Wunder der Zukunft

Robert Heymann

In „Wunder der Zukunft“ legt der Verlag Dieter von Reeken die vier utopischen Romane „aus dem dritten Jahrtausend“ in einem Band neu auf, die Robert Heymann zwischen 1909 und 1910 in einer eigens kreierten Reihe verfasst hat. Es lohnt sich, dieses Mal mit dem Nachwort von Lars Dengel zu beginnen. Auch wenn der Autor einzelne Facetten der Plots notwendigerweise rekapitulieren muss und dadurch vielleicht ein wenig Spannung verloren gehen könnte, relativieren und vor allem korrigieren die umfangreichen und mit zahlreichen Quellen unterlegten Anmerkungen das Bild, das die Öffentlichkeit bislang von Robert Heymann auch die verschiedene Expertenmeinungen gehabt hat.
Viele Anmerkungen beziehen sich auf die Idee, das Robert Heymann vor allem von H.G. Wells Ideen wie die Unsichtbarkeit, den Vorbeiflug eines Kometen, die Forschung am Menschen oder die Idee der zweite Gesellschaften unter und oberhalb der Erde wie in „Die Zeitmaschine“ entnommen und minderwertig in seinen Geschichten verarbeitet hat. Lars Dengel zeigt auf, dass die von Robert Heymann aufgegriffenen Themen nicht originär von H.G. Wells alleine stammen und das es andere Quellen gegeben haben könnte, auf denen der Autor seine eigenen Schöpfungen aufbaut. Durch die Vielzahl der Beispiele entschärft er auch die Kritik vor allem von Franz Rottensteiner, der in Unterhaltungsliteratur für die Massen einen künstlerischen intellektuellen Ansatz sucht. Diese interessante Auseinandersetzung ist nur der Abschluss eines lesenswerten Essays, das sich auch mit den vorhandenen Lebensdaten Robert Heymanns genauso auseinandersetzt sowie mit seinem weniger phantastischen Werk.
Lars Dengel hat dabei Mühe, zwischen Fakten und inzwischen aufgestauten Fiktionen zu unterscheiden. Was Robert Heymann und weniger seinem Sohn, der unter dem Pseudonym Robert Arden geschrieben hat, zuzuordnen ist, das fasst er im Groben angesichts der Fülle von Werken gut zusammen. Er geht auch auf seinen Abstecher in den Bereich des Films sowohl als Drehbuchautor wie auch als Filmemacher ein, wobei hier auch Quantität über Qualität gestanden zu haben scheint. Biographisches ist nur wenig über einen durchaus populären Massenschriftsteller bekannt. Aber auch diese Daten liefert Lars Dengel nach.
Weiterhin positiv ist, dass der Autor mit Robert Heymann durchaus hart ins Gericht geht und seine verschiedenen Ansätze zum Thema Gleichberechtigung konsequent angesichts seines literarischen Werkes relativiert wie er Stärken sowie Schwächen des Unterhaltungsautors gegenüber stellt.
Lars Dengel arbeitet auch viele Ideen heraus, die erst später Produktionen wie Fritz Langs „Metropolis“ inspiriert haben könnten. Angesichts der Popularität des Autoren und vor allem auch seiner Tätigkeit in den Berliner Filmstudios eine interessante Spekulation. Neben den zahllosen Ideen zeigt Lars Dengel auf, dass Robert Heymann ein anderes Publikum als zum Beispiel Karl May oder Jules Verne, aber auch Robert Kraft oder H.G. Wells im Auge gefasst hatte. Heymann ist ein Kolportageautor, der direkt, stringent mit einigen brutalen und unmenschlich erscheinenden, aber pragmatischen Szenen unterhält. Aber kein Autor, welcher die reifere Jugend an die Wissenschaften oder die Forschung heranführen wollte. Auf der anderen Seite ist er auch kein Soziologe wie H.G. Wells, der Teile seines umfangreichen Werkes als Kritik an der Menschheit verstanden haben wollte.
„Der unsichtbare Mensch vom Jahre 2111“ ist ein klassisches Beispiel. Während H.G. Wells in seinem Buch einen wissenschaftlichen Ansatz führt, impliziert Heymann, dass eine besondere Art Paste die Unsichtbarkeit hervorruft. Lars Dengel findet in der literarischen Mythenwelt tatsächlich noch eine zusätzliche Quelle. Der Wissenschaftler probiert eifrig Millionen und Milliarden vor Augen die Erfindung aus und besucht seine heimliche Freundin aus sehr betuchtem Hause. Diese findet er in den Armen eines amerikanischen Rivalen wieder. Am Ende der Nacht wird der Unsichtbare eines Mordes beschuldigt, den er nicht begangen haben kann, seine Erfindung gestohlen und schließlich ihm der Prozess gemacht.
