Bernd Perplies hat eine wirklich undankbare Aufgabe. Auf der einen Seite muss er einen wenig glaubwürdigen Plot vorantreiben, auf der deutlich mehr packenden Seite Zusammenhänge zwischen den beiden Sol Kugeln, der seltsamen Welt und vor allem Perry Rhodans unerklärte Entführung genau in das Tal der Vergessenen herausarbeiten.
Mit dem Start der SOL 2 kann Perry Rhodan auch aus der Höhe erkennen, wo er gestrandet ist. Das erklärt weder die versteckte SOL sowie später eine anscheinend umfassende Vertuschungsaktion von unbekannter Seite, um den Standort geheim zu halten, aber die Miniserie wird im ersten Drittel des Heftromans effektiv in einen wichtigen Handlungsabschnitt der Erstauflage eingebaut.
Perry Rhodan ist nach Evolux versetzt worden. Ein riesiger Werftplanet der Kosmokraten, wo er vor vielen Jahren gegen den Sequenz Inspektor Dyramensch angetreten ist. Evolux ist eine der zahlreichen faszinierenden Welten, deren komplexe Geheimnisse in der Erstauflage nur gestreift werden konnten. Bernd Perplies lässt Perry Rhodan positiv wie negativ mit seiner kleinen, mittels Hypnoschulung einsatzbereit gemacht Notbesatzung den verschiedenen Gefahren trotzen. Das reicht von Schutzschilden um das Tal – die einzigen, die anscheinend so mit der SOL zu durchdringen sind, während die anderen Zonen durch Transmitter nur zu erreichen sind – bis zu einer Auseinandersetzung mit Roboterschiffen. Die kann Perry Rhodan sogar auf Distanz halten.
In der zweiten Hälfte des Romans versucht Perry Rhodan weitere Informationen zu sammeln, wobei Bernd Perplis bis auf die anscheinend fast obligatorische „ich ergebe mich“ Sequenz sehr viel richtig macht. Bis auf diesen Aussetzer, der mit einer sorgfältigeren Planung und vor allem angesichts Perry Rhodans Jahrtausende umfassendere Erfahrung hätte vermieden werden können, ist die Mischung aus Informationen, Spekulationen und Vor- und Rückblicken gut geschrieben worden. Die Mystik der Welt lebt auf.
Es wird im Grunde keine Frage beantwortet. Viel mehr werden weitere Punkte angerissen. Am Ende ist es wieder Perry Rhodan fast alleine, der sich auf die weitere Reise begeben muss.
Das Konzept ist ein wenig starr. Auch in den letzten Miniserien startete der Protagonist spätestens mit dem dritten Heftroman auf eine Art Schnitzeljagd, in deren Verlauf er nach und nach die notwendigen Informationen und Schlüssel einsammelte, um schließlich während des Finals meistens im elften Abenteuer an den Ausgangspunkt des Geschehens zurückzukehren.
Es ist nicht erkennbar, ob die gegenwärtig für Evolux Verantwortlichen dem Unsterblichen gegenüber fair sind. Höflich gesprochen sind ihre Positionen ambivalent. Man kennt und anerkennt Perry Rhodan. Offiziell hat man auch keine Erklärung für die seltsame Vertuschungskation inklusiv falscher Meldungen. Für ein abschließendes Urteil ist es zu früh, aber mit der guten differenzierten Charakterisierung.
Bernd Perplies differenziert bei der Zeichnung Perry Rhodans. Nach „oben“ hin wirkt er taktierend, ein wenig abwartend und gleichzeitig auf die Informationslücke hoffend. Die Kapitulation ist dabei eher ein Aussetzer des Autoren in Hinblick auf die Spannungskurve.
Nach „unten“ hinsichtlich der geretteten Talbewohner versucht er sich eine Crew mittels Hypnoschulung zusammenzustellen. Im Laufe des Romans scheint der Autor zu erkennen, dass es auch nicht zu leicht werden darf, so dass diese instinktive Heraufstufung der Nachkommen der SOL Crew abgeschwächt wird. Alleine die Mutter auf der Suche nach ihren Kindern ergreift da Zepter mit beiden Händen und startet eine am Ende nicht erfolgreiche Rettungsaktion. Hier wird die Actionhandlung ein wenig zu bemüht und wirkliche Spannung kommt nicht auf.
Im Gesamtrahmen nimmt dieser Bereich zu viel Raum ein und ob alleine die Hypnoschulung aus einer Ärztin nicht nur eine Köchin am Automaten, sondern fast eine entschlossene agierende Pilotin macht, muss jeder Leser selbst beurteilen. Perplies relativiert diese These nicht zum letzten Mal in seinem Roman mit einer kleinen Seitenbemerkung.
Zusammengefasst wirkt der zweite Band der Miniserie durch den Hintergrund der vielschichtigen Welt Evolux unterhaltsamer und bedingt auch ein wenig spannender. Das große Problem ist weiterhin die Grundhandlung, die ein wenig zu stereotyp den bekannten Mustern folgt. Auch hat der Leser das unbestimmte Gefühl, als wenn vordergründig „viel“ passiert, aber sich als Ganzes zu wenig bewegt.
Auf der anderen Seite sind die logischen Löcher viel größer und einzelne Szenen wirken stark konstruiert, als das aus sich selbst heraus überzeugen können. Man kann dabei nicht von einer Übertreibung sprechen, sondern eher von einer unnötigen Distanz zwischen dem Plot, dem roten Handlungsfaden und der Motivation des Autoren, sich in den Perry Rhodan Kosmos ein wenig ungezwungener einzubringen.
Für Neueinsteiger in die Serie könnte es verwirrend sein, das Kai Hirdt immer von Michael Rhodan geschrieben hat, Bernd Perplies aber konsequent auf sein Freihändlerpseudonym Roi Danton selbst in den Szenen zurückgreift, in denen Perry Rhodan an seinen Sohn denkt und sich fragt, wohin er möglicherweise mit der Walze zwischen den beiden Kugel verschwunden ist. Obwohl es auch einige Hinweise gibt, dass ein Teil der Besatzung der SOL wie deren Technik experimentellen Optimierungsverfahren ausgesetzt worden ist.
Pabel Verlag
Heftroman, 64 Seiten