Heliosphere 2265 - Band 50 "Das letzte Fragment"

Andreas Suchanek

Mit dem fünfzigsten „Heliosphere 2265“ Band „Das dunkle Fragment“ beendet Andreas Suchanek nicht nur den ersten großen Zyklus, dem er den Untertitel „Dikatur“ gegeben hat, sondern macht eine verdiente Pause. Auch wenn die letzten drei Romane in einem doppelten Umfang erschienen sind, vergrößerten sich nicht nur die Pausen, Andreas Suchanek wirkte auch ausgeschrieben. Immer wieder die gleiche Vorgehensweise, dann prophetische dunkle Andeutungen und schließlich wieder Rettungen in letzter Minute, ohne das der Plot wirklich vorangetrieben worden ist.

„Das dunkle Fragment“ ist ein zufriedenstellender Abschluss, der allerdings einer Reihe von nihilistischen Ankündigungen widerspricht und in einigen Teilen eher aus Versatzstücken zusammengesetzt erscheint.

Das Finale zerfällt daher auch in einige sehr gute Passagen und einige Handlungsabschnitte, die dem Leser vertraut vorkommen.  Leider gehört die finale Abrechnung mit den Ash`Gul`kon zu diesen schwächeren Passagen. Ein Trick, eine Wendung reicht, um diese ambivalent eingesetzten Feinde auszuschalten. Bedenkt man, welchen Aufwand Andreas Suchanek betrieben hat, um diese an Lovecraft´´s Alte erinnernden Feinde zu etablieren und ihr Herannahen immer wieder zu einer ultimativen Drohung zu stilisieren, dann fragt sich der Leser wirklich, ob das alles ist, um einen derartigen Feind zu besiegen?

Hinzu kommt ein wenig theatralische Opferbereitung und mindestens eine Anspielung auf die neueren STAR Trek Filme, in denen dieses waghalsige, selbstzerstörerische Manöver eben nur bedingt funktioniert hat.

Zu den besseren Szenen gehört die Konfrontation zwischen der offensiv agierenden Isa Jansen und Sjöberg. Immer noch kann er mit seinen Nanokillern Milliarden von Menschen töten. Es ist das Faustpfand in seinem Verteidigungskrieg gegen die Allianz. Militärisch ist die Niederlage fast perfekt, wobei Andreas Suchanek immer wieder ignoriert hat, dass Sjöberg im Grunde über die besseren Anlagen, die besseren Voraussetzungen als die Rebellen verfügt und deswegen materialtechnisch ihnen überlegen sein müsste. Die finale Konfrontation findet in einer Art bizarrem Dreiertreffen statt. Hier bietet Andreas Suchanek abschließend eine interessante Variante an.  Auch diese ist vielleicht abschließend nicht originell, Sjöberg hätte vielleicht den Braten riechen können, aber die Umsetzung ist effektiv.

Wieder wird die ultimative Bedrohung getäuscht, während die mittelbare Bedrohung in diesem Fall von Milliarden von Menschen aus dem Nichts heraus in für den Leser wie ein Augenblick erscheinendem Moment eliminiert wird. Nicht so krass oder übertrieben wie bei der finalen Auseinandersetzung, aber auch hier müsste der Aufwand deutlich größer und die Zeit effektiv viel kürzer sein, als das es so nahtlos geht.

Isa Jansen präsentiert sich gegenüber dem psychopathischen Sjöberg allerdings in Höchstform.  Die Dialoge sind pointiert und doppeldeutig. Während Sjöberg immer wieder einen weiteren Plan aus dem Köcher ziehen möchte, agiert Isa Jansen sehr fokussiert und vor allem effektiv. Die Runde wird durch einen weiteren tot geglaubten Antagonisten abgerundet.

