Macht & Wort

Hans Jürgen Kugler & Rene Moreau (Hrsg.)

„Macht & Wort“ ist die dritte von Exodus Team zusammengestellte Anthologie im Hirnkost Verlag. In bewährter Manier fallen Geschichten und Graphiken zusammen und versuchen dem Themen der Macht der Sprache, aber auch der Sprache der Macht auf sehr unterschiedliche Art und Weise mit einem Schwerpunkt im Bereich der Antiutopie gerecht zu werden. 

 

Christian Endres eröffnet mit seiner Hardboiled Geschichte „Die Finger verbrennen, den Geist erfachen“ nicht nur die Anthologie, sondern auch der simpel betitelten Teilbereich „Wer schreibt, der bleibt“. Der Ich- Erzähler und Ermittler erhält auf eine besondere Art und Weise einen Auftrag. Er soll ohne Computer oder Internet nach dem Gegend suchen, der von einer besonderen Nummer charakterisiert wird. Wie einige andere Storys dieser Sammlung beschreibt der Autor eine dystopische Zukunft mit einer allgegenwärtigen Überwachungsstaatregierung. Die Grundidee der Pointe hat ein anderer weltberühmter Autor im Grunde für sich eingenommen, aber Christian Endres ist routiniert genug, durch die Vermischung mit dem Detektivgenre und seinen lakonischen Dialogen der Pointe noch ein wenig mehr Farbe zu geben und die Story reizvoll, aber auch konsequent zu beenden.

 

Auch Nicole Rensmann beschreibt in „Reden ist Macht“ eine zentralisierte Regierung, welcher sich der Protagonist beginnend mit dem Vorstellungsgespräch anschließen will. Zumindest auf der lokalen Ebene. Im ersten Teil beschreibt die Autorin den „Aufstieg“ Bos durch die verschiedenen Instanzen der Macht und die Reichweite seiner Entscheidungskompetenz, in der zweiten Hälfte kehrt Bo im Grunde zu den Wurzeln seiner Kindheit zurück und definiert sich durch die Begegnung mit Mia neu. Vielleicht wirken die revolutionären, von Bo relativ zügig eingeführten Ansätze überhastet, aber Nicole Rensmann nutzt den Raum der Kurzgeschichte sehr gut wie kompakt aus. Einige Stellen wirken ein wenig zu belehrend, zu stark konstruiert entwickelt, aber die Idee einer Gesellschaft nicht nur ohne Bücher, sondern im Grunde ohne Sprache ist so interessant, das sie in längeren Texten auch ausgebaut werden könnte.

 

Rainer Schorms „Aenaitjon- Scissors 4.0” beschreibt die Folgen der Einstellung von Updates bei einem Sprachsystem Scissors 2.0. In der zweiten Hälfte zeigt der Autor auf, welche Auswirkungen im Grunde das zweite Nachfolgesystem Scissors 4.0 haben wird. Wie bei Daniel Keyes teilweise aus der intimen Ich- Perspektive wird exemplarisch nicht nur die Verunsicherung, sondern die „Verdummung“ eines Menschen beschrieben, der den eigenen Geist wahrscheinlich auch im Sinne des politischen Systems solchen Sprach und Gedankensteuerungssystemen unterworfen hat. Vielleicht kommt der Einfluss von Scissors 4.0 hinsichtlich der zukünftigen sozialen Strukturen sogar in dieser dunklen, emotional aber auch ein wenig zu distanziert beschriebenen Geschichte zu kurz, aber Schorm streicht neben der Idee, Sprache effektiver und dank der Systeme auch konsequenter zu kennzeichnen eine Reihe von anderen aktuellen Themen wie zum Beispiel der kommerzielle Nutzen von nicht akzeptierten Updates durch die Älteren oder Ärmeren. Rainer Schorm versucht eine Reihe von sprachlichen Updates unauffällig in seine geradlinige Geschichte einzubauen. Das Ende ist nihilistisch, deutlich pessimistischer als zum Beispiel bei Christian Endres oder Nicole Rensmann, die in vergleichbar hierarchisch strukturierten Gesellschaften am Ende ihrer Texte dem Individuum eine kleine Chance einräumen, aus den engen Mustern auszubrechen.