Die zweite Hälfte des Buches ist in mehrfacher Hinsicht eine Überraschung. Die dramatische Wendung ist intelligent vorbereitet. Der Unsichtbare wurde ja beim Verlassen seiner Wohnung nicht gesehen, es gibt keine Zeugen. Folgerichtig muss er den Mord begangen haben. Beweisen kann er seine Behauptung auch nicht mehr. Robert Heymann treibt den nicht unbedingt sympathischen Mann konsequent in die Enge und zeigt anschließend auf, wie drakonisch Strafen in der Zukunft sein können.
Anschließend öffnet sich der Vorhang erneut. Dem Leser, aber nicht dem Protagonisten werden die Zusammenhänge aufgezeigt. Der „Nachfolger“ treibt es noch schlimmer. Ganz bewusst zeichnet Robert Heymann das Bild einer widerlichen Kreatur, die im Gegensatz zum an Geld interessierten Erfinder seinem inneren Drang nachgeht. Paul Verhoeven wird diese Idee übrigens in „Hollow Man“ auf die cineastische Spitze treiben. Der Holländer überspringt die Ansätze des Gentlemen H.G. Wells, der zwar einen durchtriebenen, aber auch getriebenen Unsichtbaren in den Mittelpunkt seiner Handlung gestellt hat. Bei Wells führte die Nutzung der Rezeptur zum schleichenden Wahnsinn, Heymanns Protagonisten sind opportunistischer und egoistischer.
Das Ende ist pragmatisch, wie effektiv. Es ist der Hochmut, der die beiden Protagonisten allerdings auf seiner unterschiedliche Art und Weise zu Fall bringt. Es lässt sich nicht unbedingt von Schuld und Sühne sprechen, denn der eigentliche Erfinder träumt nur vom großen Reichtum und will seine Freundin nur heimlich ohne Kenntnisse der Eltern besuchen. Er begeht keine Verbrechen, auch wenn die Versuchung groß ist. Das durch seine Arroganz mindestens ein Mensch durch einen anschließenden tragischen Unglücksfall ums Leben kommt, soll aber auch nicht verschwiegen werden.
Unabhängig von eher oberflächlichen Ähnlichkeiten – die Grundidee eines Menschen, der sich unsichtbar machen kann, teilt Heymann mit H. G. Wells – handelt es sich bei „Der unsichtbare Mensch vom Jahre 2111“ um einen kurzweilig zu lesenden Roman, dessen Wendungen den Leser vielleicht nicht in allen, aber in sehr vielen Punkten auch heute noch überraschen können und der vor Hintergrundidee strotzt, die eigene Kurzgeschichten, wenn nicht Romane verdient hätten.
Im zweiten Roman „Der rote Komet“ werden einzelne Muster in Heymanns Werk deutlicher. Unabhängig von der Bedrohung durch den Kometen beschreibt der Autor wieder die Begierde gegen des Nachbarn/ Freundes Ehefrau. Schon der „Unsichtbare“ ist an seiner Gier nach einer hübschen Frau gescheitert. Im dritten Band ist das Begehr Auslöser für einen sehr langen Rachefeldzug von den unterdrückten Massen.
Der zwischenmenschliche Konflikt ist vielleicht das schwächste Element der ganzen Romans, auch wenn er melodramatisch mit vielen sterbenden Protagonisten auf einer nihilistischen Note endet. Auch das scheint ein markantes Merkmal in Heymanns Werk zu sein und ihn deutlich von anderen phantastischen Unterhaltungsautoren zu unterscheiden. Es gibt in seinen Büchern keine Helden. Alle Charaktere sind von ihren Trieben gesteuert und werden am Ende der Handlung „bestraft“ oder ergeben sich selbst dem Schicksal. Nicht immer sind sie selbst an allem Schuld, aber ihre Handlungen sind überwiegend unmoralisch, egoistisch und vor allem auch am Rande der Kriminalität oder den entscheidenden Schritt weiter. Höhepunkt ist das Halten von einer ganzen Gesellschaftsschicht als moderne industrielle Sklaven in „Die über und unter der Erde“, der vielleicht eine Idee aus „Die Zeitmaschine“ verfremdet übernommen haben könnte, aber viel wichtiger ein weiterer Baustein neben den gigantischen Großstädten für Fritz Langs „Metropolis“ ist… die gesichtslose versklavte Arbeiterschaft.
„Der rote Komet“ ist aber noch aus einem anderen Grund interessant. Der Herannahen des feuerroten Himmelskörper als eine Art Fegefeuer löst sich nicht alle moralischen Grenzen fallen, es kommt zu verschiedenen kriegerischen Auseinandersetzungen. Hier greift Robert Heymann die Propagandaideen der vaterländischen Literatur vor dem Ersten Weltkrieg wieder auf. Natürlich gewinnt die deutsche Flotte dank geschickter Mienenfelder gegen die arroganten Engländer. Auch die Dolchstoßlegende des Ersten Weltkriegs mit den meuternden Soldaten/ Massen angetrieben von eher kommunistischem Gedankengut als wirklichem Freiheitsdrang nimmt Heymann in einer der zahlreichen zwischen entweder beklemmend und dann wieder zu euphorisch geschriebenen Szenen vorweg.
