Gespenster Krimi 8 "Fluch des Kalifen"

Frank de Lorca
Mit "Fluch des Kalifen" erscheint ein Gespenster- Krimi aus den siebziger Jahren in neuem Gewand. Ursprünglich als Gespenster Krimi 209 unter dem Verlagspseudonym Frank deLorca mit Gerhard Hundsdorfer als verantwortlichem Autoren publiziert handelt es sich um eine der ersten Arbeiten, in denen die kriminalistischen Elemente im typisch saloppen Ton der siebziger Jahre auf eine übernatürliche, aber abschließend entscheidende Gruselhandlung treffen.
 
Professor Morton Chesterton ist auf der Suche nach einem geheimnisvollen Schatz in einer legendären Totenstadt.  Die Geschichte hinter der Stadt und dem Schatz erzählt Frank deLorca erst im zweiten Teil der Handlung. Das Ausgangsszenario scheint auf den ersten Blick klassisch klischeehaft zu sein. Der Führer in diesen abgeschiedenen und herausfordernden Teil der Wüste Al Chabir scheint ein Geheimnis zu haben. Auffällig ist der Diamant an seinem Turban. Im Laufe des Plots stellt sich heraus, dass bislang bei den letzten vier Expeditionen Al Chabirs die Europäer verschwunden, wahrscheinlich ums Leben gekommen sind.
 
Frank deLorca beendet den stimmungsvollen Auftakt mit einer Art Cliffhanger. Ein Schnitt nach England, wo der reiche wie amüsierkräftige Neffe Harry zu einem Anwalt gerufen wird. Gleichzeitig arbeitet seine Freundin dort. Der Onkel hat eine Nachricht geschickt. Zweihunderttausend Pfund sollen mittels einer Bankanweisung in den Jemen transportiert werden. Anscheinend ist er entführt worden und das Geld soll ihn freipressen.
 
Harry übernimmt den Auftrag selbst und macht sich zusammen mit der ihn begleitenden Peggy auf den Weg. Im Jemen soll ihnen ausgerechnet der Führer helfen, an dessen Seite der Onkel verschwunden ist. Lange Zeit hat der Leser das Gefühl, als wenn die Suche nach dem Schatz und der mögliche, aber sehr ambivalent eingesetzte Fluch des vor Jahrhunderten vertriebenen und schließlich umgebrachten Kalifen nur eine Art Vorsatz für eine klassische Kriminalhandlung sind. Harry reagiert erstaunlich cool auf die einzelnen Herausforderungen. Während sein Onkel ja Erfahrungen in der Wüste gemacht hat und selbst diese Expedition seine Kräfte zu überschreiten droht, geht der junge selbstbewusste, fast arrogante Engländer mit dem plötzlichen Hang zu einer festen Bindung und nicht mehr nur One Night Stands mit allen Herausforderungen fast routiniert um.
 
Frank deLorca baut eine Reihe von Spannungsszenen in den Handlungsaufbau ein. Mit der Befreiung vom verschwundenen Professor unter Mithilfe Colonel Brooks, dem Anführer einer politisch nicht unbedingt korrekten Spezialeinheit der jeminitischen Streitkräfte, beginnt aber ein weiterer Handlungsbogen. Die Jagd nicht nur nach dem Schatz, sondern die Auseinandersetzung mit dem Titel gebenden Fluch des Kalifen in der geheimnisvollen und fast rudimentär beschriebenen legendären Stadt in der Wüste.
 
Der Autor zieht ab diesem Moment das Tempo deutlich an. Während die Hintergrundbeschreibungen anfänglich eher pragmatisch effektiv alleine immer nur einen singulären Handlungsteil mit "Leben" erfüllen sollte, wird ein deutlich breiterer historischer Bogem gespannt. 
 
Vor allem hat Frank deLorca ein sichtliches Vergnügen, die Protagonisten und dadurch auch die Leser mit auf den ersten Blick klischeehaften Rache von jenseits des Grabes Szenen zu konfrontieren, um diese dann auf eine teilweise überraschend effektive, aber jederzeit auch überzeugende und angesichts der präsentierten Fakten auch nachvollziehbare Art und Weise aufzulösen.
 
Die Charaktere sind eine bunte MIschung aus im Grunde Klischees. Beginnend mit dem Macho im Westentaschenformat Harry. Er verfügt allerdings über ein Herz aus Gold und Peggy ist keine weitere Schnecke, sondern die Frau, mit der er mehr als eine Nacht verbringen möchte. Das riecht schwer nach einem romantischen Happy End. Der Professor in seiner erschreckenden Naivität scheint eher aus einem Abenteuerroman des 19. Jahrhunderts in die auch in den siebziger Jahren wilde politische Gegenwart des Nahen Ostens gefallen zu sein. Major General Brooks fehlt nur die allgegenwärtige Zigarre, um eine Art Vorläufer zum bekannten Charakter des "A-Teams" zu sein. Immer mit den richtigen Instrumenten in der Tasche oder ausreichend Leuten in der Hinterhand. 
Und die beiden Araber Al Chabir als verschlagener Anführer sowie Amed Omar als vom Gold besessener Hintermann werden nur so weit beschrieben, wie die beiden leicht zu verwechselnden Protagonisten handlungstechnisch eingebunden worden sind.
 
"Der Fluch des Kalifen" ist ein solider wie kompakt unterhaltender für die Reihe aussagekräftiger Roman der alten "Gespenster Krimis". Die übernatürlichen Elemente sind effektiv in einer geradlinige, abenteuerartige Handlung eingebaut und manche Sprüche sind für den Zeitgeist einfach cool, wirken heute allerdings ein wenig antiquiert. Aber das macht den Flair der Nachdrucke aus, die aus der Zeit gefallen irgendwie auch wieder "modern" erscheinen und den Leser auch in mehrfacher Hinsicht auf eine kleine Zeitreise mitnehmen.

Gespenster-Krimi 8: Der Fluch des Kalifen

Bastei Verlag

Heftroman 64 Seiten

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