Mit „Das Janus Syndrom“ veröffentlicht der Apex Verlag zum ersten Mal den ursprünglich 1969 in Großbritannien veröffentlichten Roman als E Book. Das Buch erschien sowohl im Goldmann Verlag als auch der Xenos Super SF Reihe.
Douglas R. Mason ist einer der zahlreichen britischen Science Fiction Autoren, die vor allem in den fünfziger und sechziger Jahren stringente Science Fiction Abenteuer veröffentlicht haben. Mason veröffentlichte vor allem zwischen 1964 und 1975 Bücher. Hauptberuflich anfänglich Lehrer und später Rektor sorgte dafür , dass seine umfangreiche Produktion nach 1975 deutlich nachließ. Auch die Übersetzungen vor allem der Verlage Goldmann und Bastei ließen nach. Interessant ist, dass die meisten seiner Science Fiction Geschichte in Großbritannien unter Pseudonym erschienen, für die Übersetzungen wurde sein richtiger Name gewählt.
„Das Janus Syndrom“ ist ein für Masons Art der Science Fiction typischer Roman. Das psychedelische Titelbild der Xenos Ausgabe passt besser zur der Geschichte als die distanzierten, wenig emotionalen abstrakten Bilder der frühen Goldmann Taschenbücher.
Dr. Mark Brant arbeitet als Wissenschaftler auf einem abgeschiedenen fremden Planeten. Seine Vergangenheit holt ihn ein. Der Geheimdienst der Erde will ihn erpressen und zwangsrekrutieren. Er war früher mit einem anderen Forscher befreundet und hat mit ihm an dessen Erfindung gearbeitet. Unter dem Vorwand, seinen Freund aufzusuchen, soll er auf dem abgeschieden gelegenen Planeten Lados spionieren. Auf Lados hat man eine perfekte Maschine entwickelt, um nicht nur das eigene Volk unter Kontrolle zu halten, sondern auch alle Gehirnvorgänge möglicher irdischer Spione im Vorwege zu erkennen.
Auf den ersten Seiten entwickelt Douglas R. Mason das Ausgangsszenario. Mark Brant ist kein Geheimagent in James Bond Manier. Er ist ein intelligenter, zurückhaltender, aber auch selbstbewusster Mann. Der Geheimdienst braucht ihn auch nicht, um grundsätzlich auf Lados zu spionieren. Dazu haben sie trotz der eben angesprochenen Maschine andere Kräfte, die im Untergrund arbeiten und anscheinend rudimentäre Daten liefern. Mark Brant ist ein Mann, der an seinen Freund und für die Maschine verantwortlichen Wissenschaftler herankommen kann. Dazu wird er zuerst auf einen Urlaubsplaneten geschickt, um von dort quasi als zweite Station der Rundreise auf Lados einzureisen. Aber schon auf dem Planeten geht einiges schief und es gibt einen Toten.
Der Autor orientiert sich aber bei seiner Geschichte an einer Reihe von klassischen und damit auch klischeehaften Agentenabenteuern. Auf der einen Seite ist Brant ein trotz schneller „Ausbildung“ Amateuragent, der in ein Netz von Verstrickungen geschickt wird, seine Mission ist im Grunde von Beginn an eine Art Verzweifelungsversuch, an ein Geheimnis zu kommen, das die Erde schon vor einigen Jahren aus den Augen gelassen hat. Daher ist es folgerichtig, dass Brant beginnend mit der Begegnung mit einer schönen, aber auch unterkühlten Frau nur reagieren, aber an keiner Stelle wirklich agieren kann.
Durch dieses reaktive „Handeln“ wirkt der Roman insbesondere im mittleren Abschnitt entsprechend konstruiert. Nicht selten muss der Faktor Zufall zum Beispiel in Form einer Gruppe von Rebellen helfen, die sich teilweise selbst opfern, um Brant und seinem Gefolge die Flucht zu ermöglichen. Für einen Staat, der angeblich ja in Philip K. Dick Manier alles aus den Gehirnen der Betroffenen ablesen kann, agiert die Geheimpolizei ausgesprochen langsam, phlegmatisch und auf den stringenten Plot bezogen pragmatisch passend.