Der Roman endet in mehrfacher Hinsicht auf einer nihilistischen Note. Die Gefahr des roten Kometen hat deutlich gemacht, wie brüchig die zivilisatorische Oberfläche in Wirklichkeit ist. Zusätzlich hat er gezeigt, wie schnell die Menschen manipuliert werden können. Auf der persönlichen Ebene zeichnet sich das zwischenmenschliche, vielleicht ein wenig zu theatralisch beschriebene Drama gleich auf der ersten Seite ab. Die Vorbereitung erscheint ein wenig lang, aber Robert Heymann hat aus einem Stoff, den H.G. Wells nicht erfunden hat, ein auf jeden Fall originelles, konsequent zu Ende gebrachtes Drama um das mögliche Ende der Zivilisation am Vorabend des Ersten Weltkriegs verfasst.
"Optisch" ist der dritte Roman "Die über und unter der Erde" das eindrucksvollste Werk dieser Sammlung. Die Menschheit hat sich aufgespalten. Hunderttausende von niederen Arbeitern fristen zusammen mit ihren Familien ihr Dasein unter der Erde. Sie sehen niemals die Sonne. Gigantische Tore verhindern, dass sie an die Oberfläche kommen. Natürlich erinnert vieles an die Vision, die H.G. Wells in "Die Zeitmaschine" beschrieben hat, aber Robert Heymann geht einen Schritt weiter. Er extrapoliert die industrielle Revolution konsequent weiter und sieht nur Arbeitsraum unter der Erde. Auch die Liebegeschichte wirkt eher wie ein Vorgriff auf "Metropolis, denn einer der Industriellen mit Namen Urban verliebt sich in die Frau eines der Arbeiter und will sie unbedingt in welcher Form auch immer zu seinem Weibe machen. Die attraktive Frau - warum die Menschen unter Kunstlicht nicht leiden, beantwortet Heymann nicht - hasst aber die sie ausnutzenden "Herrenmenschen" an der Oberfläche und ersinnt einen sehr langen Racheplan, der mit der Unterminierung der Oberschicht beginnt.
Eine weitere Idee ist die "relative Unsterblichkeit" in Form eines Jungbrunnens. Fred Urban nimmt diese Gelegenheit wahr. Mit einer Mischung aus Gassen und einer eher abschreckenden Diät sollen sich die Zellen wieder regenerieren, der Körper wieder jung werden. Diese Forschungen und Kuren sind nur in einem abgeschieden gelegene Sanatorium außerhalb der Reichweite der normalen Gerichtsbarkeit möglich. Bei seiner Rückehr muss er erkennen, dass er niemals geliebt worden ist und seine Frau inzwischen einen weiteren Liebhaber hat. Wieder zerbricht der dünne Mantel der Zivilisation und wieder kommt es zu einem nihilistischen Ende, wobei Robert Heymann deutlich macht, dass das Geld die Menschen nicht wirklich glücklich macht. Dieser sozialistische Gedanke durchzieht einige der vier hier gesammelten Werke.
Während die dramaturgisch emotionelle Konzeption der einzelnen Protagonisten keine Überraschung ist, sind ihre Handlungen noch brutaler und konsequenter. So stirbt eine Frau beinahe im Zugang zum unterirdischen Reich, ein anderer Mann wird den rebellierenden Massen als Bauernopfer von der Brüstung geworfen und ob in den Tiefen die Arbeiten leben oder sterben interessiert keinen Menschen. Viele dieser Ideen wie die robotisierte Maria als Aufrührerin finden sich eher in Fritz Langs "Metropolis" wieder als das sie aus H.G. Wells entnommen worden sind. Auch erreicht die hier beschriebene unterirdische Arbeiterzivilisation einen für deutsche Verhältnisse perfekt ausbeuterischen Stand, von dem die Morlocks in der fernen Zukunft nur träumen konnten.
Es sind diese visuellen Eindrucke, welche die Handlung überdecken. Hier agieren die Figuren ein wenig schematisch. Jede Situation ist wie ein kleines Theaterstück inszeniert. Vorspiel, Haupthandlung und ein kleines bitterböses Finale.
Den Roman durchziehen aber unendlich viele kleine Ideen. Die Technik ist erstaunlich modern und konsequent entwickelt, während an anderen Stellen das Reich unter der Erde zwar dunkel beschrieben wird, aber Robert Heymann kein wahres Interesse an den Details hat. Alleine die gigantischen Tore, welche Ober- und Unterwelt trennen, werden immer wieder beschrieben, auch wenn ihre Funktion im Grunde ad absurdum geführt wird. Die Menschen haben gar kein Interesse, die Arbeiter wieder ans Tageslicht zu lassen. Auch brauchen die Anlagen nicht von außenbelüftet zu werden und abschließend soll die Arbeiter ja au gar nicht die Sonne, das Tageslicht sehen, um nicht in Versuchung geführt zu werden.