 

„Vom Sitzen unter dem Hollunderbusch“ ist der Titel von Christopher Eckers dieses Subkapitel beschließenden Geschichte. Eingebettet in eine ganze Phalanx von SF Querverweisen unter anderem auf Russel oder van Vogt greift der Autor eher ein sehr altes, vielleicht manchmal auch schon antiquiert erscheinendes Thema auf. Sprachgewaltig, ironisch mit einem realistischen Blick auch auf die Folgen der Pandemie beschreibt der Autor anfänglich der Alltag eines Deutschlehrers, der durch die Nutzung eines seltsamen Begriffs schließlich wieder seine originäre Herkunft und vielleicht auch zukünftige Bestimmung (wieder-) findet.

 

Der zweite Abschnitt „Computer streiten nicht“ trifft mit seinen Geschichten nicht immer die Überschrift. Allerdings wird auch in den ersten vier Geschichten sehr wenig geschrieben und nicht alle Charaktere bleiben Christopher Ecker zum Beispiel folgend. Hans Jürgen Kugler greift zu Beginn mit „Davida“ auch ein eher altes Science Fiction Thema mit dem perfekten Kunstwesen Davida auf. Mit ihren künstlerischen Darbietungen verzückt sie die Massen und überspringt eine natürliche Grenze zwischen menschlicher Kunst und der Idee, das Kunstwesen oder künstliche Intelligenzen auch in diesen Bereichen ihren Schöpfern überlegen sind. Die Auflösung der Geschichte erscheint konsequent wie pragmatisch, aber der Autor baut am Ende noch eine kleine weitere Pointe ein, wobei die Vielzahl der Ideen auf zu wenig inhaltlichem Raum präsentiert werden. Nicht die einzige Geschichte dieser Anthologie mit dieser Art Manko, aber lieber zu viele Ideen in rascher Abfolge als das Wiederkäuen alter Muster.

 

In Robert Schweizers „She loves you (Yeah, yeah, yeah) geht es auch um die Idee, das in diesem Fall künstliche Intelligenzen bessere und kommerziell erfolgreichere Musik machen als Menschen. Man muss sie nur entsprechen programmieren und im Grunde auch schulen. Dafür ist unter anderem ein erfolgloser Liedermacher zuständig. Natürlich ahnt er, dass er sich selbst arbeitslos macht. Die Idee ist genau wie die Pointe nicht neu und der aus der Musikboxflasche befreite Geist erschafft nicht nur eine neue, aber auf alten Ideen basierende Bewegung, sondern beeinflusst, manipuliert und macht eine ganze Generation abhängig. Das Ende bezieht sich auf den Titel der Geschichte und wie schon angesprochen ist die abschließende Pointe keine echte Überraschung dieser dialogtechnisch allerdings sehr unterhaltsam geschriebenen Story.

 

Maike Brauns „Hamilton vs. Moore“ beschreibt den Letzten seiner Art, welcher den Kohlenstofflern ein nachhaltiges Geschenk machen möchte. Dabei geht es nicht um die Manipulation der Sprache oder gar Sprachzentrum von oben, sondern eine art Eliminierung negativer Begriffe von unter heraus. Das soll zu progressiv positiven Denken und Handeln führen und negative Aspekte wie unter anderem Krieg entwurzeln. Kompakt geschrieben mit vielen Ideen präsentiert die Autorin einen von der Masse der hier gesammelten Geschichten anderen Ansatz, der vielleicht in einer längeren Story noch besser hätte präsentiert werden können oder müssen.      

 

Künstliche Intelligenzen und ihre sozialen Auswirkungen ziehen sich in den unterschiedlichen Kapiteln wie ein roter Faden durch die Anthologie. Christians Manskes „Kalliope“ ist nicht nur die Beschreibung einer perfekten Welt – auch kein Novum in diesem Band -, sondern irgendwie auch eine Liebesgeschichte zwischen dem Protagonisten und im Grunde seinem perfekten künstlichen „Gegenstück“. Nur in dessen Alptraum zeigt sich vielleicht eine neue Realität. Bis dahin ist der Tag perfekt gestaltet und von Kalliope minutiös geplant. In einer derartig starken Anthologie bleibt die Geschichte allerdings eher oberflächlich und der bekannten Thematik kann der Autor nicht einmal eine starke Pointe hinzufügen.