Gegen Ende der Geschichte versucht Douglas R. Mason das Heft des Handelns in die Hände seines Protagonisten zu legen. Als Erstes indiziert der Autor, dass Mark Brant doch mehr als ein Wissenschaftler ist. Bei den Aktionen gegen die Maschine und der fast obligatorischen Festnahme erweist er sich als widerstandsfähiger als gedacht. Am Ende präsentiert Douglas R. Mason ein solides Happy End auf einer süßsauren Note.
Um den eher eindimensionalen, pragmatisch agierenden, aber distanziert beschriebenen Mark Brant herum platziert der Autor einige interessante Figuren. Vor allem die unterkühlte Carol ist ein sehr viel interessanterer und vielschichtigerer Charakter als der eigentliche Protagonist. Bis zum Ende macht der Autor nicht abschließend deutlich, ob Carol nicht doch auf Mark Brant angesetzt worden ist. Zumal die Erde zumindest einige ihrer Agenten auch in Marsch setzt, um Brant auf Ladon zumindest peripher zu schützen.
Die Bevölkerung auf Ladon ist eine interessante Mischung aus stoischem Gehorsam, einer sich an den Maßstäben des Kommunismus orientierenden Zentralregierung und dem erstaunlich gut organisierten Widerstand. Bei einem konsequenten Einsatz der Maschine dürfte es allerdings den Widerstand gar nicht geben. Ihre Aktionen sind Ziel gerichtet und zumindest der Pyrrhussieg ist ihnen sicher. Der Beginn der stummen Revolution wird eindrucksvoll beschrieben.
Das Ende ist einer der vielen Szenen, welche das Potential des Romans andeuten. Douglas R. Mason ist mit „Das Janus- Syndrom“ auf die paranoide Linie eingeschwenkt, die vor allem Philip K. Dick so propagierte. Auch die Idee der besonderen Maschine erinnert an einige von Dicks Kurzgeschichten. Allerdings ist Douglas R. Mason auch stilistisch wie konzeptionell ein zu durchschnittlicher Schriftsteller, um die paranoiden Allmachtsphantasien totalitärer Regime im Kampf gegen Dicks wirklich absichtlich so durchschnittliche Protagonisten ausreichend und vor allem originell zu extrapolieren. Die von Brants Feund weiter entwickelte Maschine ist das perfekte Werkzeug für einen perfektionierten Überwachungsstaat. Allerdings wird im mittleren Abschnitt des Buches bestehend auch einigen Verfolgungsjagden aus dieser Idee herzlich wenig gemacht. Auch zu Beginn diskutiert Mark Brant mit seinem Freund über die Entwicklung und vor allem die möglichen Auswirkungen dieser Waffe. Dabei werfen sie sich gegenseitig einige Argumente an den Kopf, bleiben allerdings auf einer sehr oberflächlichen Note.
Auch Ladon selbst wirkt eher bieder beschrieben. Der Planet ist in der vorliegenden Form weder Fisch nach Fleisch. Auch hier werden interessante Ansätze buchstäblich über Bord geworfen. Mark Brant bewegt sich zu selbstsicher durch oder besser über eine ihm unbekannte Welt, die vor allem anscheinend von den anderen Welten durch die Regierung abgeschottet worden ist und weiter in einer politisch wirtschaftlichen Isolation gehalten wird. Viele Ansätze vor allem aus der Zeit des Kalten Krieges hätten besser und nachhaltiger verarbeitet werden können, damit dieser Roman in der vorliegenden Form funktioniert.
Auf der positiven Seite unterstreicht die Neuveröffentlichung im Apex Verlag den Versuch, die britische Science Fiction vor allem vor und in der Zeit des New Wave durch eine Reihe von heute vergessenen Autoren vorzustellen. Nicht alle Arbeiten funktionieren und/ oder haben den Zahn der Zeit gut überstanden, aber mit den E Books haben neue interessierte Leser die Möglichkeit, einige Namen entweder neu zu entdecken oder zum ersten Mal zu goutieren. Es ist dabei allerdings schade, das ein ambitionierter Versuch wie „Das Janus Syndrom“ am Ende in einer Reihe von Versatzstücken stecken und die gute Ausgangsbasis nicht abschließend zufrieden stellend extrapoliert worden ist.