Während "Die über und unter der Erde" ein eindrucksvolles Drama ist, das als Stummfilm heute noch überzeugen könnte, ist "Die Seele des ägyptischen Priesters" eher eine Anlehnung an Frankenstein und vor allem auch Haggard mit seinen durch die Zeiten wandernden Seelen, die vorher in Mumien gehaust haben. Anspielungen auf H.G. Wells Dr. Moreau finden sich in diesem von Beginn an stringenten Roman nur bedingt. Wells ist nicht der einzige Autor, der Experimente an Menschen beschrieben hat. Lars Dangel verweist berechtigt auf Frankenstein und Ähnlichkeiten wie die Idee, einem Gott gleich zu kommen, sind vorhanden. Robert Heymann relativiert diesen Mythos noch, in dem er den Bezug sowohl zu Haggard als auch der ägyptischen Mythologie schlägt, in welcher die Grenze zwischen den Göttern und ihren auf der Erde dominierenden Priestern nicht so groß ist wie in den aufgeklärten gegenwärtigen Zeiten.
Gleich zu Beginn finden sich aber auch Anspielungen auf die möglichen Scharlatane, welche mit Tricks - die Erklärungen sind erstaunlich wissenschaftlich - ihr Publikum verwirren und zum Staunen bringen. Alessandro Mystimus ist ein solcher Charakter. Er symbolisiert eine neue Art von Protagonisten in Robert Heymann utopischem Werk. Er scheint über eine Reihe von Tricks zu verfügen, ist aber kein logisch denkender, von seinen Ideen aber letztendlich auch verführter Wissenschaftler. Der Leser hat an keiner Stelle das Gefühl, als wenn die Erklärungen wirklich ernst gemeint worden sind, sondern blickt immer wieder über die eigene Schulter, um den Schalk in dem theatralisch überzeugend beschriebenen Mystizismus zu finden, dessen Nachname wie bei einigen anderen Heymann Romanen pragmatisches Programm ist.
Der Plot wirkt weniger stringent und an einigen Stellen eher bemüht. Wie Allan Quatermain möchte man hier aber die Seele einer MUmie wiederbeleben, deren Wirkungen derartig erotisierend ist, dass man durchaus bei einigen der Protagonisten sogar von einem Fetisch sprechen kann. Am Ende lösen sich die Ereignisse in einem fast pathetisch zu benennenden Moment mit dem Brand des Völkerkundemuseums kurzzeitig auf. Es ist vielleicht eine konstruierte Wendung im Spannungsbogen, die aber notwendig erscheint, um die offenen Flanken zu schließen und den Plot zufriedenstellend wie konsequent zu Ende zu bringen.
Im Gegensatz allerdings zu Frankenstein ist das künstliche "Monster" - ein Chrysostomos Homunkulus - kein Täter, sondern wie alle Figuren ein Opfer der Begierden ihrer jeweiligen Schöpfer. Sie haben keinen eigenen Willen, sie dienen ihren Herren. Sie sind aber weder gewalttätig, noch erleiden sie durch tragische Missverständnisse Traumata. Da sich Robert Heymann immer wieder auf die ägyptische Lehre von der unsterblichen Seele beruft, vielen die Anspielungen auf Frankensteins unnatürliche Geburt und den Versuch, Gott gleich zu kommen. Diesen Anspruch tragen die Wissenschaftler zwar in sich, aber sie wirken weder so besessen noch so verrückt wie Baron Frankenstein. Die Zeiten erscheinen auf den ersten Blick ein wenig aufgeklärter, auch wenn unmenschliche Forschung weiterhin aus dem unmittelbaren Dunstkreis der Politik verbannt im Abgeschiedenen, aber nicht unbedingt Geheimen stattfindet.

