Dr. Who- The Feast of the Drowned

Stephen Cole

Mit “The Feast of the Drowned” legt Stephen Cole ein weiteres Abenteuer um den zehnten Doctor und seine Begleiterin Rose vor. Da Rose von den Zwischenfällen auf einem plötzlich in James Bond Manier verschwundenen und in Scheiben geschnittenen auf dem Meeresgrund wieder gefundenen britischen Schlachtschiffs betroffen ist – an Bord befand sich der Bruder ihrer besten Freundin Keisha – sollte sie mehr im Mittelpunkt der Handlung stehen. Leider entschließt sich der Autor Stephen Cole eine klassische Monsterinvasionsgeschichte zu verfassen, die interessanterweise einmal Bezug auf die Bemerkung des Doctors gegenüber dem Wassergehalt der Menschen in „Tooth and Claw“ nimmer, auf der anderen viel interessanteren Seite von Alaistar Reynolds in seinem späteren „Dr. Who“ Roman „The Harvest of Time“ viel nachhaltiger aufgenommen und mit einer anderen Auflösung auf einer vergleichbaren Basis extrapoliert worden ist.

 Der Auftakt des Romans gehört allerdings zu den besseren „Dr. Who“ Abenteuern, da eine später technokratisch erläuterte Prämisse mit den Aspekten des britischen Gruselkinos kombiniert worden ist. Rose versucht ihre Freundin Keisha zu trösten, deren Bruder Jay auf der „HMS Ascendant“ verschwunden ist. Das Schiff ist untergegangen und wird jetzt die anscheinend in Bruchstücken die Themse hoch zu einer geheimen Militärbasis geschleppt. Keisha und Rose erscheint allerdings Jays Geist. Er bietet sie, ihn vor dem „Feast“ aufzusuchen. Anschließend löst sich die Erscheinung wieder auf, es bleibt nur eine Wasserpfütze zurück. An verschiedenen anderen Stellen brechen Menschen wegen plötzlichen Wassermangels zusammen und an Bord eines Teils des Schiffes finden sie eine Frau, die sich von der Bücke des Schiffes stürzen will. 

Die besten „Dr. Who“ Romane funktionieren dank einer Mischung aus persönlichen Tragödien und globalen Katastrophen. Beginnt der Leser den vorliegenden Roman auf der emotionalen Ebene, so sind Stephen Cole eine ganze Reihe sehr guter Szenen gelungen. Rose muss sich mit den „Hinterlassenschaften“ ihrer Reise auseinandersetzen. Ursprünglich wollte sie der Doctor ja trotz der relativ in der TARDIS vergangenen Zeit nur einen Tag später absetzen. In Wirklichkeit kam sie das erste Mal nach einem Jahr wieder auf die Erde und begegnete ihren Verwandten und Freunden, die trotz oder vielleicht sogar wegen des exzentrischen Begleitern die vergangene Zeit als persönliche Ablehnung empfunden haben. Die Beziehung zu Keisha und ihrem Verlust des Bruders ist vielleicht noch am einfachsten zu beschreiben. Cole gibt sich Mühe, die beiden jungen Frauen in einer Extremsituation zu beschreiben. Der dritte im Bunde ist Mickey, der inzwischen obligatorische Computerfreak, der insbesondere ermittlungstechnische Unmöglichkeiten überbrückt. Mickey selbst hat Rose mit Keisha, die nach allen verfügbaren Männern gegriffen hat, eifersüchtig zu machen versucht. Gleichzeitig trat der Doctor auf den Plan und hatte Rose mitgenommen. Cole ist nicht der einzige Doctor Who, der den bizarren Kontrast zwischen intergalaktischen Abenteuern – wobei es den Doctor inzwischen fast zu oft auf die Erde zieht, was die Glaubwürdigkeit seiner komischen Bestimmung auch unterminiert – und familiären Beziehungen herausarbeitet. Wenn Michey seine Schuld eingesteht, Rose eifersüchtig gemacht zu haben, denkt sie in komischen Zusammenhängen und hat sich innerlich schon abgekapselt. Auf der anderen Seite kehrt Keishas Mutter aufgrund des „Todes“ ihres Jungen zurück und versucht Kontakt mit der Tochter aufzunehmen. In „Verrücktes Chaos“ hat Justin Richards dieses familiären Beziehungsgeflecht – das auf einem sehr kleinen Nenner den Verwandtschaftsverhältnissen innerhalb der kosmischen Rassen ähnelt – emotionaler und eindrucksvoller beschrieben. Cole geht vielleicht ein wenig zu mechanisch vor.   