 

Michael Iwoleits „Mindmorph“ beschließt den zweiten Abschnitt der Anthologie. Die Ausgangsbasis ist faszinierend und zeigt zum wiederholten Male, das Iwoleit nicht nur eine gute Hommage an Philip K. Dick schreiben, sondern einige seiner exzentrischen Ideen überzeugend extrapolieren kann. Was machen die Bots vor allem der Firma „Mindmorph“ als Marktführer, wenn die Menschen ihre Freunde und Helfer mal nicht brauchen? Wie bringen sie angeblich die Zeit ihrer Inaktivität. Die Antwort hat nicht nur mit den E Books auf Amazon zu tun, sondern führt in Nuancen zu einem interessanten, teilweise auch ein wenig überraschenden Ende, dessen vom Autoren allerdings implizierte Konsequenzen dann wieder bodenständig und oberflächlich erscheinen. Auf dem Weg dahin ist die erste Hälfte der Geschichte gelungen, während der zweite Teil erstaunlich schnell abflacht und wenig innovativ ausläuft.

 

Das dritte Kapitel „Großer Bruder ist nicht ganz richtig. Die Herausgeber haben zwar versucht, einzelnen Oberthemen Geschichten zuzuordnen, aber im Grunde gehen Ideen und Facetten Kapitelübergreifend ineinander über. Nele Sickel eröffnet das Kapitel aber mit einer perfiden Miniatur. „Justiti.b 21“ beschreibt, wie lernfähig die Bots selbst in Gestalt der neutralen Justiz sein können. Der Wiederholungstäter muss das am Ende erkennen, während er während der Anhörung sein einstudiertes Programm aus schwerer Jugend und Läuterung abspielt.

 

Der „Diktierter Weltfrieden“ von Andrea Timm geht noch einen Schritt weiter. Es ist nicht die einzige Geschichte dieser Anthologie, die ein Zensur der Sprache und einzelner negativ besetzter Begriffe als ersten Schritt zum Weltfrieden und damit einer perfekten Gesellschaft ansieht. Aber eine kleine Gruppe von Programmierern haben zumindest eine sehr originelle Methode, ihr Failsafe Programm schließlich zu aktivieren. Der neben dem Stricken vielleicht beste Aspekt dieser stringenten Geschichte.

 

Alexa Rudolps „Rede an die Waldameisen“ ist gleichzeitig Programm der Geschichte. Die Ablösung der alten Ordnung inklusive der Königin bedingt auch die Präsentation eines neue Diktators, der sich erst das Mäntelchen des Gutmenschen um die Ameisenschultern hängt, bevor er sich als schlimmer erweist wie die bisherige Königin. Als direkte Dankesrede an die Ernennung geschrieben  karikiert die Autorin gleichzeitig auch gegenwärtige politische Exzesse mit den jeweiligen Scheinkompromissen.

 

Uli Bendick ist nicht nur als Graphiker in dieser Anthologie vertreten. „MachtWorte“ ist eine komprimierte Extrapolation gegenwärtiger Exzesse, in deren Verlauf die Minderheiten und Querdenker sich gegen die schweigenden Massen durchsetzen und ihre Scheinwirklichkeiten mehr und mehr implementieren, bis es für die normalen Menschen zu spät ist, aus diesem subversivem Netz zu entkommen.  Drastisch und nicht nur künstlerisch, sondern auch sprachlich komprimiert wie exzessiv sucht Uli Bendick wie Alexa Rudolph einen anderen Weg als eine klassische Geschichte, um ihre Botschaft unter die Leser zu bringen.

 

Die vier Geschichten von „Großer Bruder“ werden der Kapitelüberschrift im positiven Sinne am ehesten gerecht, auch wenn sich wie eingangs erwähnt einige der Ideen auch in anderen Abschnitten der Anthologie wieder finden.

 

Klaus N. Frick leitet mit „Nur ein alter Gärtner“ den vierten Abschnitt „Unter der Maske“ ein. Ein alter Gärtner auf einem von Menschen besiedelten Mond wird von den inzwischen unter der Erde lebenden Menschen aufgrund seiner Ausbildung als eine Art Sündenkopf angesehen, weil das Terraformining der Welt nicht zum gewünschten Erfolg geführt hat. Ihm droht Gefängnis und als er sich am Grab seiner Frau von ihr verabschieden möchte, wendet sich auf eine ungeahnte Art und Weise das politisch soziale Blatt. Wie bei Michael Iwoleit ist die erste Hälfte der Geschichte deutlich stärker als das Ende. Die Ausgangsbasis, in einem melancholischen Unterton erzählt, ist gut extrapoliert, aber dann kommt aus dem sprichwörtlichen Himmel nicht unbedingt die Erlösung, aber zumindest ein Hoffnungsschimmer nicht nur für den Protagonisten, sondern die auch unter der Erbe lebenden Menschen. Das wirkt ein wenig zu stark konstruiert und vor allem zu mechanisch erzählt. Natürlich reicht der Raum bei Kurzgeschichten nicht aus, aber einige Texte dieser Anthologie erscheinen in dieser Hinsicht eher pragmatisch konzipiert als inspiriert entwickelt.