Auch hier ist das Ende der Geschichte eine Tragödie. Wie eingangs erwähnt zeichnet sie sich deutlich früher ab. Da die Protagonisten nicht so charismatisch, nicht getrieben erscheinen wie in den anderen drei Robert Heymann Romanen, fehlt dieses fast pathetisch melodramatisch, aber auch kitschig zu nennende finale Moment. Von den vier Romanen ist der letzte Band der "Wunder der Zukunft" vielleicht noch am ehesten für jugendlichere Leser geeignet, da die ausgesprochen brutalen Szenen fehlen. Es ist inhaltlich aber auch der Roman, der am meisten gealtert ist. Das liegt nicht nur an der Sprache, sondern ist der Tatsache geschuldet, das die angesprochenen Ideen im Allgemeinen zu oft später verwandt worden sind und generell aktive wie passive Mumien nicht den Schrecken verbreiten wie eine Revolution der Arbeitermassen unter der Erde, an deren Ende der Untergang der aristokratisch kapitalistischen industriellen Gesellschaft steht.

In einem Punkt haben Herausgeber Dieter von Reeken und der Autor des Nachworts Lars Dangel auf jeden Fall recht. Die Romane sind eine Wiederentdeckung wert und stehen durch die dunklen Themen von Gelüsten und Machtmissbrauch in einem teilweise starken Kontrast zu den utopisch technischen Geschichten, die Autoren wie Laßwitz, Daiber oder auch Robert Kraft geschrieben haben. Hinsichtlich der unzähligen kleinen Ideen, der technischen Extrapolationen und der visionären Kraft in manchmal aber auch ein wenig zu pathetisch verfassten Geschichten steht Heymann mit den angesprochenen Autoren trotz seines Status als Pulpautor in der Sparte utopischer Literatur auf einer Stufe. Das Nachwort, die zahlreichen Illustrationen und die auch optisch ansprechenden Nachdrucke der heute kaum mehr erhältlichen Romane runden eine gelungene Präsentation sehr zufriedenstellend ab und zeigen weiterhin, wie sehr Dieter von Reeken mit seinem Kleinverlag eine Lücke nach der anderen in diesem Bereich schließt.

Neuausgabe der 1909/10 erschienenen 4 „Romane aus dem dritten Jahrtausend“ in einem Band: Der unsichtbare Mensch vom Jahre 2111, Der rote Komet, Die über und unter der Erde, Die Seele des ägyptischen Priesters
Klappenbroschur, 316 Seiten, 20 Abbildungen, umfangreiches Nachwort von Lars Dangel
20,00 € — ISBN 978-3-945807-21-7

Inhaltsverzeichnis
Vorwort

1. Der unsichtbare Mensch vom Jahre 2111
2. Der rote Komet
3. Die über und unter der Erde
4. Die Seele des ägyptischen Priesters

Nachwort von Lars Dangel
Editorische Hinweise des Verlegers