 Dreh- und Angelpunkt ist obwohl nicht in allen Szenen erscheinend der zehnte Doctor sowie die Möglichkeiten, Tenants mannische Darstellung in Worte zu fassen. Dabei bewegen sich die Autoren auf einem sehr schmalen Grad. Viele konzentrieren sich zu sehr auf die Dialoge und ignorieren die entsprechende Gestik/ Mimik, andere vernachlässigen die Handlung, um diese mannische Energie in Worte zu fassen. Im vorliegenden Roman hat der Doctor einige wirklich lustige Szenen, ohne seinen Wunderschraubenzieher zu oft benutzen zu müssen. Mit seiner Mischung aus aggressiver Intelligenz; einem burschikosen aber auch mitfühlenden Verhalten sowie der am Ende gelungenen Mischung aus behaglichen Wohlgefallen auf der Erde und größeren Aufgaben ist Cole die Charakterisierung dieser Figur sehr gut gelungen. Mit der wissenschaftlichen Assistentin Hutley steht ihm eine Frauenfigur gegenüber, die ihm zumindest teilweise auf pseudowissenschaftlichen Gebiet sogar das Wasser buchstäblich reichen kann. Stephen Cole räumt Hutley nicht nur ausreichend Raum ein, er verzichtet um sie herum auf die üblichen Klischees wie Entführungen oder den Raub des Bewusstseins. Dieses Schicksal muss schließlich wieder Rose erleiden. Hutley ist eine Frau, die nicht zuletzt dank ihres Berufes mit beiden Beinen auf dem Boden steht, den Doctor aber auch aus der weiblichen Singleperspektive für zumindest interessant hält. Dieser Kontrast wird gegen Ende des Romans zu wenig herausgearbeitet, zumal der Doctor anscheinend auch von der jungen, attraktiven Frau angetan ist. Es ist schade, dass Stephen Cole an dieser Stelle wirklich viel Potential verschenkt, denn im Gegensatz zu den verschiedenen immer wieder aufgegriffenen Mechanismen der Handlung hätte eine derartige weibliche „Ergänzung“ die vorherrschenden Schemata gut durchbrechen können.     

 Wie zu viele andere Romane – siehe „verrücktes Chaos“ – versinkt der Plot aber im wichtigen Mittelteil in einer Art Sightseeing der besonderen Art, Neben den militärischen Versuchslaboratorien am Themseufer, die wie eine Art MacGuffin individuell gestaltet worden sind, besucht der Leser das Powell Estate, die Tunnel unter der Themse und badet zusammen mit dem Doctor sogar unfreiwillig in der Themse. Mit der Aufsplitterung der wichtigsten Protagonisten auf zwei Gruppen schafft Cole sogar in dieser Hinsicht das doppelte Pensum.

Die Schwäche des Romans sind ohne Frage die Außerirdischen. Wieder eine kaum zu beschreibende Rasse, die von Planet zu Planet wandert, um sich diese Welt in diesem Fall als klassischen Lebensraum Untertan zu machen und die Menschen einfach zu verdrängen sucht. Die Grundidee, das sie durch den Wasserstoff im All reisen, erscheint dabei rückblickend genauso absurd – warum haben sie nicht viele andere Welten infiltriert – als auch der Versuch, mittels Ablenkung wie dem Zerteilen des Schiffes und den Geistererscheinungen die Menschen quasi auf sich aufmerksam zu machen. Mit ihrer Macht hätten sie die Erde ohne das es überhaupt jemand bemerkt sich Untertan machen können. Auch der so typische Versuch, mit den Fremden zu kommunizieren, wirkt leider weder originell noch wirklich nachhaltig überzeugend. Wie der Doctor die Fremden schließlich „vertreibt“, ist in Bezug auf eine Komödie interessant, wirkt aber wie viele Invasionspläne zu sehr aus der Luft gegriffen. Immerhin ist die Zusammenstellung von „Wasser“ nicht auf jeder Welt wirklich gleich, was wiederum der anfänglichen These des Doctors widersprechen könnte. 

 Auch der Weg dahin ist rückblickend sehr geradlinig. Das der Doctor von Militärs nicht viel hält und er sich liebend gerne über ihre absurde Ordnung hinweg setzt, ist keine Überraschung. Natürlich wirkt die Idee, sich eine auch geschlechtlich falsche Identität zu geben, um damit aufzufallen,  lustig, aber mit solchen zu einfachen Einfällen negiert der Autor die anfänglich sehr schön aufgebaute Situation. Mehr und mehr bleibt der unbestimmte Eindruck, als habe Stephen Cole von einer Vision ausgehend – ein britisches Kriegsschiff verschwindet unter mysteriösen Umständen – seinen Plot am Reißbrett konzipiert und zu wenig originell überarbeitet. Stilistisch ein solider Roman, der kurzweilig unterhält, aber auch die Stärken und Schwächen der gegenwärtigen „Doctor Who“ Serie gegenüberstellt. 

 

 

 

PublisherBBC Books
ISBNISBN 0-563-48644-9
Set between"New Earth" and "School Reunion"
Number of pages256
Release dateApril 13, 2006