 

Angela und Karlheinz Steinmüllers „Abschied von Melchizedek“ setzt sich mit dieser gegenwärtigen Flut von Fake News auseinander. Es gibt sogar Firmen, die ganz Herrschaften von Schreiberlingen anheuern, damit in den unterschiedlichen, durchaus bizarren Sektoren die Öffentlichkeit mindestens verwirrt, wenn nicht sogar getäuscht wird. Am Ende kennt angesichts der sich immer wieder widersprechenden Entwicklungen und verschiedenen Firmen niemand mehr die Wahrheit. Das Ende ist zwar konsequent, aber viele der satirischen Ideen wirken eher an entwickelt als wirklich überzeugend niedergeschrieben.

 

Kai Fockes „Die aktuelle Liveschaltung vom 8. Juni 2049“ beschreibt ebenfalls einen inzwischen perfektionierten Überwachungsstaat. Die Anpassung der Systeme mit Verlusten in der Tiefe, aber nicht der Breite hat Rainer Schorm in seiner Geschichte schon extrapoliert. Emotional erreicht Kai Fockes proklamatische Kurzgeschichte diese Tiefe nicht, aber im Gegensatz zu Rainer Schorm ist sein Ende deutlich pointierter und damit nachhaltiger.

 

Heidrun Jänchens „Die große Stille“ ist eine der wenigen Geschichten dieser Sammlung, die sich nicht nur mit dem Virus auseinandersetzen, sondern eine interessante Mutation in Spiel bringen. Die Menschen haben die Fähigkeit zu Hören, aber auch zu Sprechen verloren. Es gibt nur noch eine Minderheit, die entweder die Fähigkeiten behalten oder wie die taubstumme Protagonisten sich aufgrund ihres Schicksals besser den sozialen Veränderungen stellen kann. Eine gute Ausgangsbasis mit einigen überraschenden, politisch kritischen Passagen sowie einem pragmatischen, vielleicht ein wenig zu optimistischen Ende. Aber alleine die Grundidee hebt den Text aus der Masse der sich an George Orwell orientierenden Geschichten deutlich heraus.    

 

Dominik Irrtenkaufs „Miss Verständnis“  beginnt wie einige andere Texte mit einem besonderen Vorstellungsgespräch, wobei der interessante Ansatz abschließend der versuch einer Kommunikation von unten, dem quasi einfachen Volk nach oben zu den menschlichen Regierungen ist. Die Pointe ist deutlich kraftvoller als bei einigen anderen Geschichten dieser Sammlung, allerdings versucht der Autor zu viele Ideen anfänglich auf zu wenig Raum zu konzentrieren, bevor er den roten Handlungsfaden aufnimmt.

 

Jörg Weigand schließt mit „Der Spezialist“ diesen Handlungsabschnitt ab. Eine Parfümfirma sucht einen neuen Spezialisten für ihre Werbekampagne. Sie ahnen nicht, welcher Zusammenhang zwischen der Landung von Außerirdischen auf der Erde und einem potentiellen Kandidaten, einem Autisten, besteht. Gegen Ende löst der Autor diese Verbindungen in seiner bekannten wie markanten sachlichen Art und Weise auf, wobei die gute interessante Ausgangsbasis länger im Gedächtnis verbleibt als die allenfalls pragmatische Pointe.

