf stellen soll.

Heere Ziele eines jungen Autoren, der vor allem in den ersten sechsunddreißig Romanen sein Können unter Beweis gestellt hat, aber momentan ein wenig Ruhe braucht.

  • Format: Kindle Edition
  • Dateigröße: 2048 KB
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe: 222 Seiten
  • Verlag: Greenlight Press; Auflage: 1 (15. Januar 2019)
  • Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.
  • Sprache: Deutsch
  • ASIN: B07MMMSJD5
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