Die Dunkelheit

Robert Moore Williams

Im Rahmen seiner klassischen Science Fiction Reihe legt der Apex Verlag mit „Die Dunkelheit“ einen im Grunde kurzen, fast an eine Novelle erinnernden Roman des Autoren Robert Moore Williams neu auf. Die Übersetzung ist grundlegend überarbeitet worden. Das Buch erschien in den sechziger Jahren als ACE Double – zwei kürzere Roman mit Wendecover in einem Band -, in den siebziger Jahre erfolgte im Ullstein Verlag eine deutsche Erstausgabe mit dem bezeichnenden Titel „Zukunft in falschen Händen“, der das Geschehen irgendwie treffend und gleichzeitig auch deutlich über das Ziel hinausschießend zusammenfasst.

 Der Auftakt des Buches ist faszinierend, interessant und befremdlich zu gleich. George Gilliam ist kein Detektiv, auch wenn er wie ein Hardboiled Antiheld aus den bekannten Film Noir auftritt. Er ist nicht einmal Polizist und hat praktische ermittlungstechnische Erfahrung. Er ist Wissenschaftler, der sich auf eine Mission befindet, die ihm nur Schwierigkeiten bringen kann.

 Drei Menschen sind bislang auf eine unerklärliche Art und Weise verstorben. George Gilliam findet ein weiteres Opfer. Bevor er allerdings sich weiter mit der Tat beschäftigen kann, wird er Zeuge eines Unfalls mit Fahrerflucht, bei dem eine junge Frau ums Leben gekommen ist. Sie kann ihm zwar noch den Täter nennen, aber diese hatte gar nicht die Absicht, sie wirklich zu töten. Und beide stehen auch noch in einem engen Zusammenhang mit dem aufgefundenen Toten.

 Wie bei einer Space Opera setzt Robert Moore Williams seine Protagonisten auf eine imaginäre Rennbahn und lässt sie ordentlich Gas geben. Alleine auf den ersten fünfzig Seiten dieses Buches führt der Autor noch eine schöne Frau ein, die Gedanken eher erahnen als wirklich nachhaltig lesen kann. Ein Gangster besitzt und vor allem benutzt eine Waffe, welche nicht der irdischen Technik entspricht. Bizarr wird die Geschichte, als George Gilliam durch einen Zufall erkennt, dass einer der Toten nicht wirklich tot ist , sondern eine Forschungen in einem abgeschieden gelegenen Laboratorium weiterführt. Ab diesem Punkt wird aus dem Ermittler wider Willen der Wissenschaftler, der natürlich in eine kosmopolitische Verschwörung einbezogen wird.

 Hier überdreht der Autor wahrscheinlich den Plot ein wenig. Augenzwinkernd ist es nicht der Kampf zwischen Mensch und Überintelligenz, sondern zwischen Überintelligenz und dem Affen. Keinem normalen Affen, sondern einem besonderen genetisch manipulierten Exemplar mit ausgezeichneten Manieren, aber auch psychopathischen Tendenzen, das wie die fremde Intelligenz vor allem die Erde erobern und die Menschen unterdrücken möchte.

 Im Original heißt der Roman „The Darkness before tomorrow“ und dieser Titel ist wie der bei der deutschen Ullsteinausgabe verwendete Namenszug Programm. Die Menschheit steht zwischen zwei Konfliktparteien und muss sich im Grunde wie für diese Art der Unterhaltungsliteratur üblich auf einen einzigen wie ungewöhnlichen Retter – George Gilliam – verlassen. Ihm zur Seite steht das Militär, das vor allem die Affenfestung mit einer militärischen Präzision stürmt, das die gegenwärtige Supermacht USA nur neidisch werden kann.

 Der Autor hält sich nicht mit langen Erklärungen auf. Nicht selten werden die vorhandenen Plotlöcher mit Tempo überspielt und der Schauplatz der Handlung wechselt derartig schnell, das man sich in einer Art Jetset Geschichte vorkommt. Immer wieder werden nur Bröckchen hinsichtlich der kosmopolitischen Mächte angeboten und das Finale ist furios, aber auch schnell vorhersehbar.

 Auch der Hintergrund der Fremden bleibt unvollendet. Der Rückgriff auf klassische oder besser klischeehafte Ideen wird schließlich zu einem plottechnischen Ballast, da alleine gut geschriebene Actionszenen in Kombination allerdings mit auch in der überarbeiteten deutschen Übersetzung gestelzten Dialogen nicht ausreichen, um einen Handlungsbogen buchstäblich mit Fleisch zu füllen. Bizarre Ideen stehen isoliert im Raum. Ein gigantischer intelligenter Affe alleine hätte Potential geboten, um die Handlung vielleicht auch augenzwinkernd ein wenig parodistisch um manche Klippe zu schiffen.

 Die Protagonisten sind eher eindimensional wie pragmatisch gezeichnet. Vor allem George Gilliam mit seinem fast naiv zu nennenden Charme wirkt stellenweise eher wie ein Bremsklotz als wirklich die letzte Rettung der Menschheit.

 Was heute noch an dem eher einfach geschriebenen kurzweiligen Roman fasziniert,  ist das Bemühen, möglichst viele auch durchaus konträre Ideen auf einem relativ kleinen „Raum“ zu präsentieren und die Leser wie auch einige der Charaktere eher verwirrt als aktiv agierend zurückzulassen.   

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  • Format: Kindle Ausgabe
  • Dateigröße: 1518 KB
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe: 168 Seiten
  • Verlag: Apex Verlag (5. April 2020)
  • Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.
  • Sprache: Deutsch
  • ASIN: B086V4MPQ3