 

Der letzte Abschnitt ist „Die Vergangenheit der Zukunft“ übertitelt und enthält die besten Geschichten der ganzen Anthologie. Ein erster Höhepunkt ist Werner Zilligs „Führer befiehl...“, in dem eine Historikerin die Chance hat, einem Avatar des Führers zu begegnen, das in Israel hergestellt worden ist. Der Führer glaubt, das erst knappe fünfzehn Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg vergangen sind, in Wirklichkeit sind fast einhundert Jahre. Die Historikerin soll die Authentizität des Avatars begutachten und führt verschiedene Gespräche mit einem scheinbar geläuterten Hitler, der weiterhin vom Zweiten Weltkrieg, aber nicht mehr der Judenendlösung überzeugt ist. Beängstigende Gespräche mit faszinierenden, provozierenden Implikationen und vor allem fast subtilen Extrapolationen machen den Reiz dieser auch stilistisch ausgesprochen gut geschriebenen Geschichte aus. Zillig erschafft eine fiktive Realität, welche so viele Fragen nicht nur in der Protagonistin offen lässt.

 

Wolf Welling spielt in „Manifestationen“ dank seiner Kunstfigur Humpty Dumpty mit möglicherweise fiktiven Sprach- oder besser Märchenwelten, bis sich die Geschöpfe gegen die Herrscher auflehnen. Monika Niehaus hat in „Die Mutantin“ fast einen ähnlichen Ansatz. In der Zukunft der Vergangenheit – die Geschichte könnte auch in „1001 Nacht“ spielen – findet ein Tyrann eine Mutantin, welche die Wahrheit bzw. eine Lüge erkennen kann. Mit ihrer Hilfe festigt er seine Macht und sein Niedergang ist nur möglich, weil es noch etwas Kraftvolleres als die Wahrheit/ Lüge gibt, das allerdings auch ein wenig blind macht. Eine interessante, sehr kompakt erzählte Geschichte oder besser Allegorie auf die perfekte Macht, die es in dieser Form nicht gibt und wahrscheinlich niemals geben wird. Der Widerstand kommt wie bei Wolf Welling von unten und aus einer ungewohnten Ecke.

 

Friedhelm Schneidewinds „Das Versprechen des Schmerzes“ könnte sehr gut auf Werner Zilligs Führergeschichte folgen. Draculas Testament wird eröffnet. Eine verquere Darstellung verschiedener Passagen aus der Bibel in Kombination mit bekannten Figuren wie Vlad, dem Schlächter oder Nosferatu. Im Vergleich zur Gesamtlänge des Textes nehmen diese ohne Frage eloquent wie bizarr geschriebenen Passagen einen erstaunlich breiten Raum ein, aber der eigentliche Plot bleibt unabhängig von der stimmigen morbiden Atmosphäre auf der Strecke.

 

Klara Weigand schließt die Anthologie mit ihrer Geschichte „... Causa Finita!“.  Es ist nicht die einzige Story, in welcher Außerirdisch erstaunlich passiv eine Rolle spielen. Besondere philosophische wie allerdings auch selbstverliebte Geister spielen eine wichtige Rolle. Es finden sich einige Bezüge zur Bibel, aber das fatalistische Ende enttäuscht auch ein wenig. Natürlich sehen sich die Menschen wahrscheinlich in einem anderen Licht als die Außerirdischen, aber die vielen theoretischen Erkenntnisse führen zu einer buchstäblichen Quadratur des Kreises.

 

Die Geschichten sind farbig von verschiedenen Künstlern in unterschiedlichen Stilen illustriert worden. Uli Bendick, der sehr fleißige Mario Franke,  Jens Hoffmann und Michael Vogt teilen sich die Ehre. Sie geben den Kontext der jeweiligen Storys ausgesprochen gut wieder. Das brandaktuelle, im Grunde aber zeitlose Thema der Sprache und ihrer Macht – dabei spielt es keine Rolle, ob zum Guten oder Schlechten – wird in einer Reihe von überdurchschnittlichen Geschichten sowie einigen Texten, in denen die Idee mächtiger als das ausführende Wort gewesen ist, grundlegend mindestens zufrieden stellend bis gut abgehandelt. Wie die anderen beiden Exodus Anthologien gibt „Macht & Wort“ dem Leser die Möglichkeit, verschiedene Kurzgeschichtenautoren, aber auch ein breites Themenspektrum in einem wieder wunderschön zusammengestellten Hardcover kennenzulernen. Ein weiterer Prunkband dieser empfehlenswerten Anthologiereihe.

Macht und Wort: Die Macht der Sprache – Sprache der Macht - Gebrauchtes Buch - Angebot zuletzt aktualisiert am: 05.04.2022 07:00. - Uli Bendick

Hirnkost Verlag

352 Seiten
Hardcover mit Lesebändchen

ISBN 978-3-949452-19-2

November 2021