Kara Ben Nemsi Band 14: Die Stadt am Toten Meer

Ralph G. Kretschmann

„Die Stadt am Toten Meer“ ist der mittlere Band von Ralph G. Kretschmanns Trilogie.  Zwischen „Die Reise zum Toten Meer“ und „Die Stadt am Toten Meer“ hat Karl May alias Kara Ben Nemsi sogar die Möglichkeit, nach Deutschland zu reisen und Reiseberichte zu schreiben.

Mit seiner Rückkehr in den Orient nimmt Ralph G. Kretschmann den Faden um die Waffenschieberbande und ihren in Kairo lebenden Boss fast beiläufig wieder auf und führt den Plot konsequenter zu einem vorläufigen, allerdings auch deutlich offenen Ende.

Kara Ben Nemsi entschließt sich, den Waffenhändler in Kairo aufzusuchen und quasi zur Rede zu stellen. Monate nach den im ersten Buch geschilderten Aktionen und vor allem auch nach seinen Aktionen gegen die Bande. Mit dieser Aktion greift er allerdings ins Leere.

Auch Hadschi Halef Omar erwartet ihn nicht bei seiner Ankunft. Durch einen Zufall trifft er seinen Begleitung in einer kleinen Wegstation, der Brief ist scheinbar verloren gegangen.

Die Station wird von einer interessanten charismatischen wie gastfreundlichen Frau geleitet, die auch einige Jahre in Deutschland gelebt hat. Ihr Mann ist Forscher und vor einigen Monaten bei einer Expedition verschwunden. Kara Ben Nemsi entschließt sich, der Frau zu helfen und bricht mit Hadschi Halef Omar auf, ihn zu suchen.

Ralph G. Kretschmann variiert im zweiten Band der Trilogie einzelne Aspekte des ersten Buches. Wieder ist es der Zufall – die Suche nach einer legendären Stadt; das Auffinden eines verschwundenen Mannes -, der Kara Ben Nemsi mit den Waffenschmugglern in Berührung bringt. In beiden Fällen ist es keine Absicht gewesen.

Wieder agieren einzelne Nebenfiguren unter mindestens einer Tarnidentität, wobei der Nebenkriegsschauplatz die wichtigen wie exakten britischen Karten sind. Viele Gruppen sind an diesen Karten besonders interessiert, weil es ihnen die Möglichkeit gibt, in dem unwirtlichen Gelände eine Art Wissensvorsprung vor den regulären Polizeitruppen zu erzielen.

Dieser Faktor wird um eine Kopie der Karte erweitert, welche der verschwundene Ehemann bei sich gehabt hat. Interessant ist, dass Ralph G. Kretschmann die Suche nach einer, aber nicht der am Toten Meer beheimateten legendären Stadt nahtlos in seine Waffenschmugglergeschichte einbaut.

Zusätzlich  positiv ist, dass der Autor die Gefahren nicht verharmlost und seinen Überhelden als kontinuierlichen Retter in letzter Minuten darstellt, sondern Kara Ben Nemsi wieder wie im ersten Band eine Art Pyrrhussieg erleidet.  Selten lagen bei Karl May Erfolg und Misserfolg so nahe beieinander. 

Grundsätzlich leidet der Roman wieder unter seinem begrenzten Umfang. Zu Beginn lässt sich der Autor sehr viel positiv gesprochen Zeit, Land und „Leute“ vorzustellen. Kara Ben Nemsi ist erfreut, wie bei seinem eigentlichen Vater Karl May, immer wieder entweder auf Landsleute zu treffen oder indirekt die Verbreitung der deutschen Kultur zu bewundern.

Dazu kommen einige Erklärungen zu Beginn der Reise, bevor sich die Ereignisse überschlagen. Wendepunkt ist das Ausprobieren seines Bärentöter in einer anscheinend verlassenen Siedlung mit beinahe fatalen, aber anschließend auch positiven Folgen.

Am Ende wirkt der grundsätzlich kurzweilig geschriebene Roman zu gedrängt, auch wenn der angerissene Handlungsbogen abgeschlossen und nur noch die finale Auseinandersetzung mit den Schurken im abschließenden Roman an der Küste ansteht.

Im mittleren, ein wenig zu lang geratenen Abschnitt hat der Leser allerdings auch das unbestimmte Gefühl, eine Kopie des ersten Buches ohne den zu passiven Samuel Clemens zu goutieren. Natürlich bietet Karl May in seinem Gesamtwerk auch eine Reihe von sich wiederholenden bis teilweise kopierten Szenen an, aber in zwei von drei sehr kurzen Romanen wäre es sinnvoll gewesen, ein wenig mehr Abwechslung zu präsentieren oder die herausfordernde  Landschaft über einen Sandsturm mit anschließender Flut hinaus zu intensiver und eindrücklicher zu beschreiben.  Auch „Die Stadt am Toten Meer“ kommt relativ gesehen zu kurz.

Zusammenfassend handelt es sich um einen soliden Mittelband der Trilogie, wobei die Leser auch ohne besondere Vorkenntnisse mit diesem Buch einsteigen könnten.

 

H. W. Stein (Hrsg.)
DIE STADT AM TOTEN MEER

Band: 14, Abenteuer-Roman
Seiten: 170 Taschenbuch
ISBN: Exklusiv nur im BLITZ-Shop
Preis: 12,95 €

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