Dazu gibt es noch die Haupthandlung um Jaydon Cross. Sie könnte das Herz des vorliegenden Romans sein. Im ersten Zwölfteiler hat Andreas Suchanek den Zyklus mit einem wahren Paukenschlag enden lassen. Es ging um Zeitreise und das Überschreiben einer Realität. Daher wirkt die Idee nicht mehr so frisch, in die Vergangenheit zu reisen und dort quasi in Person der eigenen Inkarnationen vorsichtig wichtige Persönlichkeiten zu kontaktieren und die Zukunft gleich in die richtigen Leitplanken, von Bahnen ganz zu schweigen zu lenken.

Die Idee ist nicht unbedingt neu. Die Ausführung eher solide.  Jaydon Cross ist sich bei jedem Schritt der Problematik bewusst, mit zu vielen Informationen zu viel aus der Zukunft zu verraten. Damit die Mission überhaupt einen kleinen Erfolg haben kann, muss er aber ausgerechnet zwei Menschen „informieren“, von denen es sich um eine weitere im Laufe der Auseinandersetzungen gestorbene charismatische Figur handelt. Die Doppelung der Wiederauferstehung von „Toten“ allerdings mit unterschiedlichen Eingangsprämissen ist ein wenig unglücklich.  Auf der einen Seite zeigt Andreas Suchanek noch einmal positiv die ganze Komplexität seiner Kosmos, auf der anderen Seite verpufft in einer wichtigen Szene der angestrebte Effekt.

Ab Mitte des Buches zeichnet sich ab, dass der Autor die einzelnen Fronten zügig abarbeitet und für jede eine positive Lösung anbietet. Angesichts der Opfer und Herausforderungen sind diese Erfolge Balsam auf die Seelen der Protagonisten. Aber Andreas Suchanek muss sich auch immer wieder seinen dunklen, im Off der Texte platzierten Prophezeiungen stellen. Hier hat der Autor eine nihilistische Erwartungshaltung aufgebaut, welcher der abschließend Band nicht gerecht werden kann.

Zusammenfassend endet der erste lange Zyklus auf einer zufriedenstellenden Note. Der Blick in die Zukunft ist zum ersten Mal seit dem ersten Abenteuer positiver geworden.  Fast alle roten Fäden sind abgehandelt worden. Die ist bei fortlaufenden Serien nicht unbedingt selbstverständlich.

Zusätzlich muss die ungeheure Arbeit, die Andreas Suchanek seit dem Jahr 2012 in die Serie gesteckt hat, noch einmal deutlich hervorgehoben werden. Er hat alle Romane alleine geschrieben. Lange Zeit erschienen die Abenteuer pünktlich jeden Monat. Die Einteilung in bis auf das abschließende Finale Zwölfergruppen hat der Serie sehr gut getan. Die Konfrontation mit Sjöberg – lange Zeit eines der charismatischen Figuren der Serie – gehört zu den Höhepunkten „Heliosphere 2265“. Dagegen wirkte Jaydon Cross lange Zeit ein wenig zu bieder.

Mit den Ash´Gul´ kon hat Andreas Suchanek den Bogen ein wenig zu sehr überspannt. Sie werden dann als zu mächtig und gleichzeitig zu ambivalent beschrieben. Die finale Auseinandersetzung beweist, dass sie weniger agieren als abschließend nur noch reagieren können. Auch bleibt ihre effektive Bedrohung hinter dem sich lange abzeichnenden Auftritt zurück.

Die letzten drei umfangreicheren Bücher zeigen alle Facetten der Endschlacht, wobei „Das letzte Fragment“ aus dieser „Trilogie“ herausragt. Es ist ein wie gesagt zufriedenstellender Abschluss einer lange Zeit herausragenden, später mindestens immer gut unterhaltsamen Science Fiction Serie mit vielen guten Ideen, einigen bekannten Versatzstücken, aber auch einer Reihe von eindrucksvollen, lange Zeit im Gedächtnis bleibenden Szenen.

Heliosphere 2265 - Band 50: Das letzte Fragment

  • Format: Kindle Ausgabe
  • Dateigröße: 1787 KB
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe: 186 Seiten
  • Verlag: Greenlight Press; Auflage: 1 (2. Mai 2019)
  • Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.
  • Sprache: Deutsch
  • ASIN: B07R536JFK