Heliosphere 2265- Band 18 "Die Wahl"

Andreas Suchanek

Im achtzehnten "Heliosphere 2265" mit dem einfachen Titel "Die Wahl" erfüllt Andreas Suchanek eine Reihe von Vwersprechen.  Wie in der Zyklusmitte der ersten Miniserie endet der Roman mit einem in doppelter Hinscht an der Spannungsschraube drehenden Cliffhanger. Vor allem ist das offene Ende so angelegt, dass sich die Handlung in verschiedene Richtungen entwickeln und der Leser wie die meisten der Protagonisten die Folgen nicht einordnen kann. Der Höhepunkt ist weniger solide durch den Handlungsverlauf vorbereitet, sondern kommt unerwartet und aus dem Nichts heraus.

Ein zweites Versprechen wird auch eingelöst. Jede der Figuren der zweiten Garde - in diesem Fall handelt es sich um einen Charakter, der seit dem Auftaktroman immer wieder in entscheidenden Rollen aufgetreten und in das Geschehen eingegriffen hat - kann sterben. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um einen Pro- oder Antagonisten handelt. Diese Erkenntnis trifft in "Die Wahl" in doppelter Hinsicht tief ins Mark, da sich der Charakter erst von einem Schock erholt hat. Lange Zeit ist die Figur ohne ihr Wissen vom Ketaria Bund mißbraucht und manipuliert worden. Kaum findet sich wieder zu sich, wird sie vor eine schwierige, aber konsequente Entscheidung gestellt. Nachdem Andreas Suchanek insbesondere in den ersten Romanen der zweiten Miniserie eine Reihe von Retttungen in letzter Minute präferiert hat, kommt dieser Tod überraschend, unterstreicht aber die Opferbereitschaft der Rebellen im NOVA System.

Im Vergleich zu den letzten Romanen konzentriert sich der Roman auf das Geschehen in und um das Alzirsystem. Die "Hyperion" Handlungsebene wird zurückgestellt. Auch wenn der Autor in den letzten Bänden sehr gut die verschiedenen Handlungsebenen voneinander abgrenzen und spannend entwickeln konnte, tut der Fokus auf einen Schauplatz allerdings weiterhin aus unterschiedlichen Perspektiven gut.

Es handelt sich allerdings nicht um eine Handlungsebene. Zum einen werden wichtige medizinische Daten aus den Computern gestohlen, die ein Agent dem Ketaria- Bund übermitteln soll. Die Manipulation von fünf Familien mit dem Ausschalten einzelner Generationen wird nicht weiter erläutert, vielmehr scheint der Autor Leser wieder an Bord holen zu wollen, die angesichts der zahlreichen Ereignisse ein wenig verwirrt sind. Unauffällig werden die bisherigen Ereignisse rekapituliert und zusammengefasst, bevor der Handlungsbogen wieder Tempo aufnimmt.

Sjöberg versucht mit seinen Truppen den Augenblick der Wahl auszunutzen, um von außen in das Rebellensystem einzudringen. Er ahnt noch nicht, dass auch er benutzt wird. Zu den besten Szenen des ganzen Romans gehört der Moment der Entscheidung, in dem er weiterhin seine Pläne verfolgen will und muss oder die Rebellen warnen kann, weil eine bislang unterschätzte Gefahr mit unbekannten Auswirkungen nach dem NOVA System greift. Zu den Stärken der ganzen Serie gehört vor allem in der zweiten Miniserie, dass jede Entscheidung nicht nur erkennbare Folgen hat, sondern wie bei einem Labyrinth einen neuen, bislang unbekannten Weg offenbart, der vielleicht eher zum Ziel führt. Genau wie die Paranoia Stärken der ersten Miniserie gehören diese Verschachtelungen im vorliegenden zweiten Zyklus zu den besten Sequenzen.

Und natürlich geht es um die Wahl der ersten Präsidentin des Systems. Der Ausgang ist nur bedingt eine Überraschung. Allerdings steht ihr Andreas Suchanek keine absolute Mehrheit zu. Vielleicht ein wenig zu sehr auf die emotionale Tränendrüse drückend baut der Autor auf dem Weg zur Vereidigung Spannung auf und versucht diese doch ein weiteres, hinzugefügtes, aber auch zu simpel vorbereitetes Element weiter zu steigern. Effektiver wäre es gewesen, wenn die Schhurken nicht in James Bond Manier ihre Pläne verraten und dabei einen entscheidenden Fehler begangen hätten. Auf der anderen Seite konnten sie nicht ahnen, dass die menschliche Ärzte keine ganze Arbeit leisten. So dramaturgisch geschickt diese ganze Sequenz auch aufgebaut ist, so schockierend das Ende erscheint, das einen direkten Übergang zum angesprochenen Cliffhangar bildet, so sehr erinnert kleine Facetten aber auch an die Klischees des Spannungsromans, in dem unnötig - die Wirkung alleine hätte alle in tiefste Verzweifelung getrieben - die Pläne Sekunden vor der Vollendung bekannt gegeben und eine Reaktion ermöglicht worden ist.

Unabhängig von dieser Schwäche ist "Die Wahl" ein ausgesprochen spannender, vielschichtiger Roman, in dem Andreas Suchanek weiterhin auch auf die Entwicklung seiner Protagonisten setzt und damit Leser trotz einer dynamisch entwickelten Handlung auch die Möglichkeit einräumt, Atem holend aufzuholen. Es interessanter Abschluss der ersten Hälfte der zweiten Miniserie.     

  • Format: Kindle Edition
  • Dateigröße: 1113 KB
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe: 121 Seiten
  • Verlag: Greenlight Press; Auflage: 1 (15. Mai 2014)
  • Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.
  • Sprache: Deutsch
  • ASIN: B00KD8FO9Q